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Jahresrückblick

Rolf Wenkel31. Dezember 2007

Dollar im Sinkflug, explodierende Rohölpreise, Banken, die auf faulen Krediten sitzen - ein turbulentes Jahr der Wirtschaft geht zu Ende. Rolf Wenkel blickt zurück.

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Stahlarbeiter am Hochofen
Die deutsche Wirtschaft brummtBild: AP

Für die Deutschen begann das Jahr 2007 mit einem Ärgernis: Rund 24 Milliarden Euro würden sie in diesem Jahr mehr an Steuern zahlen als im Jahr zuvor. Allein die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar von 16 auf 19 Prozent füllt die Staatskasse mit 19 Milliarden Euro. Doch die Konjunktur in Deutschland brummt, so dass die meisten Fachleute aus der Wirtschaft nicht mit einem großen Einbruch rechnen. Auch in Europa werde die Wirtschaft bis 2008 um mehr als zwei Prozent wachsen, so die OECD.

Die Konjunktur brummt

Die Industrie in Deutschland ist gut ausgelastet, der Export floriert, und selbst auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist die Entlastung zu spüren. So zählten die Statistiker nur knapp 3,5 Millionen Arbeitslose - rund 650.000 weniger als ein Jahr zuvor.

Tief in den Geldbeutel gegriffen haben etliche Manager des Münchener Elektrokonzerns Siemens. Aber nicht, um die Mitarbeiter besser zu bezahlen, sondern um Schmiergelder an potentielle Auftraggeber zu verteilen. Auf 1,3 Milliarden Euro beläuft sich inzwischen die Summe der dubiosen Zahlungen. Der langjährige Siemens-Chef Heinrich von Pierer trat von der Spitze des Aufsichtsrats zurück, und Klaus Kleinfeld stellte seinen Posten als Vorstandschef zur Verfügung - für den bis dahin unbekannten Pharma-Manager Peter Löscher. Und der verspricht, aufzuräumen: "Wir sind nur interessiert an sauberen Geschäften."

Weltwirtschaftsgipfel - eine Erfolgsstory?

Optimistisch in die Zukunft blickt Bundeskanzlerin Angela Merkel, nachdem sie als Gastgeberin Weltwirtschaftsgipfel in Heiligendamm Ländern wie Kanada und Japan, vor allem aber US-Präsident George Bush wichtige Zugeständnisse in Sachen Klimapolitik abgerungen hat.

"Die Fortschritte liegen darin, dass jetzt wieder ein klarer Verhandlungsauftrag da ist - auf Basis des UN-Mechanismus", so die Kanzlerin.

Erfolgversprechend schien auch die Story vom Super-Flugzeug Airbus A 380 zu sein - bis Probleme mit der Verkabelung auftauchten. Erst im Oktober - mit fast zwei Jahren Verspätung - konnte die erste Maschine an Singapore Airlines ausgeliefert werden.

Euro auf Rekordjagd

Ende November kratzt der Euro auf seiner wochenlangen Rekordjagd an der Marke von 1,50 Dollar - so schwach zeigte sich die amerikanische Währung noch nie. Dennoch bleibt der Dollar die Leitwährung, so Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Ein Gutes hat die Dollar-Schwäche für die Europäer: Die Rohöl-Rechnung bleibt erträglich. Am 21. November steuerte der Preis für ein Barrel auf die 100-Dollar-Marke zu und verfehlte sie nur knapp. Hohe Nachfrage und knappes Angebot treiben den Preis nach oben, zusätzlich angeheizt durch die Dollar-Schwäche und die Spekulanten, die von Bank-Aktien auf Ölkontakte umschichten.

Faule Kredite

Und das hat seinen Grund: Bank-Aktien sind seit der Immobilienkrise in den USA in Verruf geraten. Die großen US-Banken mussten Milliardenbeträge abschreiben, etliche Bankenvorstände wurden gefeuert. Betroffen von der Krise sind längst nicht nur amerikanische Geldhäuser: Acht Milliarden Euro muss ein Bankenpool aufbringen, um die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB zu retten, die sich mit amerikanischen Hypothekenkrediten verspekuliert hatte, mit über 17 Milliarden Euro müssen die Sparkassen der Landesbank Sachsen unter die Arme greifen. International ist das Misstrauen unter den Banken so groß, dass die Notenbanken binnen weniger Tage mehr als 300 Milliarden Euro in die Finanzmärkte pumpen müssen. Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht.

Fahrplan für Klimapolitik

Das Jahr ging mit der größten Klimakonferenz aller Zeiten zu Ende. Herausgekommen ist in Bali der Fahrplan für die künftige Klimapolitik. Die Vereinten Nationen haben ihr Minimalziel erreicht: Ein Mandat für Verhandlungen, die 2009 in einen neuen Klimaschutzvertrag münden sollen. Aber ambitionierte Obergrenzen für den Ausstoß von Treibhausgasen sucht man vergeblich.