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Börsenjahr 2006: Vom Rocksaum- und Hafersackindikator

Jens Korte, New York30. Dezember 2005

Was tun Börsianer an der Wall Street, wenn sie wissen wollen, wie das Börsenjahr 2006 werden wird? Sie lesen nicht etwa dicke Lehrbücher, sondern schauen in Tiefgaragen und Hafersäcke und setzen auf weibliche Intuition.

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Mancher Börsianer wirft einen Blick in die Hafersäcke der Pferdekutschen am Central ParkBild: AP

Champagnerkorken würde Sam Stovall nicht gerade knallen lassen, aber ein gutes Glas Prosecco ist dem Investmentstrategen vom Finanzhaus Standard & Poor´s das kommende Börsenjahr 2006 schon wert. "Ich denke es wird ein gutes, wenn auch nicht großartiges Jahr."

Dagegen würde Michael Metz den Korken lieber in der Flasche lassen. "Ich bin ziemlich besorgt, fast schon an der Grenze zum Pessimismus", so der Ökonom von der Investmentfirma Oppenheimer in New York.

Der Tiefgaragen-Indikator

Zwei Experten, zwei Meinungen, an was sollen sich Anleger denn nun halten? Vielleicht fragen wir Tony. Denn Tony betreibt eine Tiefgarage an der Wall Street. Eine alte Börsenweisheit besagt: Ist der Parkplatz voll, brummt die Wirtschaft. Also Tony, wie läuft das Geschäft? "Wir haben kaum freie Plätze."

Super Bowl
American Football ist zukunftsweisend für BörsianerBild: AP

Das Geschäft laufe weit besser als im vergangenen Jahr. Also wird 2006 ein gutes Jahr? Keine voreiligen Schlüsse. Alte Hasen auf dem Parkett warten lieber die Super Bowl ab - das Endspiel um die American Football-Meisterschaft, das am 5. Februar in Detroit ausgetragen wird. Gewinnt bei dem Supersportereignis ein Team aus der American Liga und nicht der konkurrierenden National Football Conference, wird es kein gutes Börsenjahr. Und wie stehen die Wetten?

"Die Indianapolis Colts sind das Team der Stunde", sagt John Clayton vom Sportsender ESPN. Und die Colts sind ein Team aus der American Football Conference. Also doch kein gutes Jahr für Aktien.

Volle Hafersäcke sind gutes Zeichen

Aber es gibt ja noch den Hafersack-Indikator. Dafür werfen wir einen Blick in die Futtersäcke der Kutschpferde am New Yorker Central Park. Sind die gut gefüllt, dann rechnen die Kutscher mit vielen Touristen, die sich um den Park ziehen lassen und das wäre ein gutes Omen für die Wall Street. "Die Geschäfte laufen sehr langsam", sagt Antonio, der mit seinem geduldigen Braunen auf Kundschaft wartet. Und der Kollege Eddy klagt: "Hoffentlich wird es noch besser, aber es sieht nicht danach aus." Der Sack für sein Pferd Barney ist auch nur halbvoll.

Lange Gesichter an der Wall Street
Was wird die Zukunft bringen? Börsianer an der Wall StreetBild: AP

Ein kleiner Hoffnungsschimmer kommt von Marybeth. Marybeth ist eine so genannte Soccer-Mom, die ihre Kinder jedes Wochenende zum Fußballspielen chauffiert: "Eigentlich reden wir Mütter am Spielfeld nicht über Wirtschaft." Das ist auch gut so, denn wenn Soccermoms wie Marybeth schon über Aktien reden, dann ist das Portfolio ernsthaft in Gefahr, besagt der SoccerMom-Indicator.

Wohin strebt der Rocksaum?

Die hohen Benzinpreise sind aber schon ein Thema. Und ihre Kolleginnen planen wohl auch, den Geldbeutel etwas enger zu schnallen. Auf weibliche Intuition setzten Börsianer gerne. Geht etwa der Rocksaum in der nächsten Sommersaison nach oben, folgen bald die Kurse, so der Rocksaumindikator. Die Schweizer Modedesignerin Ann-Catherine Luke befindet sich gerade in New York auf Trendsuche: "Wenn ich die großen Modehäuser ansehe aus Europa und Amerika, dann wird die Mode eher zugeknöpfter und eleganter."

Schöne Bürowelt
Hoher Rocksaum gehört eher der Vergangenheit anBild: ZB - Fotoreport

Also eher lang und elegant als kurz und sexy - kein gutes Signal für die Börse. Bei so vielen flauen Anzeichen brauchen Anleger sicher bald ein Aspirin. Das erklärt wohl auch den Aspirin-Indikator: Denn wenn die Aspirin-Verkaufszahlen steigen, ist auch dies kein gutes Omen für die Wall Street.