Absolventenstudie
14. April 2009Wie bitte? Du möchtest Germanistik studieren? Da endest du ohnehin als Taxifahrer! Schiller-Dramen analysieren und Eichendorff-Gedichte studieren sei eine brotlose Kunst, so lautet ein gängiges Klischee über Germanisten und andere Geisteswissenschaftler. Natürlich gibt es solche "Ausreißer", die am Ende keinen adäquaten Job haben, aber die Regel ist das nicht. Akademiker egal welcher Fachrichtung haben gute Berufschancen. Das zeigt eine neue Studie des Hochschulinformationssystems HIS in Hannover.
Konsolidierung der beruflichen Situation
Über zehn Jahre hinweg haben die Autoren der HIS-Studie wiederholt 5477 Absolventinnen und Absolventen des Absolventenjahrgangs 1997 befragt. Die erste Befragung fand ein Jahr nach dem Abschluss statt, die beiden darauffolgenden fünf bzw. zehn Jahre nach dem Examen. Dabei wurden die Erfahrungen von Akademikern aller Fachrichtungen und Hochschularten gesammelt. Die Ergebnisse deuten "auf eine fortschreitende Konsolidierung der beruflichen Situation", sagt Projektleiter Kolja Briedis.
Studieren lohnt sich
Studieren lohnt sich, das zeigt die Studie. Zehn Jahre nach dem Examen liegt das durchschnittliche Brutto-Jahreseinkommen der Befragten bei rund 60.000 Euro. Allerdings variieren die Einkommen zwischen den Fachrichtungen deutlich. Sozialpädagogen kommen im Schnitt auf 38.000 Euro, Wirtschaftsingenieure hingegen bringen mehr als 100.000 Euro im Jahr nach Hause.
Arbeitslosigkeit ist bei Akademikern ein Übergangsphänomen. Zehn Jahre nach dem Examen sind gerade einmal ein Prozent der Befragten auf der Suche nach einem Job. Und wer arbeitslos wird, bleibt das in der Regel nicht lange. Etwa die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen, die im Laufe der Zeit arbeitslos waren, hatten nach weniger als einem Vierteljahr wieder eine Beschäftigung.
Akademiker sind beruflich zufrieden
Der überwiegende Anteil der Absolventinnen und Absolventen ist zehn Jahre nach dem Examen unbefristet beschäftig, bei Universitäten mehr als 70 Prozent, bei Fachhochschulen sogar mehr als 80 Prozent. Besonders hoch ist auch die berufliche Zufriedenheit unter Akademikern, die während des zehnjährigen Untersuchungszeitraums zugenommen hat.
Auffällig sind jedoch die Unterschiede der beruflichen Situation von Frauen und Männern. Während fast alle Männer nach zehn Jahren erwerbstätig sind, geht eine von fünf Absolventinnen keiner Erwerbstätigkeit nach. Die Frauen sind nach wie vor diejenigen, die ihre berufliche Karriere unterbrechen, um die Kinder zu erziehen. Wesentlich weniger Frauen als Männer geben an, ihr Partner kümmere sich um die Kinderbetreuung gleichberechtigt. Dementsprechend sind es auch die Frauen, die die Herausforderungen bewältigen müssen, wenn sie wieder in den Beruf zurück kehren.
Autorin: Svenja Üing
Redaktion: Gaby Reucher