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Vom Newcomer zum Pultstar

4. November 2009

Das Studium an der Musikhochschule ist vorbei, der Sprung ins Profilager schwierig. Oft helfen Wettbewerbe oder spezielle Förderprogramme für junge Dirigenten, erste Kontakte zu knüpfen.

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Die südkoreanische Dirigentin Eun Sun Kim strahlt in die Kamera (Foto: Deutscher Musikrat)
Eun Sun Kim aus SüdkoreaBild: Deutscher Musikrat, Bonn

Der Deutsche Musikrat bietet in seinem Dirigentenforum ausgewählten jungen Künstlern die Gelegenheit, mit namhaften Orchestern und Dirigenten zu arbeiten. Zwei der diesjährigen Teilnehmer waren die Südkoreanerin Eun Sun Kim und Christian Schumann aus Deutschland. DW-World.DE hat die beiden getroffen und nach ihren Karriereplänen gefragt.

DW-WORLD.DE: Frau Kim, Herr Schumann, Sie haben beide schon viele Orchester geleitet, wie können die ersten Schritte eines jungen Dirigenten in das Berufsleben aussehen?

Christian Schumann: Während des Studiums versucht man schon ganz bewusst und aktiv die Fühler auszustrecken, um Kontakte herzustellen mit Persönlichkeiten, die im Betrieb stehen, mit denen man dann zusammen arbeiten kann oder die einem Assistenzen verschaffen können. Man versucht auch projektorientiert ans Opernhaus zu gehen und dort Erfahrungen zusammeln, einfach den Betrieb kennen zu lernen und das in erster Linie mit Hinblick darauf, um die eigenen persönlichen Interessen und Stärken heraus zu finden.

Wie definieren Sie Ihre Rolle als Dirigentin, als Dirigent, sehen Sie sich als Orchestererzieher oder sind Sie eher musikalische Partner?

Eun Sun Kim: Als Dirigentin vor dem Orchester zu stehen ist noch nicht üblich in Korea. In Korea ist es immer noch wichtig, was die anderen denken. Als ich angefangen habe zu dirigieren hat mein Professor gesagt, dass ein Dirigent nicht ein Diktator oder Führer ist. Manchmal muss der Dirigent das Orchester beherrschen können. Aber der Klang der Musik kommt nicht vom Dirigent, sondern vom Orchester.

Der Dirigent Christian Schumann blickt entschlossen in die Zukunft (Foto: Deutscher Musikrat)
Christian Schumann aus DeutschlandBild: Deutscher Musikrat, Bonn

Christian Schumann: Da würde ich am besten von Idealvorstellungen sprechen wollen, weil es darauf ankommt, mit welchem Klangkörper man arbeitet. Wenn man zum Beispiel zu einem jungen Orchester für eine längere Zusammenarbeit eingeladen wird, dann ist es sicher wichtig, dass man eine Art Orchestererzieher ist, dass man einen Klangkörper und auch die einzelnen Persönlichkeiten im Orchester begleitet und nachhaltig den Klang des Orchesters formt. Wenn man als Gast zu einem Orchester kommt, da muss man sehr, sehr vorsichtig sein. Da gibt es andere Traditionen, das Repertoire wird anders gespielt. Selbst die Bogenstriche sind von einem anderen Dirigenten gemacht worden. Und man hat sowieso heutzutage sehr begrenzte Probenzeit, dann muss man sich einfach zurückhalten.

Wie reagieren Orchester auf junge Dirigenten – gibt es auch ein Feedback auf Ihre Arbeit?

Christian Schumann: Ich würde sagen: leider viel zu selten. Wenn man den Schritt geschafft hat, zu einem Orchester eingeladen zu werden und alleine dort zustehen, dann ist man in dieser Situation der Chef des Orchesters. Da sind Orchestermusiker sehr, sehr zurückhaltend. Man wird als Dirigent wegen des Berufsverhältnisses respektiert, aber es kommt nicht allzu häufig zu einem Datenaustausch.

Eun Sun Kim: Also, ich kommuniziere mit den Augen oder mit der Hand, oder mit dem Taktstock mit dem Orchester. Unsere Arbeit ist keine Einbahnstraße. Ich höre gerne zu, und dann machen wir zusammen Musik.

Welche Schritte sind für Dirigenten am Anfang der Karriere sinnvoll, wie kann man in den Musikbetrieb einsteigen?

Christian Schumann: Es gibt gerade in Deutschland verschiedene Schienen, das muss man ganz deutlich sagen. Das ist auf der einen Seite die Opernschiene. Die seht natürlich nur den Leuten offen, die vom Klavier kommen und die sich auf eine Repetitorenstelle mit Dirigierverpflichtung bewerben. Der andere Weg ist, sich auf das sinfonische Repertoire zu spezialisieren und dann an Wettbewerben teilzunehmen und zu schauen, ob etwas dabei heraus kommt.

Eun Sun Kim: Es gibt viele Wege, aber die Leute haben mich gesehen, sie waren sehr interessiert, und dann haben sie mir die Chance gegeben zu dirigieren. So kann man auch arbeiten, glaube ich.

Das Gespräch führte Gudrun Stegen

Redaktion: Conny Paul