1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Avi Primor: Nach den Parlamentswahlen sind neue Schritte der Israelis und der Hamas denkbar

22. März 2006

Ex-Botschafter Israels im Interview von DW-WORLD.DE

https://p.dw.com/p/88uu
"Man hat mit Hamas schon gesprochen": Avi PrimorBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Der Direktor des Zentrums für europäische Studien an der Universität in Herzliya und frühere Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor, geht davon aus, dass die neue israelische Regierung nach den vorgezogenen Parlamentswahlen am 28. März 2006 zwar verlangen werde, dass die Hamas die Existenz Israels anerkennt, dass sie aber "auch erheblich flexibler sein wird und sich mit den Taten und mit der Realität abfindet und nicht unbedingt auf Erklärungen wartet". In einem Interview von DW-WORLD.DE sagte Primor: "Das wäre ein neuer Schritt für die Israelis und ein neuer Schritt für die Hamas-Bewegung."

Vor den Parlamentswahlen heiße es "wahlbedingt: Mit der Hamas-Bewegung spricht man nicht, hat man nie gesprochen, wird man nie sprechen". Primor wies darauf hin, dass die „Scharon-Regierung hinter den Kulissen ausgerechnet mit der Hamas-Bewegung verhandelt" habe, als es darum gegangen sei, den Rückzug Israels aus dem Gaza-Streifen vorzubereiten und "wir uns darüber Sorgen gemacht haben, wie man ihn friedlich in die Tat umsetzen kann ohne Feuer und Blutvergießen". Primor zur Deutschen Welle: "Man hat mit Hamas schon gesprochen, man hat mit ihr eine Verständigung gefunden. Natürlich alles nur hinter den Kulissen." Die neue Hamas-Regierung sollte sich im ersten Schritt Israel gegenüber passiv verhalten und "keine Terroranschläge ausüben. Das kann sie, und wahrscheinlich will sie es auch. Denn die Hamas-Bewegung hat bereits vor eineinhalb Jahren einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen", so Primor weiter.

Zum Ausgang der Parlamentswahlen erklärte Primor, angesichts der "unerwartet stabilen Meinungsumfragen" rechne er mit einer Koalition der Kadima- mit der Arbeitspartei. "Das wird insgesamt eine eher gemäßigte Regierung sein", so der frühere Diplomat. Ehud Olmert könne den seit 4. Januar im Koma liegenden Regierungschef Ariel Scharon "sehr gut ersetzen. Der Mann, der einmal ein Rechter und sogar ein Rechtsextremist war, hat sich gewandelt, ist deutlich moderater als früher, gemäßigt und ein effizienter Politiker."
21. März 2006
110/06