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Australien kämpft für Todeskandidaten

6. März 2015

Australien hat Beschwerde gegen die Behandlung der beiden zum Tode verurteilten Australier in Indonesien eingelegt. Ungeachtet aller Appelle hält Jakarta an der Erschießung fest - nur das Datum ist noch unklar.

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Indonesien Todesstrafe für Myuran Sukumaran
Bild: picture-alliance/dpa

Australiens Premierminister Tony Abbott hat die Behandlung der australischen Todeskandidaten Myuran Sukumaran (Artikelbild) und Andrew Chan durch die indonesischen Behörden kritisiert. Die Beamten hätten sich "respektlos" verhalten und die Würde der Gefangenen verletzt. "Wir haben beim indonesischen Botschafter in Canberra dagegen protestiert", sagte Abbott.

In australischen Medien zirkulierten Bilder, auf denen Chan und Sukumaran umringt von Schwerbewaffneten im Flugzeug auf dem Weg zu der Insel Nusakambangan zu sehen sind, auf der sie hingerichtet werden sollen. Dabei posiert der Polizeichef von Denpasar, Djoko Hari Utomo, mit den Verurteilten. Ein Bild zeigt den Polizeichef, wie er neben dem sitzenden Chan steht und ihm eine Hand auf den Rücken gelegt hat. Er lächelt in die Kamera, während Chan reglos blickt. Ein weiteres Bild zeigt den Polizeichef neben Sukumaran, der zu ihm aufblickt. Er hat ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. Im Hintergrund sind zahlreiche schwerbewaffnete Sicherheitskräfte in dem Flugzeug zu sehen.

Ungeachtet aller Appelle hält Indonesien an der geplanten Hinrichtung fest. Die Regierung in Jakarta hatte zuletzt einen von der australischen Regierung vorgeschlagenen Gefangenenaustausch abgelehnt. Das Angebot habe für Indonesien "keine Bedeutung", sagte Generalstaatsanwalt Muhammad Prasetyo am Donnerstag.

Anti-Drogenaktivisten demnostrieren am Freitag für die Todesstrafe (Foto: dpa)
Anti-Drogenaktivisten demnostrieren am Freitag für die TodesstrafeBild: picture-alliance/dpa/EPA/Mast Irham

Chan und Sukumaran waren 2006 wegen Heroinschmuggels zum Tod verurteilt worden. Am Mittwoch wurden sie aus dem Gefängnis in Bali abgeholt und auf die Insel Nusakambangan gebracht. Die Verlegung deutet darauf hin, dass die Hinrichtung durch ein Erschießungskommando unmittelbar bevorsteht. Ein Sprecher des Generalstaatsanwaltes Prasetyo erklärte, er können noch nicht sagen, ob die Hinrichtung von insgesamt bis zu elf Verurteilten, zu denen auch die Australier gehören, noch in diesem Monat stattfinden werde.

"Angespanntes Telefonat"

Die Regierung in Australien hatte in den vergangenen Wochen mehrfach versucht, die Exekution noch zu verhindern. Außenministerin Julie Bishop sagte am Donnerstag, sie habe mit ihrer indonesischen Kollegin Retno Marsudi ein "sehr angespanntes" Telefongespräch geführt. Dabei habe sie angemerkt, dass es "australische Gefangene in Jakarta und indonesische Gefangene in Australien" gebe. Sie habe einen Austausch vorgeschlagen, und Marsudi habe zugesagt, ihre Bitte an den indonesischen Präsidenten Joko Widodo weiterzuleiten.

Der indonesische Generalstaatsanwalt Prasetyo wies den Vorschlag jedoch umgehend zurück. Häftlinge, die "unser Land vergiftet haben", dürften nicht ausgetauscht werden, sagte er. Auch Sicherheitsminister Tedjo Edhy Purdijatno sagte, die Hinrichtungen würden wie geplant vollstreckt.

Zwei Ausländer beten auf der indonesischen Insel Bali für die Todeskandidaten (Foto: dpa)
Zwei Ausländer beten auf der indonesischen Insel Bali für die TodeskandidatenBild: picture-alliance/dpa

Vor dem Parlament in der australischen Hauptstadt Canberra kamen am Donnerstag zahlreiche Menschen zu einer Mahnwache für die beiden Australier zusammen. Auch Premierminister Tony Abbott und Oppositionsführer Bill Shorten nahmen daran teil. Abbott forderte Indonesien erneut zum Einlenken auf. Er habe um ein letztes Telefonat mit Präsident Widodo gebeten, sagte er. "Ich kann aber nicht garantieren, dass die Bitte erfüllt wird." Widodo ist ein erklärter Befürworter der Todesstrafe für Drogenhändler.

Auch der deutsche Menschenrechtsbeauftragte Strässer appellierte an Widodo, von der Hinrichtung der beiden Australier und acht weiterer Todeskandidaten abzusehen. "Ich bedauere zutiefst die Ankündigung der indonesischen Generalstaatsanwaltschaft, in den nächsten Tagen bis zu zehn Menschen hinzurichten, und rufe den indonesischen Präsidenten Joko Widodo eindringlich dazu auf, die Vollstreckung der Hinrichtungen auszusetzen", erklärte Strässer. Die Todesstrafe sei der falsche Weg, um die Drogenproblematik zu bekämpfen. "Menschenleben sind ein zu hoher Preis für politische Symbolik."

stu/cr (afp, dpa, rtr)