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Aus Tradition

15. Mai 2002

Unwissenheit führt zu Vorurteilen und Konflikten. In Deutschland tragen die Jüdischen Kulturtage zum Verständnis bei - Einblicke in jüdisches Leben heute.

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Kulturelle Begegnungen in der Synagoge in KölnBild: presse

Jüdische Kultur im Rheinland hat Tradition. Bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bereicherten jüdische Regisseure, Autoren und Künstler die Kulturlandschaft. Danach war es still geworden um die Pflege jüdischer Kultur. Unter dem Motto "zwischentöne - jüdisches (er)leben" finden nun 280 Veranstaltungen statt; von Theater-, Film- und Tanzdarbietungen bis hin zu Ausstellungen und Lesungen.

Zwischentöne in jüdischen Welten

Daher kommt auch Yoran Kaniuk, einer der bedeutensten Schriftsteller Israels, zu Besuch nach Köln und liest aus seinem neuen Buch "Der letzte Berliner". Darin thematisiert er die Begegnung mit einfachen Menschen, aber auch den Besuch von Bundespräsident Johannes Rau im Februar 2000 in Israel und die Walser-Debatte. Martin Walser hatte 1998 bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels von der "Moralkeule Auschwitz" gesprochen.

Jiddische Gesänge und Rezitationen

Jüdische Sichtweisen und das neue Selbstverständnis der Kulturschaffenden gehören ebenso zum Programm wie Konzerte. In der Synagoge Köln - wo sonst nur liturgische Gesänge zu hören sind - spielen die Chöre der Synagogen Leipzig, Düsseldorf und Köln aber auch jiddische und hebräische Folklore. Zum Abschluss der Kulturtage rezitiert der österreichische Schauspieler und Regisseur Klaus Maria Brandauer das Konzert "Platero und ich". In der Lyrik von Juán Ramón Jiménez geht es um die philosophischen Gespräche mit dem Esel Platera. Brandauer wird von dem Kölner Gitarristen Lucian Plessher begleitet.

Begegnung und Dialog im Film

Tomas Katz Film
Die neun Leben des Tomas KatzBild: Tomas Katz

Um jüdische Sichtweisen geht es auch im Film. Die Jüdischen Kulturtage haben nicht nur Produktionen aus Israel, sondern auch aktuelle Filme aus England, Russland, Frankreich und den USA im Angebot. Schwarzer Humor zeigt der Film "Die neun Leben des Thomas Katz". Der britische Filmemacher Ben Hopkins erzählt seine Geschichte mit Anleihen beim deutschen Stummfilm, bei Fritz Langs "Dr. Marbuse" und George Orwells Zukunftsvisionen.

"Mit ein bissel Massl" oder "Mit ein bisschen Glück"

Bis 1933 hatte Köln das einzige jüdische Wandertheater mit eigenem Ensemble und festen Spielstätten. Die Aufführungen reichten vom Musical über Komödien, Volkstheater und Satiren bis hin zu zeitgenössischen Aufführungen und Grotesken. Die Show des Kölner Theaterensembles Michoels bietet stimmungsvolle, aber auch nachdenkliche "Jiddischkeit" aus Deutschland. "Mit a bissl Massl" - mit diesem Stück möchte der Initiator Alex Schneider "das erste jüdische Theater der Nachkriegszeit" in Deutschland aufbauen. Trotz Hindernissen steht sein Ziel fest, ein Ensemble und mit eigenem Theaterhaus zu etablieren: Aus Sicherheitsgründen wurde die Eröffnungsrevue in der Kölner Synagoge jedoch verschoben. (jm)