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Auf der Suche nach der Killerapplikation

Erik Albrecht19. November 2001

Deutschlands Telekom-Unternehmen zögern mit dem Ausbau der neuen UMTS-Breitbandnetze - doch wer A sagt, muss auch B sagen

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In der deutschen Telekom-Branche herrscht Unsicherheit. Im vergangenen Jahr haben die Unternehmen rund 100 Milliarden Mark für die deutschen UMTS-Lizenzen ausgegeben. Doch mittlerweile ist die Euphorie über die neue Breitband-Technik für Handys verflogen. Nach einer Studie der Hamburger Unternehmensberatung Mummert + Partner plant knapp über die Hälfte der deutschen Telekom-Unternehmen bis 2004 keine UMTS-Investitionen.

Das Problem: Den Unternehmen fehlt bislang die Killerapplikation für UMTS, also eine Anwendung, deren Nutzen die potenziellen Kunden sofort überzeugt und deshalb zum Massenmarkt zu werden verspricht. Roland Heinze, Pressesprecher bei Mummert + Partner: "Was nutzt die schönste Technologie, wenn man nicht weiß, was man damit machen soll? Und damit wird die Frage, welche Dienste werden denn UMTS-gestützt angeboten und vom Markt auch als sinnvoll empfunden, zum enscheidenden Erfolgsfaktor."

Momentan suchen die Unternehmen noch nach Erfolgsstrategien. Eine mögliche Anwendung für UMTS: Mobiler Email-Service. Dafür wären die Kunden wohl bereit zu zahlen. Doch die Branche zweifelt, dass man mit mobilen Emails wirklich Geld verdienen kann. Profitabel wären hingegen mobile Informationsdienste via Internet. Die sind aber nur für den kleinen Markt zahlungskräftiger Geschäftskunden interessant. Ein schlüssiges Unternehmenskonzept müsste nach Ansicht von Mummert + Partner aber sowohl die breite Masse als auch die potenten Geschäftskunden erreichen.

Roland Heinze von der Unternehmensberatung glaubt an den Erfolg von UMTS, dämpft aber Erwartungen: "Man würde darin nicht weiter investieren, wenn man nicht eine Chance sehen würde, damit Geld zu verdienen. Aber diese high-fly-Hoffnungen, die es am Anfang gab, dass da jetzt ruck-zuck Milliarden verdient werden, das halten wir auch mittelfristig für fragwürdig."

Es kann also noch einige Zeit dauern, bis das UMTS-Geschäft wirklich Gewinn abwirft. Deshalb sucht die große Mehrheit der Investoren momentan nach Kooperations- oder Fusionspartnern, um die Kosten für den Einstieg in die neue Technologie zu senken. Derweil investieren die Telekommunikationsunternehmen lieber in mobile E-Commerce-Projekte. In fünf Jahren wollen sie in diesem Bereich Gewinne einfahren. UMTS ist dagegen in der Branche zum Synonym für hohes Risiko geworden. Trotzdem glauben Experten, dass UMTS allein in Europa bis 2010 rund 100 Milliarden Mark Umsatz einbringen kann.

Wird UMTS also zum Markt der Zukunft? "Das hängt schlicht davon ab, ob Anwendungen gefunden werden, die den Endverbraucher überzeugen", glaubt Roland Heinze. "UMTS bietet das Potenzial, und jetzt kommt es im Prinzip auf die Kreativität der Unternehmen an und den Mut, Anwendungen auf den Markt zu bringen, die auch den Kunden was nutzen."