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Bahn AG: Immer freundlicher

8. Mai 2002

Das Personal der Bahn wird immer freundlicher, der Service immer besser, die Züge sind sauber, ebenso die Bahnhöfe.

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Bild: AP

Das Personal der Bahn wird immer freundlicher, der Service immer besser, die Züge sind sauber, ebenso die Bahnhöfe. Aber das Image ist schlecht, und das hat seinen Grund: Denn immer mehr Züge sind verspätet, allen anderslautenden Beteuerungen zum trotz. Das ist Ergebnis des Bahnkunden - Barometers 2001, das der Verkehrsclub Deutschland - kurz VCD - in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut EMNID erstellte und am Dienstag (7.5.) in Berlin präsentierte.

Vor zwei Jahren setzten sich erstmals anonyme Tester in Hunderte von Zügen, nun wurde das zweite Erhebung fertig, ein Vergleich ist nun möglich. Rainer Vierzigmann vom Meinungsforschungsinstitut EMNID:

"Insgesamt waren 19 durch die Studienleitung persönlich geschulte Emnid-Tester in ganz Deutschland unterwegs. An allen Wochentagen, auch am Wochenende, auch in den frühen Morgen - und späten Abendstunden. Und sie haben Fernverkehrszüge und Nahverkehrszüge unter die Lupe genommen. Dabei wurden etwa 28000 Zugkilometer zurückgelegt. Es waren etwa 500 Arbeitsstunden notwendig, um sämtliche Informationen zu erheben

."

250 Bahnhöfe wurden angefahren, zusätzlich rund 1000 Bahnkunden am Telefon über ihre Erfahrungen befragt. Ergebnis: Abfahrt - und Ankunftstafeln auf den Bahnhöfen werden kaum noch kritisiert, fast 99 Prozent der Tester und Befragten halten sie für gut. Bei Sauberkeit und Sicherheit in den Zügen gaben die Tester der Bahn die Schulnote 2,06 im Fern - und 2,60 im Nahverkehr. Die Bahn wird also besser - nur sie ist nicht pünktlich, sagt Rainer Vierzigmann:

"Jeder dritte Fernverkehrszug in der Hauptverkehrszeit hatte Verspätung während unserer Untersuchung. Noch deutlicher die Unterschiede im Nahverkehr: Hier haben wir einen Anstieg der Verspätungen gemessen - von 13,1 Prozent im Vorjahr auf jetzt 25 Prozent im Erhebungszeitraum 2001. Auf den kurzen Nenner gebracht: Jeder vierte Nahverkehrszug in der Hauptverkehrszeit kommt verspätet an."

Kritisiert werden vom VCD auch Qualitätsunterschiede zwischen Nah- und Fernverkehr. Zwar sind die Nahverkehrszüge pünktlicher, aber dort ist das Personal weniger freundlich. Der VCD fordert, dass Nahverkehrsbenutzer, die 90 Prozent aller Bahnkunden stellten, nicht

als Fahrgäste zweiter Klasse behandelt werden dürfen. Und die Verspätungen kann sich die Bahn auch deshalb immer weniger leisten, weil durch zahlreiche Streckenstillegungen immer mehr Kunden umsteigen müssen, also nicht mit einem Zug an ihr Ziel kommen. Immer mehr Bahnfahrer sehen nur noch die Rücklichter ihrer Anschlusszüge. Annette Volkens vom VCD::

"Den Anschluss verpasst haben mehr Bahnbeobachter als im letzten Jahr. Im vergangenen Jahr haben 8,5 Prozent der Tester den Anschluss nicht geschafft, in diesem Jahr waren es 11,4 Prozent. Das kann in Anbetracht dessen, dass die Verbindungen mit Anschluss zunehmen, eigentlich nicht sein, das müssen wir einfach so sagen."


Die Preisentwicklung bei der Bahn wurde nicht erhoben, auch, weil das Unternehmen in einem halben Jahr ein neues Tarifsystem einführen will, dessen Eckdaten noch nicht ganz feststehen. Klar ist aber: Die Preise sind daran schuld, dass die Bahn kaum Neukunden gewinnt: 55,5 Prozent der Menschen, die lieber Auto fahren oder fliegen, geben an, die Tickets der Bahn seien zu teuer. Der VCD fordert in diesem Zusammenhang, auch für Fernfahrten über 50 Kilometer den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent einzuführen, der schon im Nahverkehr gilt.

Beitrag: Jens Thurau, DW-Hauptstadtstudio