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Ausverkauf an den Weltbörsen

Michael Knigge24. Juli 2002

Nach den heftigen Kurseinbrüchen der vergangenen Tage machen sich an Aktienmärkten erste Anzeichen von Panik breit. Experten zufolge werfen Anleger mittlerweile auch ohne konkreten Grund ihre Aktienpakete auf den Markt.

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Verkaufen um jeden Preis: Aktienhändler in FrankfurtBild: APTN

Der Kurseinbruch an den internationalen Aktienmärkten geht ungebremst weiter. Auch am Mittwoch (24. Juli 2002) gaben die wichtigsten Indizes erneut dramatisch nach. In Europa fiel der deutschen Aktienindex DAX, der britische FTSE-Index sowie der Eurostoxx um jeweils fast sechs Prozent. Zuvor hatten die asiatischen Aktienmärkte den Handel ebenfalls mit deutlichen Verlusten beendet. Auch in New York ging die Verkaufswelle weiter.

Trotz der drastischen Kursverluste ist Experten zufolge kein Ende der weltweiten Aktienkrise in Sicht. "Das Schlimmste ist noch nicht vorbei, denn derzeit ist leider noch kein Ende des Kursverfalls absehbar", sagte David Cavallero, Aktienhändler bei Credit Lyonnais, im Gespräch mit DW-WORLD. "Wahrscheinlich müssen die Märkte noch weitere 20 bis 30 Prozent fallen. Ähnlich pessimistisch beurteilt sein Kollege Frank Albrecht vom Bankhaus M.M. Warburg die Situation. "Kein Mensch kann sagen, ob der Boden in Kürze erreicht ist oder ob es nochmals weiter abwärts geht", betont er im Gespräch mit DW-WORLD. "Es gibt viele Anzeichen, dass wir uns mitten in einem massiven Sell-Off befinden."

Parallele zur Asienkrise

Für eine sogenannte Kapitulation, also den Ausverkauf, der am Ende eines Abwärtstrend steht, spricht Albrecht zufolge die Volatilität an den Aktienmärkten. Sie sei ebenso groß wie während der Asienkrise. Auch das sehr hohe Handelsvolumen deute auf einen Ausverkauf hin.

Eine eindeutige Begründung für die Dauerkrise an den Börsen können inzwischen auch die Experten nicht mehr ausmachen. "Es wird wahllos alles verkauft, egal welche Nachrichten es gibt", sagt Albrecht unter Verweis auf die branchenübergreifen Aktienverkäufe. "Die Stimmung ist äußerst schlecht", betont auch Credit Lyonnais-Händler Cavallero und fügt hinzu: "Für die Kurseinbrüche gibt es eigentlich keine wirkliche Ursache, es sind immer noch die Nachwirkungen der Enron-Krise.

Zwangsverkäufe von Versicherungen

Den Händlern zufolge werfen besonders große Versicherungskonzerne und amerikanische Vermögensverwalter ihre Aktienpakte trotz der schon seit Tagen fallenden Kurse auf den Markt. "Die großen Versicherer gehören zu den Verkäufern, weil sie wegen ihres Portfolios teilweise gezwungen sind, Aktien abzustossen, egal zu welchem Preis", sagt Albrecht. Dennoch empfiehlt er potentiellen Anlegern gerade jetzt über Aktienkäufe nachzudenken. "Wer sein Pulver bis jetzt trocken gehalten hat, sollte jetzt mit der Hälfte einsteigen." Zur Risikominimierung rät Albrecht statt Einzelaktien lieber Indexanteile zu kaufen.

Neue Tiefststände

Dagegen bleibt David Cavallero weiter skeptisch. "Die Menschen haben immer größere Zweifel an den Buchhaltungspraktiken der Unternehmen und verkaufen weiter ihre Aktien." Inzwischen verzeichnet der beispielsweise der deutsche Aktienindex DAX seit vier Tagen in Folge Kursverluste und fiel am Mittwoch zeitweise auf Fünfjahres-Tief.