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Baby, Come Back

Marcus Bösch24. Februar 2004

David Hasselhoff kommt zurück. Und leider ist er nicht alleine. Immer mehr alternde Celebrities flüchten aus dem stillen Kämmerlein und basteln am Comeback. Ob Punker, Poser oder Popstar - ein Entkommen gibt es nicht.

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Ich bin ein Star, kauft meine CD!Bild: AP

Die Liedzeile zum gegenwärtig Trend im Musik- und Showbusiness stammt von einer zu Recht vergessenen Schlagerbeat-Combo aus dem Vereinigten Königreich. Mit "Baby, Come Back" plärrten sich die Equals 1967 in die internationalen Charts und blieben dort allein in Deutschland gute 110 Wochen. Erstaunlicherweise kann man auch im Jahr 2004 keine Autofahrt antreten, ohne irgendwann im Radio auf den fürchterlich eingängigen Refrain der Equals zu stoßen, der sich im Gehirn festsetzt und als Ohrwurm unter der Hirnrinde weitertobt.

"Looking for Freedom"

Irgendwann muss auch David Hasselhoff (51) dieses Lied gehört haben. Vielleicht saß er wirklich im Auto, neben sich Frau Pamela und auf dem Rücksitz die beiden Töchter Taylor-Ann und Hayley, das Radio an und den Blick geradeaus. "Come Back" tönte es da aus dem Radio und plötzlich wurde ihm alles klar: "Es ist Zeit. Ich muss gehen. Zurück nach Deutschland. Aber nicht mit leeren Händen." So oder so ähnlich mag es sich abgespielt haben. Und jetzt ist es soweit. David Hasselhoff, der laut Guinness-Buch der Rekorde "meistgesehene Fernsehstar der Welt", der Lebensretter ("Baywatch") und Schnulzensänger ("Looking for Freedom") plant sein Comeback.

David Hasselhoff mit Baywatch
David im Kreise seiner LiebstenBild: AP

Mit neuer CD ("David Hasselhoff Sings America") und Plänen für eine Kinoversion seiner erfolgreichen 1980er-Jahre TV-Serie "Knight Rider" in der Tasche, ist Hasselhoff derzeit auf Promotiontour durch Europa. Sympatisch unbescheiden erzählt er während der Autogrammstunde im Elektrofachhandel von den unbeschreiblichen Momenten in Deutschland. "Kinder brachten mir tausende von Blumen", erzählt er und betont seine einmaligen Verdienste um die deutsche Wiedervereinigung. Zumindest indirekt beteiligt sei er ja schon am Fall der Berliner Mauer. Schließlich habe er in der Sylvesternacht 1989 zusammen mit Millionen Menschen am Brandenburger Tor "Looking for Freedom" gesungen. "Auf Englisch, obwohl kaum ein ostdeutscher Englisch konnte", erzählt Hasselhoff einer Fernsehillustrierten.

Frühstücksfernsehen und Dschungelcamp

Entertainer David Hasselhoff
David ganz lässigBild: AP

"Der gute alte David Hasselhoff denkt tatsächlich noch er sei ein Star", meldet die BBC und bohrt einen Finger in die Wunde. Hasselhoffs CD erscheint nämlich ausschließlich in Deutschland und der Schweiz weil der amerikanische Musikmarkt, nach Angaben Hasselhoffs, sowieso nur Rock und Rap und R'n'B spiele. Aber auch im "Zielgebiet" klappt es nicht wie gewünscht: In der Schweiz ist Hasselhoff bisher nicht in die Top 100 eingestiegen. In den österreichischen Charts ist er unter den ersten 40, in Deutschland nur in den Top 60.

Und obwohl angeblich auch alle Studios Interesse an seinem Film hätten, ist seit mehr als zwei Jahren so gut wie nichts an dem Projekt passiert. Zumindest ist der ehemals lässige Serienheld in seinem Streben alles andere als alleine. Nach der flächendeckenden Wiederentdeckung der eigenen Jugend, nach 1970er-, 1980er- und Ostalgie-Show drängt es immer mehr alternde Celebreties zurück auf die Bühne, zurück ins Blitzlicht, zurück ins kollektive Bewußtsein.

Den Grandseigneur der Neuen Deutschen Welle, Peter Schilling ("Major Tom"), sah man unlängst verbittert in einem lustig dekorierten Studio des Frühstückfernsehens sitzen. Mit absolut indiskutablem Piratentuch um das spärliche Haupthaar sang Schilling auf Zuruf Pop-Klassiker, die von ausgeschlafenen Zuschauern per Telefon erraten wurden. Dienen sollte diese Übung wohl der Promotion einer neuen CD. Noch wesentlich weiter bei der Selbstentblößung wagte sich der ehemals respektable Punkrocker Johnny Rotten von den Sex Pistols. Zusammen mit einer handvoll drittklassiger Prominenz begab sich Rotten in das australische Dschungelcamp, bekannt durch die RTL-Sendung "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" und stellte die absolute Sinnfreiheit moderner TV-Unterhaltung anschaulich unter Beweis.

Jonny Rotten
Johnny Rotten is a PunkrockerBild: AP