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"Auf die Griechen kommen harte Zeiten zu"

3. Mai 2010

Zu Krediten für Griechenland gibt es keine Alternative, sind sich deutsche Zeitungen sicher. Nun müssten Konsequenzen gezogen werden, damit so eine Krise nicht wieder vorkommt - in Griechenland und europaweit.

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Themenbild Presseschau (Grafik: DW)
Bild: DW

Die Südwest-Presse (Ulm) hält das Sparpaket der griechischen Regierung für alternativlos:

"Kein Zweifel: Der Preis ist hoch, den Griechenland für seine Schuldenmacherei zu berappen hat. Die von den Ländern der Eurozone und dem Internationalen Währungsfonds durchgesetzte radikale Haushaltssanierung ist indes ohne jede Alternative - für Griechenland wie für den Rest von Euroland."

Die Westdeutsche Zeitung (Düsseldorf) sieht durch die Krise auch Deutschland bedroht:

"Muss Europa, müssen wir Deutschen jetzt bluten, um den selbst verschuldeten Staatsbankrott der Hellenen abzuwenden? Die Gegenfrage lautet: Was wäre die Alternative? Der Bankrott würde auch Länder wie unseres treffen, bei denen Griechenland verschuldet ist. Das Fundament der Euro-Zone steht auf dem Spiel. Wir haben keine andere Wahl, als den Griechen unter die Arme zu greifen. Danach wird dann über Schuld und Konsequenzen zu reden sein."

Die Leipziger Volkszeitung fragt sich, ob Griechenland überhaupt soviel sparen kann:

"30 Milliarden Euro Haushaltskürzungen bis 2013 muss Athen bei der Rüstung, Hospitälern, Pensionären und Staatsbediensteten streichen. Dieses Versprechen klingt ähnlich glaubwürdig wie das Beharren der FDP, neben der deutschen Rekordverschuldung auch noch Rekordwerte bei der Steuerentlastung, der Bildungs- und Forschungsförderung zu garantieren, ohne dass die Kommunen endgültig schlapp machen."

Die Neue Osnabrücker Zeitung schreibt zu den Protesten in Griechenland:

"Auf die Griechen kommen harte Zeiten zu - mit Blick auf die Gefahr von Unruhen vielleicht zu harte. Die Aktionen der Gewerkschaften wirken nach der immensen ausländischen Hilfe trotzdem eher wie Provokationen denn Protest. Denn die Hilfe ist vielleicht ein Alternativ-, in jedem Fall aber beispielloser Akt der europäischen Solidarität. Andere Länder geben aus der Not heraus Geld, das sie selbst nicht haben. "

Die Stuttgarter Zeitung fragt sich, ob die Krise wirklich beendet ist:

"Die Europäische Union, diese Gemeinschaft so ungleicher Mitglieder, hat bewiesen, dass sie zur Solidarität auch mit denen bereit ist, die schwer gesündigt haben. Die Frage ist freilich, wie die äußerst nervösen Märkte reagieren. Werden sich die Griechen wieder zu vernünftigen Zinssätzen finanzieren können? Findet der Euro Halt? Oder stecken die Hellenen gar andere Länder des gemeinsamen Währungsraums an, die Portugiesen, Spanier und Italiener im Süden, die Iren im Nordwesten der Eurozone? Den Kraftakt zugunsten Athens kann die Gemeinschaft wohl schultern. Breitete sich die Krise jedoch dramatisch aus, wäre sie vermutlich überfordert."

Die Berliner Zeitung kommentiert Merkels Politik in der Griechenlandkrise:

"Bundeskanzlerin Angela Merkel spielt jetzt in der Krise der Staaten eine ganz andere Rolle als in der Finanzkrise. Damals ließ die US-Regierung Lehman Pleite gehen und löste damit einen globalen Flächenbrand aus. Merkel war an vorderster Stelle dabei, das Feuer zu löschen. Diesmal zündelt sie selber. Erst massiver internationaler Druck brachte sie zum Einlenken. Die ganz große Katastrophe ist damit verhindert. Von der Staatsfrau mit der hohen Reputation im In- und Ausland ist jedoch wenig übrig geblieben."

Die Münchner Abendzeitung fordert Konsequenzen aus der Krise:

"Wir haben hoffentlich gerade mal so wieder die Kurve gekratzt - wie nach der Finanzkrise. Wir sollten uns ernsthaft überlegen, welche Lehren man aus dieser Krise ziehen kann. Und den Blick zum Beispiel auf die ominösen Rating-Agenturen richten, die die finanzielle Lage Griechenlands durch ihre Abwertung nochmal verschlimmert haben. Wir dürfen das Schicksal ganzer Nationen in Zukunft nicht mehr solchen interessengeleiteten Finanz-Hasardeuren überlassen."

Die Financial Times Deutschland schlägt vor:

"Die Reaktion auf die Eurokrise muss an zwei Fronten gleichzeitig ansetzen: Erstens sollten die Euroländer den Stabilitätspakt mit härteren Sanktionen versehen und um weitere Kriterien erweitern, um dafür zu sorgen, dass ein Fall wie Griechenland gar nicht erst entstehen kann. Selbst das wird aber nicht verhindern, dass Länder in Not geraten. Falls ein Land so in Schieflage gerät, braucht die Eurozone zweitens einen Krisenmechanismus, der schnell und glaubhaft Nothilfen bereitstellen kann - der im schlimmsten Fall aber auch die geordnete Insolvenz eines Mitgliedsstaates einleiten kann."

Zusammengestellt von Dirk Eckert.