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Ausländerfeindlichkeit gehört zum Programm

21. April 2002

Bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich hat Jean-Marie Le Pen ein überraschendes Comeback geschafft. Dabei war es in den letzten Jahren ruhig um den Rechtsextremen geworden.

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Jean-Marie Le Pen an der WahlurneBild: AP

Le Pen gehört seit vielen Jahren in Frankreich zum politischen Stammpersonal. Er wurde mehrfach für ausländerfeindliche Äußerungen verurteilt. Nur mit knapper Not bekam Le Pen Anfang des Monats die 500 Unterschriften von Wahlpaten zusammen, die jeder Bewerber beim Verfassungsrat vorlegen muss.

Der 73-jährige glaubt an die "Ungleichheit der Rassen" und hat die Gaskammern der Nazis als "Detail der Geschichte" abgetan. Dafür wurde er 1997 in München wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Weil er im gleichen Jahr in Mantes-la-Jolie bei Paris jähzornig eine sozialistische Politikerin schlug, kassierte er eine dreijährige Bewährungsstrafe - woraufhin ihm das Abgeordnetenmandat im Europaparlament entzogen wurde.

Le Pen entstammt einer bretonischen Fischerfamilie, besuchte als Junge ein Jesuitenkolleg und studierte dann in Paris Jura. Obwohl von der Wehrpflicht befreit, medete er sich für den Waffendienst. Mitte der 50er Jahre war er als Fallschirmjäger in Indochina im Einsatz, anschließend auch im Algerienkrieg.

Mit der von ihm 1972 gegründeten Nationalen Front (FN) konnte Le Pen seit den 80er Jahren ein beträchtliches Wählerpotenzial hinter sich scharen: Hatte er noch 1974 bei der Präsidentschaftswahl nur 190.000 Stimmen erhalten, so schnellte die Zahl der FN-Wähler bei der EU-Wahl 1984 auf 2,2 Millionen und bei der Präsidentschaftswahl 1988 nochmals auf 4,4 Millionen (14,4 Prozent) hoch. Sein bisher bestes Ergebnis erzielte er mit 4,57 Millionen (15 Prozent) bei der Präsidentschaftswahl 1995.

Nach der Trennung von seinem einstigen Mitstreiter Bruno Mégret und der Spaltung der FN vor drei Jahren war Le Pen von vielen schon abgeschrieben worden. Doch das Thema Innere Sicherheit spielte im Wahlkampf eine entscheidende Rolle, zugleich mäßigte der rhetorisch geschickte Rechtsaußen-Politiker seine Attacken. afp/hh