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Auf gepackten Koffern

Katharina Borchardt10. März 2003

Auswandererberater stellen es immer häufiger fest: Arbeitslosigkeit und wenig Karrieremöglichkeiten in Deutschland lassen viele Deutsche ins Ausland auswandern.

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Geht bald auch er?

Zu den absoluten Favoriten der Deutschen gehören nach wie vor die USA. 14.000 Deutsche wandern pro Jahr in die USA aus, ein kleiner Teil von ihnen mit einer Green Card im Gepäck. Gut 50.000 dieser unbegrenzten Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen werden jährlich von der US-amerikanischen Einwanderungsbehörde verlost.

Der Dortmunder Stefan Linnhoff ist einer der glücklichen Gewinner und will so schnell wie möglich weg: "Ich habe mich seit meinem zweiten juristischen Staatsexamen mit mehreren befristeten Arbeitsverträgen durchgeschlagen. Bei meinen deutschen Bekannten ist es ähnlich. Das kann so nicht mehr weitergehen. In Deutschland sehe ich für mich keine Zukunftsperspektiven mehr." Darum ist Stefan Linnhoff nun dabei, seinen Haushalt aufzulösen. Noch im März wird er nach Georgia übersiedeln. Um seine Zukunft in den USA macht er sich keine Sorgen: "Ich werde zunächst an einem MBA-Studium teilnehmen, um mich weiter zu qualifizieren. Es gehört zu diesem Studienprogramm, dass die Studenten sehr schnell mit Firmen und potentiellen Arbeitgebern in Kontakt gebracht werden."

Auswandern innerhalb Europas

Aber auch durch einen Umzug innerhalb Europas erhoffen sich viele Deutsche bessere Berufschancen. Die Mobilität europäischer Arbeitnehmer wird durch das Programm "European Employment Service" (EURES) aktiv von der Europäischen Union unterstützt. Innerhalb von Europa wanderten im Jahr 2000 Deutsche vor allem in die Schweiz (7998 Personen), nach Spanien (6750 Personen) und nach Frankreich (6603 Personen) aus. Trotz der geringen Arbeitslosigkeit in Skandinavien, waren diese Länder jedes Jahr jedoch nur für ein paar hundert Deutsche attraktiv.

Auswanderung im 19. Jahrhundert

Wirtschaftliche Nöte trieben schon im 19. Jahrhundert viele Deutsche fort. Als 1814 das Auswanderverbot für Deutschland aufgehoben wurde, strömten die Menschen in Massen zu den Auswandererhäfen Bremerhaven, Hamburg und Cuxhaven. Allein über Bremerhaven verließen über 7 Millionen Menschen ihre Heimat Richtung Übersee. So viele Auswanderer gibt es heute bei weitem nicht mehr. Zwar verlassen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jährlich gut 110.000 Deutsche ihre Heimat, doch von einem Auswanderboom kann nicht gesprochen werden. Außerdem wandern auch sehr viele Deutsche wieder nach Deutschland ein – und dabei seien deutschstämmige Aussiedler einmal unberücksichtigt.

Vorbereitungen

Das Raphaels-Werk der Katholischen Kirche steht seit inzwischen fast 125 Jahren Auswanderern mit Rat und Tat zur Seite. Martina Lüdeke vom Raphaels-Werk in Essen betont, dass eine gute Vorbereitung auf eine Auswanderung sehr wichtig ist. "Ich beobachte, dass Frauen tendenziell durchdachter an ihre Auswanderung gehen als Männer. Oft bleiben Frauen aber in Europa, während Männer den Sprung bis nach Übersee wagen. Männer gehen ihre Auswanderung oft aber auch recht blauäugig an."

Wer auswandern will, hat viel zu tun. Nicht nur vor dem großen Umzug ergeben sich eine Menge Aufgaben – Arbeitsstelle und Wohnung müssen gekündigt werden, der Haushalt muss aufgelöst oder verschifft werden, vom Abschiednehmen von Freunden und Bekannten gar nicht zu sprechen. Dass eine Auswanderung kein verlängerter Urlaub ist und dass man die Sprache des fremden Landes beherrschen sollte, muss klar sein. Und auch, dass im Ausland ein Job gefunden werden muss. Wer das vergisst, erleidet sowohl beruflich als auch privat im fremden Land leicht Schiffbruch. Wer will das schon? Denn wenn man auswandert, will man ja eigentlich nicht zurück kommen müssen.