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Autowerk Daewoo-FSO Polen vor ungewisser Zukunft – Verkaufszahlen sinken

6. März 2002

- Autohersteller sehen im Import von Gebrauchtwagen aus dem Westen Ursache für Probleme

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Warschau, 4.03.2002, RZECZPOSPOLITA, poln.

In dieser Woche beginnen in Warschau Verhandlungen über die Zukunft der Automobilfabrik Daewoo-FSO. Nach langem Warten ist eine koreanische Delegation in Polen eingetroffen, die bereit ist, über die Ausführung des Privatisierungsvertrages der Automobilfabrik FSO zu verhandeln.

Die Fabrik Daewoo-FSO beklagt - ähnlich wie auch andere einheimische Autohersteller - die Tatsache, dass der Markt vor der Flut von alten Gebrauchtwagen nicht geschützt wird. Die von der Regierung angekündigten Änderungen in den Gesetzen, die den Import von Gebrauchtwagen begrenzen sollten, haben bislang lediglich längere Schlangen an den Grenzübergängen verursacht.

"Die Interessen von einigen hundert Personen, die durch den Import von Gebrauchtwagen ihr Geld verdienen, dürfen nicht über die Zukunft der Autofabriken in Polen gestellt werden", behauptet Pawel Kosmala, Direktor für Marketing- und Verkauf bei der Fabrik Daewoo-FSO.

Als 1996 die Fabrik FSO vom Daewoo-Konzern gekauft wurde, hat sich der Konzern verpflichtet, 1,1 Milliarden US-Dollar in das Unternehmen zu investieren und innerhalb von sechs Jahren die Produktion von Motoren zu starten. Bisher wurden 880 Millionen Dollar investiert, aber die Herstellung von Motoren wurde nicht in Angriff genommen. Die ersten Fristen bezüglich der Verpflichtungen, die aus dem Kaufvertrag resultieren, sind Ende Februar abgelaufen.

Eines der Gesprächsthemen ist mit den niedrigen Verkaufszahlen von Wagen der Marke Daewoo in Polen verbunden. Im Jahr 2001 wurden nämlich lediglich 39 900 Autos dieser Marke verkauft, d.h. 69 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Nach Meinung von Direktor Kosmala sind die niedrigen Verkaufszahlen nicht nur auf die Ungewißheit über die Zukunft der Fabrik Daewoo-FSO zurückzuführen, sondern auch auf die neuen Gesetze über die Einfuhr und den Verkauf von Gebrauchtwagen. Dies sei besonders seit Anfang des Jahres sichtbar, nachdem das Alterslimit für westliche Gebrauchtwagen und die Zollgebühren abgeschafft wurden.

Im Januar 2002 wurden nach Polen fast 25 000 Gebrauchtwagen eingeführt, 19 000 davon waren älter als vier Jahre. Nach Schätzungen von Wojciech Drzewicki, dem Inhaber der Firma Samar, die sich mit der Untersuchung des Automarktes in Polen beschäftigt, wurden in den ersten zwei Wochen im Februar d.J. etwa 17 000 bis 19 000 Gebrauchtwagen eingeführt. Die Hälfte davon war älter als zehn Jahre alt.

Direktor Kosmala betont, dass die Autohersteller in Polen sich der Tatsache durchaus bewußt waren, dass der Schutz des polnischen Automarktes nicht ewig dauern werde, da im Integrationsvertrag zwischen Polen und der EU, der 1991 geschlossen wurde, eine Senkung der Zollgebühren um fünf Prozent jährlich und die Abschaffung des Zolls im Jahr 2002 vorgesehen war.

Die derzeitige Lage der Fabrik Daewoo-FSO ist nach Meinung von Direktor Kosmala ein Beweis dafür, dass die Übergangsphase für die Anpassung an den EU-Markt nicht richtig berechnet wurde. (...)

Nach Ansicht von Pawel Kosmala kann man mit der Abschaffung von Zollgebühren für importierte Neuwagen durchaus leben. Man kann jedoch die Tatsache nicht akzeptieren, dass der Markt vor der Flut alter Gebrauchtwagen überhaupt nicht geschützt wird. Seiner Meinung nach beabsichtigten die ausländischen Investoren, die ihr Geld in die Rettung polnischer Autofabriken investiert haben, relativ billige Neuwagen zu verkaufen. "Der polnische Markt befindet sich immer noch in solch einer Entwicklungsphase. Über 80 Prozent der gekauften Automobile gehören zu den billigsten Marken", stellt Pawel Kosmala fest.

Im Jahr 2001 wurden - trotz des Verbotes, nach Polen Unfallwagen einzuführen - über 216 000 Gebrauchtwagen eingeführt, über 51 Prozent davon waren acht bis zehn Jahre alt. Um zu beweisen, dass dies eine bedeutende Rolle bei der Senkung der Verkaufszahlen für Neuwagen in Polen spielte, zitiert Direktor Kosmala die Verkaufsstatistik aus anderen Ländern, wo der Verkauf im Vergleich zum Vorjahr nicht gesunken ist. "In Deutschland z.B. wurde im Jahr 2001 zwar auch eine Senkung des Verkaufs um 1,1 Prozent verzeichnet, aber das war weniger als ein Jahr zuvor, in dem der Verkauf um elf Prozent gesunken war. Zur Verbesserung der Lage auf dem deutschen Markt haben wir selbst wesentlich beigetragen, indem wir von dort alte Gebrauchtwagen zu uns importierten", sagt Pawel Kosmala und erinnert daran, dass sich der gesamte Rückgang des Verkaufes von Neuwagen in Polen im Jahr 2001 auf 31,6 Prozent belief. (Sta)