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Hooligan-Anführer will zurück zur EM

19. Juni 2016

Gerade erst aus Frankreich abgeschoben, plant der ultrarechte Fan-Funktionär Alexander Schprygin in Moskau schon wieder seine Rückkehr. Er will zum Spiel Russlands gegen Wales am Montag.

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Russischer Hooligan und Nationalist Alexander Schprygin (foto: dpa/Sputnik)
Hooligan und Nationalist Alexander Schprygin mit Fans bei seiner Ankunft in MoskauBild: picture-alliance/dpa/E. Odinokov

Ihm war "Störung der offentlichen Ordnung" vorgeworfen worden und die französische Justiz machte kurzen Prozess: Mit 19 anderen gewalttätigen Hooligans musste der Chef der Vereinigung russischer Fußball-Fans, Alexander Schprygin, das Land verlassen. Der Rechtsaktivist will sich aber keineswegs dieser Entscheidung beugen. Nach seiner Ankunft auf dem Moskau Flughafen Scheremetjewo kündigte er lautstark an, er werde zur Fußball-Europameisterschaft zurückkehren.

"Wir haben alles gebucht"

"Ich bin ein Fan. Das Spiel in Toulouse ist entscheidend. Ich würde es wirklich gerne im Stadion sehen, wir haben auch alles gebucht. Ich will hinreisen", sagte der Ultranationalist. In Toulouse spielt am Montagabend Russland im entscheidenden Gruppenspiel gegen Wales.

"Die Sicherheit bei der EURO hat versagt. Es gibt ständige Unruhen auf der Tribüne, immer wieder Kämpfe. Nicht nur die Russen haben gegen die Engländer gekämpft. Die Nordiren haben gegen die Polen gekämpft, die Deutschen gegen die Ukrainer, die Kroaten gegen die Türken. Es ist endlos", versuchte Schprygin die russischen Randalierer zu rechtfertigen.

Gewaltexzesse in Marseille am Rande des EM-Spiels England-Russland (foto: reuters)
Gewaltexzesse in Marseille am Rande des EM-Spiels England-RusslandBild: Reuters/J.P. Pelissier

Russische Hooligans haben sich immer wieder gebrüstet, 120 Russen hätten am Rande des EM-Turniers "2000 Engländer gejagt". Darauf hätten die Fans seit Jahren gewartet. Bei schweren Auseinandersetzungen waren vor einer Woche in Marseille 35 Menschen verletzt worden, einige davon schwer. Die Gewalt ging offenbar vor allem von organisierten russischen Krawallmachern aus, fast alle Verletzten waren Engländer. Drei russische Hooligans wurden zu Haftstrafen von bis zu zwei Jahren verurteilt. Da russische Fans auch im Stadion losprügelten, drohte der europäische Fußballverband UEFA Russland zudem mit dem Ausschluss aus dem Turnier, sollte sich derartiges wiederholen.

Zahlreiche Moskauer Politiker hatten Verständnis für die Gewaltexzesse gezeigt und versucht, ihre randalierenden Landsleute zu verteidigen. Beschuldigt wurden die Fans anderer Länder oder die französischen Behörden. Kremlchef Wladimir Putin verurteilte die Krawalle, wollte die Rolle russischer Hooligans aber nicht überbewertet sehen. "Aber ich verstehe nicht, wie 200 von unseren Fans mehrere tausend Engländer zusammenschlagen können", hatte er unter dem Gelächter und Applaus seiner Zuhörer in St.Petersburg genüsslich hinzugefügt.

Ultrarechter Sport-Funktionär Alexander Schprygin mit Kremlchef Waldimir Putin (foto: dpa/Sputnik)
Ultrarechter Sport-Funktionär Schprygin mit Kremlchef PutinBild: picture-alliance/dpa/A. Nikolsky/Sputnik

"Bis auf die Knochen blamiert"

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Oppermann äußerte Sorge um die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland. "Russland hat sich als künftiger WM-Gastgeber bis auf die Knochen blamiert", sagte Oppermann dem Portal "Spiegel Online". "Die russische Mannschaft spielt einen gepflegten Altherren-Fußball - und gleichzeitig bestimmen Hooligans aus Russland die Schlagzeilen und bekommen auch noch Applaus aus Moskau, wenn sie zuschlagen."

Der Fußball-Weltverband FIFA müsse Moskau "in aller Deutlichkeit klar machen, dass etwas passieren muss", sagte Oppermann. "Es muss erkennbare Schritte für eine friedliche Fußball-WM geben, damit sich Fans und Gäste in zwei Jahren in Russland wirklich willkommen fühlen können".

SC/uh (SID, afp, rtre)