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Sanierungspläne

4. Dezember 2008

Die Bitte der US-Autokonzerne um eine Finanzhilfe von 34 Milliarden Dollar stößt im Kongress offenbar auf Vorbehalte. Unterdessen will die Autoarbeiter-Gewerkschaft UAW den Konzernen mit einem Sozialverzicht helfen.

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Richard Wagoner (GM), Robert Nardelli (Chrysler) und Alan Mulally (Ford) (v.l.), Quelle: AP
Richard Wagoner (GM), Robert Nardelli (Chrysler) und Alan Mulally (Ford) (v.l.)Bild: AP

Ob die drei großen amerikanischen Autobauer den Kongress von den gewünschten Milliarden-Hilfen überzeugen können, ist fraglich: Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, sagte vor der Sitzung des Bankenausschusses am Donnerstag (04.12.2008), er sehe nicht die erforderliche Mehrheit für eine derartige Unterstützung. Reid sagte der Nachrichtenagentur AP, es sei Sache der Regierung, Mittel aus dem 700-Milliarden-Dollar-Paket für die Banken an die Automobilbranche abzuzweigen. Der demokratische Ausschussvorsitzende Chris Dodd verwies die Branche an die Notenbank. Er schrieb einen Brief an Fed-Präsident Ben Bernanke mit der Frage, ob es irgendwelche Hindernisse für Kredite der Notenbank an die Automobilkonzerne gebe.

Getrennte Rettungspläne

Zwei Wochen nach einem ersten gescheiterten Vorstoß im Kongress legen die Vorstandschefs von General Motors (GM), Ford und Chrysler diesmal getrennte Rettungspläne vor, die eine massive Umstrukturierung vorsehen. Die Anhörungen vor den zuständigen Ausschüssen von Senat und Repräsentantenhaus sind auf zwei Tage angesetzt.

Statt wie im November mit ihren Firmenjets reisen die Konzernchefs diesmal im Auto an, Quelle: AP
Statt wie im November mit ihren Firmenjets reisen die Konzernchefs diesmal im Auto anBild: AP

Die Lage ist akut: Der größte US-Autobauer GM will vom Staat einen Notkredit über zwölf Milliarden Dollar, wobei vier Milliarden sofort überwiesen werden sollen. Außerdem wünscht sich die Opel-Mutter zur Absicherung weiterer Risiken eine zusätzliche Kreditoption auf sechs Milliarden Dollar. Chrysler hat seinen Finanzbedarf bis zum Jahresende mit sieben Milliarden Dollar angegeben, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Der Konkurrent Ford braucht bis zu neun Milliarden, hofft aber, auf das Geld nicht unbedingt zugreifen zu müssen.

Geste der Vorstandchefs

Die GM-Ankündigung löste sofort neue Spekulationen über eine drohende Pleite aus. Das "Wall Street Journal" berichtete, die ranghohe Funktionäre der Autoarbeiter-Gewerkschaft UAW befürchteten eine Insolvenz von General Motors noch vor Weihnachten, falls die Milliarden vom Staat nicht kämen. In Deutschland bereitet sich Opel schon seit Mitte November auf eine Insolvenz der Konzernmutter vor und hat für diesen Fall um staatliche Bürgschaften von mehr als einer Milliarde Euro gebeten. Die Bundesregierung will bis Weihnachten darüber entscheiden.

Um Abgeordnete und Öffentlichkeit gnädig zu stimmen, haben die Vorstandschef von GM und Ford, Rick Wagoner und Alan Mulally angekündigt, dass sie bei staatlicher Hilfe ihr persönliches Jahresgehalt auf einen Dollar begrenzen wollten. Chrysler-Chef Bob Nardelli hat diesen Schritt bereits vollzogen. Vor dem Kapitol zeigen die Detroiter Konzerne neue Modelle mit geringem Benzinverbrauch um zu demonstrieren, dass sie ihre Firmenstrategie bereits erneuert haben.

Hilfe von der Gewerkschaft

Im Bemühen um eine Rettung der Konzerne erklärte sich unterdessen die Autoarbeiter-Gewerkschaft UAW zu Zugeständnissen bereit. Die UAW wolle unter anderem Zahlungen der Konzerne in Höhe von mehreren Milliarden Dollar an einen Gesundheitsfonds stunden, sagte Gewerkschaftspräsident Ron Gettelfinger nach einem Krisengespräch am Mittwoch in Detroit. Außerdem soll die so genannte Jobs-Bank ausgesetzt werden. Diese Einrichtung sichert entlassenen Mitarbeitern bis zu 95 Prozent ihres Gehalts. Mehrere Kongressmitglieder hatten die Autobauer im November dafür kritisiert, dass sie unbeschäftigte Arbeiter bezahlen.

UAW-Präsident Ron Gettelfinger, Quelle: AP
UAW-Präsident Ron GettelfingerBild: AP

Einen Zeitrahmen für die Änderungen bei der Jobs-Bank nannte Gettelfinger nicht. Ein Teilnehmer des Krisentreffens in Detroit erklärte, die Änderungen würden bedeuten, dass sie nahezu komplett wegfalle. Gettelfinger sagte, die Gewerkschaft sei zu neuen Verhandlungen in einzelnen Punkten bereit. "Wir werden uns hinsetzen und die Mechanismen ausarbeiten", sagte der UAW-Chef.

Der US-Automarkt liegt derzeit am Boden: Im November fiel der Absatz nach Branchenzahlen um 37 Prozent. Die Verkäufe von GM brachen um 41 Prozent ein, der Ford-Absatz um gut 30 Prozent.Nach Zahlen des Marktforschungsunternehmens Autodata schrumpfte der US-Autoabsatz im November um 37 Prozent auf knapp 747.000 Fahrzeuge. Es sei das erste Mal seit Jahrzehnten, dass in einem Monat weniger als 800.000 Fahrzeuge verkauft wurden, hieß es. (stu)