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Aufgebrachte Moslems stürmen deutsche Botschaft

Kay-Alexander Scholz (mit dpa, afp)14. September 2012

Die Proteste in der moslemischen Welt gegen ein Anti-Islam-Video haben sich nun auch direkt gegen Deutschland gerichtet. Demonstranten attackierten die deutsche Botschaft im Sudan. Die Mitarbeiter sind in Sicherheit.

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Ein sudanesischer Polizist schützt einen Feuerwehrmann, der einen Brand in der Botschaft löschen will (Foto:AFP/GettyImages)
Bild: AFP/Getty Images

Bundesaußenminister Guido Westerwelle bestätigte die Berichte über einen Angriff von Demonstranten auf die deutsche Botschaft in Sudan. "Die Botschaft wurde gestürmt und teilweise in Flammen gesetzt, alle Mitarbeiter aber befinden sich in Sicherheit, Personenschäden gab es nicht", erklärte Westerwelle in Berlin. Das habe ihm der deutsche Botschafter Rolf Welberts bestätigt.

Gegen Mittag waren Demonstranten auf das Gelände der deutsche Vertretung vorgedrungen und hatten Feuer gelegt. Die Gewalttäter rissen das Emblem der deutschen Vertretung nieder, warfen Fensterscheiben ein und hissten die islamische Flagge. Westerwelle teilte weiter mit, im Auswärtigen Amt sei ein Krisenstab eingerichtet worden, der mit der Botschaft in Khartum in Kontakt stehe.

Der sudanesische Botschafter in Berlin sei bereits am Morgen einbestellt und unmissverständlich auf die Pflicht seiner Regierung zum Schutz diplomatischer Einrichtungen hingewiesen worden, sagte Westerwelle. Der Außenminister telefonierte auch mit seinem sudanesischen Kollegen Ali Karti und verurteilte in dem Gespräch den Angriff auf die Botschaft. Westerwelle habe eine "umgehende und umfassende Sicherung" der diplomatischen Vertretung verlangt, teilte das Auswärtige Amt weiter mit. Karti habe zugesichert, dass seine Regierung alles tun werde, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Deutsche Botschaft im Sudan verwüstet

Randalierer vor der deutschen Botschaft in Karthum mit dem abgerissenen Emblem. AFP PHOTO / ASHRAF SHAZLY
Randalierer mit dem abgerissenen Emblem der BotschaftBild: AFP/Getty Images

Zu dem Marsch auf die deutsche Vertretung in Khartum hatte der bekannte Scheich
Mohammed Dschisuli im staatlichen Rundfunk aufgerufen. So sollten die Demonstranten gegen mutmaßlich anti-islamische Graffiti an Berliner Moscheen demonstrieren und anschließend bei der US-Botschaft gegen den Anti-Islam-Film. In dem im Internet kursierenden, in den USA produzierten Amateurfilm wird der Prophet Mohammed verunglimpft.

Merkel besorgt über Gewalt

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich sich sehr besorgt über die Ausschreitungen in der arabischen Welt. "Ich verurteile die Angriffe auf die deutsche Botschaft in Khartum sowie auf mehrere amerikanische Botschaften in aller Schärfe", erklärte Merkel in Berlin. Gewalt dürfe nie Mittel der politischen Auseinandersetzung sein und religiöser Fanatismus dürfe nicht die Oberhand gewinnen, betonte die Kanzlerin. Sie rief alle Beteiligten zu "Ruhe und Besonnenheit" auf und forderte die Regierungen der arabischen Staaten auf, alles zu tun, um die Sicherheit der diplomatischen Vertretungen zu gewährleisten

Auch die britische und die US-Botschaft in Khartum wurden Ziel gewalttätiger Demonstranten. Einigen Randalierern gelang es, auf das Gelände der US-Vertretung zu gelangen. Nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija wurde ein Demonstrant getötet, als Sicherheitskräfte mit Tränengas in die Menge feuerten. Die Proteste hatten am Dienstag in Kairo begonnen, wo Islamisten die US-Botschaft stürmten. Sie griffen dann aber rasch auf andere Staaten der arabischen Welt über.

Innenminister sieht keine erhöhte Gefahr

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrichs hat unterdessen nationalistische Gruppen und Organisationen davor gewarnt, durch die Verbreitung des "unsäglichen Mohammed-Films" Muslime auch in Deutschland zu provozieren. Dem müsse man Einhalt gebieten, so Friedrich gegenüber der "Leipziger Volkszeitung". Konkrete Hinweise auf eine gesteigerte Anschlagsgefahr in Deutschland gebe es derzeit noch nicht. Allerdings herrsche erhöhte Wachsamkeit und gesteigerte Aufmerksamkeit bei Behörden und Bürgern.