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Aufnahmelager Idomeni versinkt im Schlamm

10. März 2016

Anhaltender Regen hat das Flüchtlingslager in Idomeni im Norden Griechenlands in eine Schlammwüste verwandelt. Die ersten Flüchtlinge verlassen das Lager an der mazedonischen Grenze. Doch Tausende harren weiter aus.

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Das Aufnahmelager in Idomeni im Regen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/S. Nenov

Nach zweitägigen schweren Regenfällen haben mehr als 250 Migranten das Aufnahmelager in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze freiwillig verlassen. Vor allem Familien seien mit Bussen in organisierte Lager im Großraum Athen gebracht worden, berichteten griechische Medien. Mindestens 13.000 Menschen harren aber noch immer in Idomeni aus.

Die Balkanroute von Griechenland in Richtung Westeuropa ist für Flüchtlinge faktisch geschlossen. Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien lassen seit Mittwoch niemanden ohne Reisepass und Visa passieren. Damit sitzen insgesamt mehr als 35.000 Menschen in Griechenland fest. "Wir hoffen auf ein Wunder", sagte eine 15-jährige Syrerin aus Aleppo, die mit ihrer Mutter und zwei jüngeren Brüdern seit zwei Wochen in einem Zelt in Idomeni lebt. "Wir dachten, Deutschland will uns. Darum haben wir ein Boot genommen und sind hierher gekommen."

Erkältungen, Atembeschwerden, Durchfall

Der anhaltende Regen hat das Aufnahmelager in Idomeni in eine Schlammwüste verwandelt. Hunderte Menschen, unter ihnen auch viele Kinder, leiden unter schweren Erkältungen, Atemwegsbeschwerden und Durchfall, berichteten Ärzte des kleinen Krankenhauses der Ortschaft Polykastro nahe Idomeni. Vertreter der griechischen Behörden, aber auch Hilfsorganisationen ermutigen die Menschen abzureisen. Es sei sinnlos im Schlamm zu warten, weil die Grenze zu Mazedonien vorerst nicht aufgemacht werde, hieß es.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) forderte die Flüchtlinge an der griechisch-mazedonischen Grenze auf, Angebote für eine bessere Unterkunft anzunehmen. Er habe gehört, dass die griechischen Behörden den Menschen, die derzeit in Zelten in Idomeni an der Grenze zu Mazedonien ausharren, komfortablere Unterbringungen in der Nähe angeboten hätten, sagte de Maizière in Brüssel vor einem Treffen mit seinen EU-Ressortkollegen zur Flüchtlingskrise. Es sei "nicht zu viel verlangt" von den Flüchtlingen, dass sie in bessere Unterkünfte umziehen.

Vorerst keine Räumung geplant

Zu Wochenbeginn hatte der stellvertretende griechische Verteidigungsminister Dimitris Vitsas angedeutet, das Lager könnte wegen der unhaltbaren Zustände evakuiert werden. "Noch ist keine Polizeiaktion in diese Richtung geplant", sagte ein Grenzpolizist aus der Region Idomeni der Deutschen Presse-Agentur.

Ein Ende des Zustroms von Migranten von der Türkei nach Griechenland ist vorerst nicht abzusehen. Am Morgen kamen rund 800 Migranten von den griechischen Ägäis-Inseln Lesbos und Chios in der Hafenstadt Piräus an. Am Abend wird eine weitere Fähre mit etwa 300 Migranten an Bord erwartet. Dies teilte die Küstenwache mit. Der Bürgermeister der Insel Chios rief die Regierung in Athen auf, sofort eine weitere Fähre einzusetzen, damit die Insel entlastet werde. In Chios warteten mehr als 3000 registrierte Migranten auf ihre Weiterreise zum Festland, berichtete das Staatsradio (ERT) weiter.

Erneut Migranten in die Türkei abgeschoben

Einige der Neuankömmlinge mussten indessen die Rückereise antreten: Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage nahm die Türkei eine größere Zahl Menschen aus Griechenland zurück. Griechenland schob 81 illegale Einwanderer aus Pakistan, Marokko, Algerien und Tunesien ab. Dies teilte das griechische Ministerium für Bürgerschutz mit.

Zunächst hatte das Staatsfernsehen von 90 abgeschobenen Migranten berichtet. Wie das Bürgerschutzministerium erklärte, schickten die türkischen Behörden neun der 90 zur Abschiebung an die Grenze gebrachte Migranten wieder nach Griechenland zurück, weil es Probleme mit ihrer Identität gab. Bereits am 1. und 2. März hatte Griechenland 267 Menschen in die Türkei abgeschoben. Die Menschen waren in den vergangenen Wochen aus der Türkei auf die griechischen Inseln übergesetzt und hatten sich geweigert, in Griechenland Asyl zu beantragen. Sie planten stattdessen nach Mitteleuropa weiter zu reisen und wurden von den griechischen Sicherheitsbehörden festgenommen und von Polizeikräften abgeschoben.

cr/stu (dpa, afp, epd)