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Auf nach Amerika!

Margret Steffen18. Januar 2004

Studenten der Universität Köln haben ein neues Betätigungsfeld entdeckt: Sie beraten Unternehmen, die sich auf lateinamerikanische Märkte wagen. Mit Erfolg.

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Die Studenten wissen: Jeder Markt hat seine eigenen RegelnBild: AP

Die Studenten kommen vom Studiengang Regionalwissenschaften Lateinamerika - einer Kombination aus Wirtschaftslehre, Politik, Geschichte und Sprachen. Eine gute Basis, um neue Chancen in einem Gebiet auszuloten, das ein wenig ins Abseits gedriftet ist.

Christian Hauser ist erfahrener Projektleiter, und mit ihm überlegen sich Studenten, wie Unternehmen ihren Start in Lateinamerika am besten hinlegen. "Als Unternehmer - wenn ich mich an die offiziellen Institutionen wende - habe ich oft das Problem, dass diese sehr überfrachtet sind mit Anfragen", meint Hauser. "Da wird dann oft nur ein Praktikant abgestellt, der mal mit einer Datenbank-CD-ROM recherchiert und dann kommt ein relativ unspezifisches Ergebnis dabei raus."

Gespür für fremde Mentalitäten

Anders als bei den Großen der Beraterbranche gibt es bei "Connosco" eine einmalige Anschubberatung. Passgenaue Konzepte und viel Gespür für fremde Mentalitäten sind garantiert. Juan Luis del Campo etwa kommt aus Santiago und sorgt dafür, dass bei "Connosco" derzeit alles Richtung Chile denkt.

"Das Interessante an dieser Unternehmensberatung ist, dass sie einfach weniger kostet. Es gibt junge Leute, die gedanklich viel offener arbeiten als eine etablierte Firma", so del Campo. "All das werde ich anführen, wenn ich in Chile Leute gewinnen will, bei ´Connosco´ eine Marktforschungsstudie in Auftrag zu geben. Denn die Exporteure kennen meist nicht den Markt, sondern höchstens ihre Abnehmer."

Der 30-Jährige bereitet Marktstudien für die umgekehrte Richtung vor: Exporteure jenseits des Atlantik sollen sich nach Deutschland wagen. Als fertiger Ökonom hat der 30-Jährige enge Kontakte zu chilenischen Export- und Agrarverbänden. Es gäbe in Chile sehr interessante Nischenmärkte, wie zum Beispiel die Avocado, erklärt del Campo. Das Land exportiert 90 Prozent seiner Avocados in die USA. "Die kommen nicht nach Europa. Warum nicht? Wo doch der Euro gerade stärker ist als der Dollar? Oder Meeresfrüchte! Wir haben 4000 Kilometer Küste. Das heißt, Chile bietet eine Vielzahl von Produkten, die man exportieren kann und die sehr interessant sind für den europäischen Markt."

Auf einem guten Wachstumspfad


Egal in welche Richtung, Lateinamerika wird wieder näher rücken, vermuten die Leute von "Connosco". Großinvestitionen der deutschen Industrie sind vor allem nach Osteuropa und Asien geflossen. Jetzt aber haben sich zwischen Rio Grande und Feuerland viele Staaten nach

dem Chaos der 1990er Jahre beruhigt, wie beispielsweise Argentinien oder Brasilien unter der Regierung Lula. Das eröffnet Perspektiven für den gemeinsamen Wirtschaftsraum Mercosur.

"Gerade Mercosur versucht jetzt, durch große Infrastrukturprojekte die Integration zu fördern", behauptet Christian Hauser. "In diesem Bereich gibt es jetzt viele gute Möglichkeiten. Auch in der Tourismusbranche. Lateinamerika ist momentan auf einem guten Wachstumspfad."

Vorgemacht hat es der deutsche Bauernverband CMA, der durch "Connosco" die Importchancen für brasilianische Lebensmittel prüfen ließ. Künftig will sich der Verein auch noch mit Spanien vernetzen. So schnell wird den jungen Volkswirten mit der Kultur- und Sprachkompetenz die Arbeit über Kontinente hinweg also nicht ausgehen.