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Aufräumen nach der Flutkatastrophe

9. September 2009

Nach den schwersten Regenfällen in der Türkei seit 80 Jahren werden immer noch mindestens acht Menschen vermisst. Die Zahl der geborgenen Leichen stieg auf 32. Ein Richter erließ erst Haftbefehle.

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Mit schwerem gerät müssen LKW geborgen worden(Foto: AP)
Die Fluten hatten auch LKW umgeworfenBild: AP

In Istanbul und Umgebung begannen am Donnerstag (10.09.2009) die Aufräumungsarbeiten. Schweres Gerät wurde aufgefahren, um Trümmer und angeschwemmtes Mataterial beiseite zu räumen. Die Rettungsmannschaften haben inzwischen 32 Leichen geborgen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan versicherte, aus dem Unglück würden Lehren gezogen. So würden Bauten in Flussbetten nicht mehr erlaubt.

Schäden in Millionenhöhe

Die Wirtschaftszeitung "Referans" erinnerte daran, dass es in den am schlimmsten betroffenen Gebieten im Westen Istanbuls bereits 1995 zu Überschwemmungen gekommen sei. Allerdings seien die Schäden damals geringer gewesen. Experten rechnen allein in der Metropole mit Sachschäden in Höhe von umgerechnet 65 Millionen Euro.

Die Katastrophe zog unterdessen auch erste juristische Konsequenzen nach sich. Nach einem Bericht des türkischen Nachrichtensenders NTV erließ ein Richter in Istanbul Haftbefehl gegen den Inhaber einer Textilfabrik, weil in einem Bus des Unternehmens sieben Frauen ertrunken waren. Auch ein leitender Angestellter kam in Untersuchungshaft. Der Kleinbus sei nicht für den Personenverkehr zugelassen gewesen und habe im hinteren Teil weder Türen noch Fenster. Die Fauen hätten deshalb keine Chance gehabt, als die Fluten kamen.

Autos werden von Überschwemmungsmüll befreit (Foto: AP)
Autos müssen von Überschwemmungsmüll befreit werdenBild: AP

Die schlimmste Katastrophe seit 1929

Staatspräsident Abdullah Gül sagte, es handle sich um die schwerste Überschwemmung in der Geschichte Istanbuls Nach Angaben von Meteorologen waren die Regenfälle so heftig wie seit 80 Jahren nicht mehr. In einigen Teilen der Nordwest-Türkei waren seit Dienstag pro Quadratmeter 220 Liter Wasser niedergegangen, wie die Behörden mitteilten. Im ganzen September habe es im Schnitt der vergangenen Jahre jeweils 35 Liter je Quadratmeter geregnet.

Klimawandel und wilde Bauten

Menschen in überfluteter Strasse versuchen ihre Habe zu retten(Foto: AP)
Menschen in Istanbul versuchen ihre Habe zu rettenBild: AP

Inzwischen mehren sich in der Türkei die Stimmen von Politikern, die den weit verbreiteten illegalen Bau von Häusern kritisieren. Dies habe wesentlich zum Ausmaß der Katastrophe beigetragen. Für das Unglück seien Menschen verantwortlich, nicht die Natur, sagte der Istanbuler Bürgermeister Kadir Topbas. Er forderte eine größere Sorgfalt bei der Auswahl von Standorten für Bauten. Der türkische Umweltminister Veysel Eroglu machte den weltweiten Klimawandel für die schwersten Regenfälle in Istanbul seit 1929 verantwortlich. Transportminister Benali Yildirim sagte dagegen, in der Türkei würden erst illegale Wohngebäude und dann die notwendige Infrastruktur errichtet. In einigen Teilen Istanbuls sollen bis zu 90 Prozent der Häuser illegal gebaut worden sein. Ähnlich hatte sich bereits am Mittwoch die Umweltorganisation WWF geäußert. Die Gefahr weiterer Überschwemmungen ist noch nicht gebannt. Für die nächsten Tage sagen die Meteorologen neue schwere Regenfälle voraus. (gmf/fab/mas/rtr/afp/ap/dpa)