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Aufschwung mit Olympia?

Hanspeter Detmer30. Dezember 2003

Deutschland wirbt als eine große Sportfamilie für Olympia in Leipzig 2012. Das könnte der Wirtschaft einen postiven Schub verleihen, meint Hanspeter Detmer.

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Sport – nur die schönste Nebensache der Welt? Wenn nicht alles täuscht, wird der Sport in Deutschland in den nächsten Jahren zu einer Hauptsache werden. Denn er bietet Chancen, die weit über spannende Unterhaltung hinausgehen und aus denen sogar Visionen erwachsen können. Ein Zauberwort heißt Olympia.

Zunächst denkt man natürlich an die Spiele im August in Athen. Aber wichtiger als der Kampf um die olympischen Medaillen in Griechenland ist aus deutscher Sicht der Stichtag 18. Mai. An diesem Tag wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) verkünden, welche von den Bewerberstädten um die Spiele des Jahres 2012 zur 'Olympic Candidate City‘ wird. Neben den acht Goliaths (großen Bewerbern) von Rio de Janeiro über Havanna bis New York, von London über Paris bis Madrid, von Moskau bis Istanbul ist die nur 500.000 Einwohner zählende ostdeutsche Stadt Leipzig der David (kleiner Bewerber).

Leipzig und München haben Gemeinsamkeiten

Vor drei, vier Monaten schien es, als sei Leipzig bereits chancenlos. Stasi-Seilschaften und Finanzmanipulationen verlangten zweifellos eine große Aufmerksamkeit. Unter die berechtigten Sachkritiker mischten sich jedoch zu viele andere Stimmen, denen Erfahrungen ebenso wie Visionen fehlen.

Leipzig heute und die vorige deutsche Olympiastadt München haben einiges gemeinsam. Als sich München um die Spiele für 1972 bewarb, steckte die Bundesrepublik nach Jahrzehnten des Nachkriegswirtschaftswunders erstmals in einer Rezession.

Auch jetzt sind die Wirtschaftsdaten schlecht und die Arbeitslosenquote vor allem in und um Leipzig und im Osten Deutschlands insgesamt hoch. Investitionen in Olympia? Reine Geldverschwendung, hieß es damals – und auch heute wieder.

München als Vorbild

Dabei sollte doch das Münchner Ergebnis auch mehr als 30 Jahre danach noch Mut machen. Immer noch profitiert die Stadt von dem Anschub, den ihr Vordenker wie der damalige Präsident des deutschen Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Willi Daume, und der damalige Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel verschafft haben.

Heute ist es der für den Spitzensport in Deutschland zuständige Bundesinnenminister Otto Schily, der Kleingeister vertreibt und Leipzig vom Provinzmief befreit. Recht hat der Sportminister, wenn er immer wieder betont, dass die Leipziger Bewerbung ein Werben ganz Deutschlands um Olympia sei.

Sport tut Deutschland gut

Sport tut Deutschland gut – ein Motto, das der Deutsche Sportbund derzeit doppeldeutig verkündet. Wer Sport treibt, baut Abwehrkräfte gegen die zunehmenden Zivilisationskrankheiten auf, deren Behandlungskosten die Gesellschaft kaum noch bezahlen kann. Guter Sport verhilft einer wirtschafts-depressiven Gesellschaft aber auch zum emotionalen Aufschwung. Ein Vergleich mit den 70er Jahren sei erlaubt: Olympia 1972, Fußballweltmeisterschaft 1974. Deutschland galt als Weltmeister im Durchführen von Topveranstaltungen. Parallel mit dem Stimmungsumschwung zum Positiven boomte auch wieder die Wirtschaft.

Schauen wir auf die Situation dieses Jahrzehnts. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wird nicht nur ein Mega-Sport-Ereignis, sondern auch ein einzigartiges Kulturfestival. Die Sportkultur der Welt wird dann bei den World Games 2005 in Duisburg vorgeführt. Berlin erwartet zum Internationalen Turnfest mehr als 15.000 Aktive aus aller Welt. Reiter-Weltspiele in Aachen, Weltmeisterschaften im Hockey, im Tischtennis, im Fechten, im Biathlon – bester Sport sollte eine ganze Nation mitreißen.

Da fehlt dann nur noch Olympia 2012 in Leipzig.