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Ausbildung fertig – was jetzt?

30. März 2009

Die Prognosen für den Arbeitsmarkt sind düster - und demotivierend für Studenten und Auszubildende, denn sie stehen vor einer unsicheren Zukunft. Ein Besuch bei zwei Absolventen.

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Annika Villmow sitzt in einem Waschsalon vor ihrem Laptop (Foto: Benjamin Wüst)
Die Studentin Annika Villmow recherchiert im Internet nach JobangebotenBild: Benjamin Wüst / DW

Alexander Gräf ist selbstbewusst. Er ist 22 Jahre alt und im dritten Lehrjahr eines Bonner Malereibetriebes. Im Sommer ist er mit der Ausbildung fertig. Aber was kommt dann? "Bewerbungen? Da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich glaube, ich habe hier ganz gute Chancen, übernommen zu werden." Sein Chef, Malermeister Stefan Schmitz, hält große Stücke auf ihn. Versprechen kann er seinem Lehrling aber nichts. "Alexander ist von unseren Prüflingen der Beste." Seine Chancen, übernommen zu werden, stehen also eigentlich ganz gut. "Aber es kommt natürlich darauf an, wie sich die Konjunktur weiter entwickelt. Wir sind da im Moment nur sehr verhalten optimistisch."

In die Politik oder Taxifahrerin

Malermeister Stefan Schmitz sitzt an seinem Schreibtisch und telefoniert (Foto: Benjamin Wüst)
Malermeister Schmitz hofft auf die KonjunkturBild: Benjamin Wüst / DW

Für Alexander heißt das: Planungssicherheit - Fehlanzeige. Große Angst vor Arbeitslosigkeit hat er deshalb nicht, aber es treibt ihn um. "Man macht sich schon Gedanken, wie es einem jetzt ergeht. Gerade in dieser Zeit, in der die Aufträge wegbrechen, da kann der Betrieb eben nicht alle Leute behalten."

Alexander weiß zumindest, was er machen will: Er möchte weiter als Maler arbeiten. Damit ist er vielen jungen Akademikern einen Schritt voraus - auch Annika Villmow, die gerade in Bonn mitten im Studien-Endspurt steckt. "Ich weiß nach wie vor nicht so richtig, wo es lang geht", sagt sie. "Man muss sich ja auch ein bisschen nach den Gegebenheiten richten. Was bietet der Arbeitsmarkt? Was für Möglichkeiten habe ich?"

Die Hürde Magisterarbeit hat sie geschafft, jetzt kommen noch die Prüfungen. Und dann? So recht weiß die 26-Jährige das nicht. Sie hat Politik, Psychologie und Philosophie studiert und kann damit nun alles und nichts machen. "Natürlich, ich kann auch Taxifahrerin werden", sagt sie und lacht. "Aber ich kann auch in einem Unternehmen arbeiten, mich parteipolitisch engagieren, da gibt's ganz verschiedene Möglichkeiten."

Es fehlt die Sicherheit

Studentin Villmow greift in einer Waschmaschine nach Wäsche (Foto: Benjamin Wüst)
Villmow: "Den richtigen Weg finden"Bild: Benjamin Wüst / DW

Genau das scheint ihr Problem: Sie hat die Qual der Wahl. Annika gehört der Generation Praktikum an. Nach dem Abitur war sie erst einmal ein Jahr im Ausland - Australien und Neuseeland. Sie wusste eben nicht, was sie studieren sollte. Neben dem Studium in Bonn hat sie dann gejobbt und ein Praktikum nach dem anderen gemacht. "Ich habe nebenbei beim Radio gearbeitet. In einer PR-Agentur, dann war ich im Bundespresseamt in Berlin, dann im EU-Parlament in Brüssel bei einer Abgeordneten." Und so weiter.

Am liebsten würde Annika im Bereich Journalismus oder PR arbeiten. "Aber das wollen so viele", stöhnt sie. Angst vor der Zukunft hat sie trotzdem nicht, obwohl sie findet, dass alles schwieriger geworden ist. "Es gibt fast nur noch Zeitverträge. Immer muss man schauen: Was kommt nächstes Jahr?" Annika findet das durchaus spannend, "zumindest so lang man jung ist", sagt sie. "Aber auf Dauer fehlt einfach die Sicherheit."

Sicherheit? Die hat auch der Maler-Lehrling Alexander Gräf nicht. Aber auch er denkt positiv. Er glaubt an die Chance, übernommen zu werden. Aber was, wenn das nicht klappt? "Dann habe ich noch die Möglichkeit, die Schule weiterzumachen. Dann könnte ich noch mein Fachabitur nachmachen." Auch eine weitere Ausbildung kann sich Alexander vorstellen. "Irgendwas wird sich schon finden", scheint sein Motto zu sein.

Optimistisch in schweren Zeiten

Alexander Gräf hebt in seinem in seinem weißen Maleroutfit einen Farbeimer hoch (Foto: Benjamin Wüst)
Der Azubi Alexander Gräf hofft darauf, übernommen zu werdenBild: Benjamin Wüst / DW

Wirtschaftskrise, dunkle Prognosen für den Arbeitsmarkt, davon wollen sich Annika und Alexander jedenfalls nicht verrückt machen lassen. "Also ich bleibe jetzt erst einmal dabei: Ausbildung fertig machen. Und dann sehen wir weiter." Aller Anfang ist schwer, glaubt Annika: "Ich denke es ist zunächst schwierig erst einmal den Einstieg zu finden, aber ich bin da optimistisch. Wenn man den Einstieg erst einmal geschafft hat, werden sich die Dinge schon weiterentwickeln."

Autor: Benjamin Wüst

Redaktion: Dеnnis Stutе