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Britische Musikexporte

Pia Volk20. April 2007

Die Beatles waren der erste musikalische Exportschlager aus England. Während der "British Music Week" will die britische Phonoindustrie Bands und Sänger vorstellen, die ebenfalls Hits auf dem Kontinent landen könnten.

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Zwei Schöne Frauen drehen Gitarren in ihren Händen. Quelle: AP
Nicht unbedingt gitarrenlastig: die "British Music Week"Bild: AP

Es wird ein Festival der britischen Musik werden, das an diesem Freitag (20.4.) beginnt - mit neuen Namen, anderen Gesichtern, seltsamer Kleidung. Über 40 Künstler von der Insel werden bis zum 29. April Deutschland besuchen. Sie treten in Berlin, Hamburg, Köln und München auf.

Britische Künstler haben einen Anteil von 19,5 Prozent an den Albumverkäufen in Deutschland, meldet Media Control. Ein leichtes Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Betrachtet man die Hitlisten dieser Woche findet man genau dieses Fünftel wieder. Zwei Platzierungen in den Album- und zwei in den Single-Charts. In letzteren ist der Newcomer Mika auf Platz fünf und die Skandalnudel Robbie Williams auf Platz neun. Zufälligerweise können diese zwei Künstler als Beispiel für die jüngsten Entwicklungen der Musikindustrie gelesen werden.

Konzerte kann man nicht kopieren

Ein sehr großer Raum gefüllt mit CD Regalen.
Gehören CDs in Regalen bald der Vergangenheit an?Bild: AP

Mikas Debüt-Single hat es nur durch Download-Verkäufe auf Platz eins der englischen Charts geschafft - und das, obwohl auf einen legalen Download immer noch 14 illegale kommen. Die Verkäufe der physischen Tonträger sinken seit der Jahrtausendwende. Die Gewinne aus Konzerten hingegen nehmen zu. Früher war der Umsatz von CD, LP und MC viel höher als der aus Konzerten. Mittlerweile müsste sich beides die Waage halten, schätzt Stefan Michalk, stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Phonoverbände. Die Veranstatungsbranche hat aufgeholt, was daran liegen mag, dass man Konzerte nicht kopieren kann.

In solchen hat sich Robbie Williams vergangenen Sommer ausgiebig selbst zelebriert. Noch in den 90er-Jahren waren Tourneen Promotionveranstaltungen für neue CDs. Heutzutage ist es umgekehrt: CDs sind Werbung, um ein möglichst großes Publikum vor die Bühne zu locken. Für die Musiker ist es das bessere Geschäft. Während sie nur wenige Euro pro verkaufter CD erhalten, können sie für einen Live-Auftritt Millionen kassieren.

Von Ausnahmen abgesehen, scheinen britische Künstler nicht mehr den deutschen Musikgeschmack zu treffen. Im Jahr 2006 gab es nur drei Lieder, die es auf Platz eins der deutschen Hitparade schaffte. Die Amerikaner hatten doppelt soviel Hits, die Deutschen mehr als dreimal so viele. Die britische Musik muss um ihre deutschen Fans kämpfen. Auf der "British Music Week" wird deshalb jede Geschmacksrichtung bedient.

Indie-Rock, Elektro-Pop und Hip-Hop

Mit dabei sind Neuheiten wie "The Voom Blooms", "The Hedrons" oder "The Pipettes", die sich mit all den anderen Bands mit dem "The" vor dem Namen in die Liga des englischen Indie-Rock- und -Pop einreihen.

Bei "Robots in Disguise" klingt schon im Namen an, an welchen Vorbildern sie sich orientieren. "Kraftwerk" hat bereits in den 1980-er Jahren mit ihrem düsteren Elektro-Pop das Verhältnis von Mensch und Maschine thematisiert. Aus ähnlichem Repertoire bedienen sich zum Beispiel auch "IamX" und Patrick Wolf, die sich anhören, als hätten sie das Bildnis des Dorian Gray in Töne übersetzt.

Ein Mann mit weißem Shirt, die Ärmel hochgekrempelt mit einer Gitarre in der Hand und einem Mikrophon vor sich. Quelle:AP
Johnny Borrell, Frontmann von RazorlightBild: AP

"Fujiya & Mijaki" hingegen haben sich den ruhigeren Versionen der elektronischen Musik verschrieben. Ihre Musik ist der Soundtrack für den Tag, den man auf der Luftmatraze liegend auf dem See verbringt. Nur die Wolken ändern beständig ihre Form, aber ganz sacht und langsam, um den Träumer nicht zu erschrecken. Ganz anders ist "Lady Sovereign", die mit ihrem Hip Hop als weibliches Gegenstück zu Eminem gehandelt wird. Man trifft auch auf alte Bekannte, wie zum Beispiel Brett Anderson, der Sänger von "Suede", die bereist vor 15 Jahren als die beste Band Großbritanniens gehandelt wurde. Ähnlich androgyn und distanziert wie Anderson wirkt auch Johnny Borrell, Sänger von "Razorlight". Wie bereits 2006 kann man sich auch dieses Jahr wieder von seinen Posen faszinieren lassen, die in ihrer Ästhetik dem jungen Mick Jagger ähneln. Auch er war einst britisches Exportgut.