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Ausgezeichnetes Debüt

25. März 2010

Jürgen Vogel und Fabian Hinrichs brillieren in "Schwerkraft". Der Debütfilm von Maximilian Erlenwein erhielt in diesem Jahr den begehrten Max-Ophüls-Preis und kommt jetzt in die Kinos. Ein Gespräch mit dem Regisseur.

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Jürgen Vogel und Fabian Hinrichs in ediner Bar-Szene (Max Ophüls Festival)
Zwei FreundeBild: Filmfestival Max Ophuels Preis

Es ist ein typisches Buddy-Movie, also ein Film über ein Paar gleichen Geschlechts, das durch dick und dünn geht. Dabei sind die beiden jungen Männer in "Schwerkraft" von ganz unterschiedlichem Charakter. Der eine ist ein kleiner Bankangestellter, den der Selbstmord eines Kunden aus der Bahn wirft. Der andere ist ein Ex-Knacki, der nun seinem alten Freund wieder begegnet und mit diesem ein unkonventionelles Räuberduo bildet. Fabian Hinrichs und Jürgen Vogel ergänzen sich gut, so dass der junge Regisseur Maximilian Erlenwein mit seinem ersten Spielfilm direkt einen Coup landen konnte. Im DW-Interview gibt Erlenwein Auskunft über seine Motivation, den Film zu drehen.

DW-WORLD.DE: Zwei junge Männer werden in Ihrem Film zu einer Art Bonnie-und-Clyde-Gespann, zunächst auch sehr erfolgreich. Was hat Sie an dem Thema interessiert?

Maximilian Erlenwein: Also der Urgedanke, die Urfrage, die ich mir gestellt habe, ist: Worin liegt die Motivation für Kriminalität? Außerhalb der Sachen, die man kennt, also außer Gier zum Beispiel. Was gibt es noch für eine Faszination an Kriminalität? Wir sind ja auch fasziniert von Kriminalität. Jeder von uns. Deswegen gucken wir uns so gerne Gangsterfilme an. Was ist, wenn man das jetzt extrapoliert und weiter denkt für jemanden, der wirklich kriminell wird? So bin ich auf die Figur des Bankangestellten gekommen, der durch ein traumatisches Erlebnis, aber auch durch seine Anlagen, kriminell wird.

In einem Auto sitzt der Schauspieler Jürgen Vogel (Peter Endig dpa)
Das Verbrechen im Blick: Jürgen Vogel fasziniert in der Rolle eines Ex-KnackisBild: picture-alliance/dpa

Es gibt noch ein zweites Thema in dem Film: Freundschaft, beziehungsweise die Möglichkeit von Freundschaft....

Ganz genau, das kam dann dazu. Das bedingt sich ja auch. Man kann natürlich über mehrere Figuren verschiedene Dinge erzählen. Man kann eine Figur nicht alleine irgendwo lassen. Man muss ja Figuren interagieren lassen mit anderen Figuren, damit man irgendwas mitbekommt von denen. Und so hat es sich angeboten, diesen Counterpart zu entwickeln, der eben sehr unterschiedlich ist, eine völlig andere Figur ist.

Es sind - wie Sie sagen - zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die Jürgen Vogel und Fabian Hinrichs spielen. War das eine bewusste Idee, zwei ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander prallen zu lassen?

Maximilian Erlenwein im DW-Interview mit Mikro (Jochen Kürten)
Erlenwein im DW-InterviewBild: DW

Absolut! Wenn man zwei Charaktere so aufeinanderprallen lässt, die sich komplett ähneln, dann entsteht kein Konflikt. Deswegen überlegt man sich natürlich Charaktere, die weit auseinander liegen. Dann ist Zündstoff dazwischen. Dann passiert etwas.

Sie haben zwei relativ prominente Schauspieler in Ihrem Debütfilm dabei. Wie kommt man als junger Regisseur an solch großen Namen?

Mit Fabian Hinrichs habe ich zum einen schon mal einen Kurzfilm gedreht, "Blackout". Und mit ihm habe ich auch in der WG gewohnt, ein Jahr lang. Für mich war ganz klar, dass ich noch einmal einen Film machen will mit Fabian Hinrichs in der Hauptrolle. Ich will nicht sagen, ich habe es ihm auf den Leib geschrieben, aber das Drehbuch ist auch entstanden in der Zeit, in der wir zusammen in der WG gewohnt haben. Und das ist natürlich ein Traum, wenn man seinen Hauptdarsteller die ganze Zeit vor Augen hat, für den man die Rolle schreibt.

In einem Auto sitzt der Schauspieler Jürgen Vogel (Peter Endig dpa)
Für Jürgen Vogel gibt es kein Zurück mehr, zu sehr ist er mit seinen Taten verwachsen...Bild: picture-alliance/dpa

Und Jürgen Vogel haben wir das Drehbuch zugesandt. Da habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht gehofft, dass er zusagt. Und dann hat er mich irgendwann angerufen im Auto. Ich habe erst gar nicht geglaubt, dass er dran ist. Und dann haben wir uns getroffen und er hat zu unser aller Freude zugesagt.

Wie kommt man als Debütant an Geld?

Ich weiß jetzt nicht, ob ich irgendetwas Falsches sage, aber die haben natürlich nicht für ihre normale Gage gearbeitet! Jürgen Vogel kann man, wenn er eine normale Gage bekommt, für so einen kleinen Film nicht bezahlen. Da steckt eine Menge Leidenschaft von ihm drin. Das ist nicht nur bei den Schauspielern so. Das ist bei dem kompletten Team so, dass niemand die volle Gage bekommt. Und insgesamt finanziert ist der Film durch das ZDF, das "Kleine Fernsehspiel“, durch Arte und durch den Deutschen FilmFörderFonds.

Das Gespräch führte Jochen Kürten

Redaktion: Aya Bach