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Autobombe in Durango

24. August 2007

Die Untergrundorganisation ETA hat ihre Aufkündigung des Waffenstillstands wahr gemacht und im Baskenland einen Autobombenanschlag verübt. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt.

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Ein Mitglied der Guardia Civil am Tatort, Quelle: AP
Ein Mitglied der Guardia Civil am TatortBild: AP
Mit diesem Video kündigte die ETA im März 2006 die nicht mehr bestehende Waffenruhe an, Quelle: AP
Mit diesem Video kündigte die ETA im März 2006 die nicht mehr bestehende Waffenruhe anBild: AP

Beim ersten Terroranschlag nach Aufkündigung der Waffenruhe durch die Untergrundorganisation ETA sind am frühen Freitagmorgen (24.8.07) im spanischen Baskenland zwei Angehörige der Guardia Civil von Glassplittern leicht verletzt worden. Die Polizeiwache wurde schwer beschädigt. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Attentat. Die Tat scheine auf das Konto der ETA zu gehen, erklärte eine Ministeriumssprecherin.

"Echtes Massaker verhindert"

"Alles deutet auf die ETA hin", sagte auch ein Sprecher der Guardia Civil. Spaniens Polizeichef Joan Mesquida sagte, "ein echtes Massaker" sei knapp verhindert worden. Etwa eine Stunde später wurde im wenige Kilometer entfernten Amorebieta ein ausgebranntes Auto entdeckt, das die mutmaßlichen Attentäter zur Flucht genutzt haben könnten.

Friedensdemonstration in Madrid nach einen ETA-Anschlag im Dezember, Quelle: AP
Friedensdemonstration in Madrid nach einen ETA-Anschlag im DezemberBild: AP

Die ETA, welche die Loslösung des Baskenlandes von Spanien anstrebt, hatte am 5. Juni eine von ihr im März 2006 erklärte Waffenruhe aufgekündigt. Die starke Explosion habe sich um 3.30 Uhr in der Kleinstadt Durango, etwa 30 Kilometer östlich von Bilbao, ereignet, sagte ein Sprecher der baskischen Verkehrswacht. "Wir wurden wegen einer Explosion alarmiert, die zwei Zivilgardisten leicht verletzt habe", sagte der Sprecher weiter. Die Betroffenen hätten Schnittwunden erlitten.

Anschlag ohne Warnung

Polizeichef Mesquida gab an, bei dem Anschlag seien 80 bis 100 Kilogramm Sprengstoff verwendet worden. Der Lieferwagen mit der Bombe sei von den Tätern extra nah am Gebäude der Kaserne geparkt worden, um die Wirksamkeit zu erhöhen. In den Kasernen leben nicht nur die Zivilgardisten, sondern auch deren Familien. Vor dem Anschlag habe es keinerlei telefonische Warnung gegeben, sagte der Sprecher der Verkehrswacht.

In der Vergangenheit meldete die ETA sich vor Sprengstoffanschlägen meistens mit einem Hinweis, um Opfer unter Zivilisten zu vermeiden. Der Radiosender Cadena Ser erinnerte jedoch am Freitag daran, dass die ETA Anschläge auf Sicherheitskräfte bislang meist ohne Vorwarnung verübt habe.

Verbindungen nach Portugal

Jose Luis Rodriguez Zapatero, Quelle: AP
Jose Luis Rodriguez ZapateroBild: AP

Vor dem Anschlag hatte die spanische Polizei am 21. Juni ein Auto beschlagnahmt, das mit 130 Kilogramm Sprengstoff beladen war. ETA-Mitglieder hatten das in Portugal zugelassene Fahrzeug kurz vor einer Straßenkontrolle überstürzt verlassen. Laut Mesquida hatte auch das explodierte Fluchtfahrzeug ein portugiesisches Kennzeichen. Die Sicherheitsbehörden fürchten, dass die ETA mittlerweile auch in Portugal Fuß gefasst hat.

Spaniens Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba hatte noch am Donnerstag vor einem bevorstehenden Anschlag gewarnt. Die politische Initiative des sozialistischen Ministerpräsidenten José Luis Zapatero für einen Dialog mit den baskischen Untergrundkämpfern ist damit vorerst gescheitert. Zapatero war von der konservativen Opposition für seine Verhandlungsversuche scharf kritisiert worden.

Die ETA hat im Laufe von 40 Jahren bei Anschlägen und Attentaten 819 Menschen getötet. In den vergangenen Wochen war sie vor allem durch Ermittlungserfolge der französischen Behörden unter Druck geraten. Diese nahmen Ende Juli unter anderem den Logistikchef der ETA fest. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy wollte am Freitag bei einem Besuch im französischen Baskenland in Bayonne zum Kampf gegen den Terrorismus Stellung nehmen. (stu)