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Auf der Suche nach Benazir Bhuttos Mördern

1. Juli 2009

Wer hat die charismatische Ex-Premierministerin Benazir Bhutto ermordet, wer waren die Auftraggeber? Anderthalb Jahre später soll dies jetzt ein UN-Team herausfinden – warum, fragt man sich in Pakistan.

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Gedenkplakate von Bhenazir Bhutto (Foto: AP)
Trauer um Benazir Bhutto ein Jahr nach dem MordBild: AP

Anderthalb Jahre nachdem die pakistanische Politikerin Benazir Bhutto bei einer Wahlkampfkundgebung in Rawalpindi einem Attentat zum Opfer fiel, nimmt an diesem Mittwoch (1.7.2009) eine dreiköpfige Untersuchungskommission der Vereinten Nationen ihre Arbeit auf. Chiles UN-Botschafter Heraldo Munoz leitet die Gruppe.

Als die damalige Musharraf-Regierung den pakistanischen Taliban-Chef Baitullah Mehsud als Hintermann des Anschlags identifizierte, bei dem Benazir Bhutto am 27. Dezember 2007 getötet wurde, reagierten ihre Anhänger und viele andere Pakistaner mit ungläubigem Ärger. In den Wochen vor ihrer Ermordung hatte Benazir Bhutto mehr oder weniger offen eine Reihe von Politikern aus dem Umfeld von Präsident Pervez Musharraf beschuldigt, ihr nach dem Leben zu trachten.

Bhuuto spaziert mit Clinton durch einen Garten. (Foto: AP)
International geachtet: Benazir Bhutto im Gespräch mit dem ehemaligen US-Präsidenten Bill ClintonBild: AP

In den Wochen nach dem Mord tauchten eine Reihe weiterer Fragen auf: War es wirklich der Selbstmordattentäter, der Benazir Bhutto tötete, oder wurde sie erschossen? Warum wurde der Tatort kurz nach dem Anschlag so gründlich mit Feuerwehrschläuchen abgespritzt, dass alle eventuellen Beweismittel vernichtet wurden? Auch eine nachfolgende Untersuchung von Scotland Yard, die im wesentlichen Erkenntnisse der pakistanischen Ermittler bestätigte, konnte die Zweifler nicht beruhigen.

Witwer verweigert Autopsie

Der amtierende Präsident und Witwer von Benazir Bhutto, Asif Ali Zardari, hat seinen Teil zur Verwirrung um die Ermordung seiner Ehefrau beigetragen, nicht zuletzt, indem er sich weigerte, eine Autopsie zuzulassen. Unmittelbar nach der Tat sagte Zardari, er wisse, wer Benazir ermordet habe. Der pensionierte General Talat Masood meint dazu: "Er hat schon alles Mögliche gesagt! Wenn er wusste, wer es war, warum musste er sich mit dem Fall dann an die Vereinten Nationen wenden, anstatt es dem pakistanischen Volk, seiner Partei und allen anderen zu verraten?"

Warum untersucht Pakistan nicht selbst?

Frau mit einem Bhutto-Buch in der Hand. (Foto: AP)
Für die Pakistanis ist der Tod Bhuttos nicht nachvollziehbarBild: AP

In der Tat stellt sich die Frage, warum Pakistan den Fall nicht einfach selbst untersucht, zumal Benazir Bhuttos Volkspartei heute an der Regierung ist. Manche Beobachter glauben, dass der Präsident als politischer Erbe Benazir Bhuttos seine Legitimität stärken will, indem er den Mord an ihr ins internationale Rampenlicht stellt. Zardari selber hat es vor kurzem so ausgedrückt: "Wir wollen diesen Fall nicht der lokalen Polizei von Rawalpindi überlassen. Wir wollen diese Untersuchung auch um der Geschichte willen."

Aber es gibt noch eine andere Erklärungsmöglichkeit, warum Zardari und seine Partei so großen Wert auf eine internationale Untersuchung legen. Der renommierte pakistanische Journalist Rana Jawad erklärt: "Ich glaube, sie wollen den Vorwurf vermeiden, dass die PPP-Regierung die Ermittlungen beeinflusst und missbraucht habe, um mit ihren politischen Gegnern abzurechnen." Anscheinend gehe man in Kreisen der aktuellen zivilen Regierung davon aus, dass die Taliban zum Zeitpunkt des Mordes von Teilen des Militärs und des Sicherheitsapparats unterstützt wurden. "Ich denke, sie wollen, dass die Vereinten Nationen genau das herausfinden und öffentlich machen: Dass zur Zeit des Mordes an Benazir Bhutto ein Teil der Streitkräfte mit den Taliban gemeinsame Sache gemacht hat!"

Wenn die UN-Kommission wirklich zu diesem Schluss käme, würde das natürlich ein größeres politisches Erdbeben auslösen. Und auch wenn die pakistanische Armee sich seit Monaten heftige Kämpfe mit den Taliban liefert, heißt das noch lange nicht, dass das Militär ohne weiteres bereit wäre, früher einmal existierende Verbindungen zu diesen Extremisten schonungslos aufdecken zu lassen.

Autor: Thomas Bärthlein

Redaktion: Marcus Bölz