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Tate Modern: "The World Goes Pop"

Heike Mund17. September 2015

Vor 50 Jahren eroberte eine neue Kunstströmung aus Amerika den Kunstmarkt: frech und farbstark. Die Zeit der Popkultur war angebrochen. Künstler wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein wurden zu Ikonen der Pop Art.

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Roy Lichtenstein Laughing Cat
Bild: Picture-Alliance / Photoshot

Nur am hintersten Ende der Ausstellung "The World Goes Pop" in der Londoner Tate Modern sind winzige Spuren der Pop-Art-Pioniere Andy Warhol und Roy Lichtenstein zu finden. Zerfetzte Reste des Suppendosen-Motivs von Warhol und des Comicbilds "Whaam!" von Lichtenstein, haben die beiden russischen Künstler Vitaly Komar und Alexander Melamid 1973 in ihre "Post-Art"-Serie eingebaut. Große Namen der Pop Art, zu denen Allan Jones, David Hockney, Robert Rauschenberg und Robert Indiana gehören sind in der Tate Modern nicht dabei. Die Ausstellungssmacher setzen auf unbekannte Künstler, die in der Zeit außerhalb von Großbritannien und den USA arbeiteten.

Die frühe Pop Art wurde auf dem internationalen Kunstmarkt schnell zu überhöhten Preisen verkauft. Diese Kunst war neu, frisch und frech und vor allem farbenfroh. Der Hype auf die neue Kunstströmung aus Amerika, die parallel auch in Großbritannien entstand, wurde vor allem von Galeristen und Sammlern aus Europa ausgelöst. Sie kauften verstärkt Pop Art auch für den deutschen Kunstmarkt. Der Schokoladenfabrikant Peter Ludwig war einer der ersten, der direkt aus dem Atelier bei den amerikanischen Künstlern großformatige Kunst einkaufte und damit den Grundstein seiner hochkarätigen Kunstsammlung legte.

"Die Amerikaner wurden von sehr erfolgreichen Galerien vermarktet. Die meisten Künstler, die wir in der Ausstellung zeigen, nutzten Pop-Art mehr als politisches Sprachrohr", erklärt Kuratorin Falvia Frigeri die Konzeption der Londoner Ausstellung. "Wer während der Diktatur in Brasilien oder unter Franco in Spanien künstlerisch tätig war, konnte natürlich nicht die Außenwirkung erreichen wie die prominenten Amerikaner."

Pop Art als Globale Kunst

Das Londoner Kuratorenteam ist viel durch die Welt gereist, um auch in anderen Ländern Künstler zu entdecken, die sich in den 1960er und 1970er Jahren intensiv mit Pop Art beschäftigt haben. Einige sind international nicht bekannt, die meisten der insgesamt 160 Künstler haben nur in ihren eigenen Ländern ausgestellt. Dabei existierte in Lateinamerika, Europa, im Mittleren Osten und auch in Asien damals eine lebendige Pop-Art-Szene, die nicht nur Bilder und Skulpturen, sondern auch Videokunst, Popmusik und Filme produzierte.

Ein wichtiger Schwerpunkt der Ausstellung in der Tate Modern ist den Künstlerinnen der damaligen Zeit gewidmet. In der Zeit des Aufkommens der Pop Art waren sie doppelt benachteiligt. "Ich nenne das Proto-Feminismus" sagt Kuratorin Flavia Frigeri, die im Team mit Direktorin Jessica Morgan und Elsa Coustou die Arbeiten und Künstler für diese Ausstellung ausgesucht hat. "Diese unbekannten Künstlerinnen, die nie dieselbe Aufmerksamkeit erreichten wie die großen Amerikaner, waren in ihrer Kunst viel mutiger, viel politischer. Bei Warhol oder Lichtenstein wusste man am Ende ja nie, ob sie den Konsum tatsächlich kritisieren oder vielleicht nicht doch einfach nur vereinnahmen" zieht Frigeri ihr Fazit.

Schon Ende der 1970er Jahre waren die amerikanischen Pop-Art-Künstler im etablierten Mainstream des Kunstmarktes angekommen. Da gab es wenig zu entdecken, sagt Kuratorin Falvia Frigeri. "Die Künstler, die wir hier zeigen, waren in keinem Fall zufrieden mit dem Zustand der Welt." Viele der über 200 Kunstwerke sind zum ersten Mal in Großbritannien zu sehen. Die historisch interessante Ausstellung in der Tate Modern in London, geht noch bis zum 24. Januar 2016.