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Bahn ergattert 17-Milliarden-Auftrag in Katar

20. November 2009

Bundesverkehrsminister Ramsauer und Bahnchef Grube reisen nach Katar, um einen milliardenschweren Vertrag zu unterzeichnen. Die DB soll im Emirat ein Schienennetz aufbauen. Und das ist nicht ihr einziges Auslandsprojekt.

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Ein Bahnsignal steht auf Fahrt vor einem DB-Logo (Foto: dpa)
Volle Fahrt vorraus für die Deutsche Bahn: In Katar wird sich das Transportunternehmen einen Milliarden-Auftrag angelnBild: AP

Transportflaute, S-Bahn-Chaos in Berlin, Datenskandälchen und die Diskussion um die Privatisierung: Die Deutsche Bahn musste in den vergangenen Monaten einige Probleme bewältigen. Doch nun steht sie ganz knapp davor, eine der größten Aufträge ihrer Geschichte abzuschließen. Das Unternehmen soll zusammen mit der deutschen Bauindustrie für rund 17 Milliarden Euro ein Schienennetz für den Personen- und Güterverkehr im Emirat Katar aufbauen, sagte Verkehrsminister Peter Ramsauer am Freitag (20.11.2009) bei einem Treffen mit den Verkehrsministern der Bundesländer in Heidelberg. Er werde zusammen mit Bahnchef Rüdiger Grube am Wochenende in das Scheichtum am persischen Golf reisen, wo der Vertrag Sonntag unterzeichnet werden solle. Katar gilt, was Pro-Kopf-Einkommen und Wirtschaftskraft betrifft, als eines der reichsten Länder der Welt.

Die Deutsche Bahn AG ist seit Jahren in Verhandlungen über das Projekt, für das auch schon einmal die Magnetschwebebahn Transrapid im Gespräch war. Laut Ramsauer ist unter anderem die Anbindung des Flughafens an die Hauptstadt Doha geplant sowie die Verbindung zwischen dem Emirat Katar und der Nachbarinsel Bahrain. Dafür wird eine Gesellschaft gegründet, an der die Deutsche Bahn 49 Prozent und Katar 51 Prozent halten soll. Katar gilt für die DB AG als Schlüsselland für den Schienenverkehr in der arabischen Welt. Mit der Schnellverkehrsstrecke nach Bahrain bestehe für die Logistiktochter DB Schenker die Chance, auch nach Saudi-Arabien zu expandieren. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke Doha-Bahrain soll bei 350 Stundenkilometern liegen.

Deutsche Firmen profitieren von Milliarden-Deal

Grupe im Portrait (Foto: dpa)
Rüdiger Grupe war einst Top-Manager bei Daimler Benz bevor er neuer Bahnchef wurdeBild: picture-alliance/ dpa

Der milliardenschwere Deal gilt als einer der größten Aufträge für deutsche Unternehmen überhaupt. Allein die Planungskosten sollen 700 Millionen Euro betragen. Die Infrastruktur wird mit 14 Milliarden Euro berechnet. Hier könnten unter anderem Baukonzerne wie Hochtief zum Zuge kommen. Als Lieferant für die Züge im Wert von etwa zwei Milliarden Euro käme unter anderem Siemens in Frage. Diese Firmen hatte bereits Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn genannt, der das Projekt über mehrere Jahre verfolgt hatte. Die Bahn selbst will den Betrieb der Strecken übernehmen. "Es ist der erste ganz große außenwirtschaftliche Abschluss, der für die deutsche Wirtschaft getätigt wird", sagte Ramsauer. Es zeige, dass die DB ein weltweit gefragter Partner sei, wenn es um den Ausbau von Verkehrsinfrastruktur-Technologie gehe, sagte Ramsauer bei der Verkehrsministerkonferenz der Länder.

Deutsche Bahn expandiert auch nach Schweden

Eine S-Bahn hält an einem Bahnsteig (Foto: AP)
In Schweden übernimmt die Deutsche Bahn NahverkehrsstreckenBild: AP

Doch die Bahn expandiert nicht nur im Orient: Erstmals gewann das Unternehmen auch eine europäische Ausschreibung und kann nun S-Bahnen in Süd-Schweden betreiben. Dabei gehe es um den Betrieb von jährlich zunächst 3,3 Millionen Zugkilometern ab Ende 2010, sagte ein Bahnsprecher am Freitag. Später sollen es 3,8 Millionen Kilometer werden. Der Vertrag läuft demnach über zehn Jahre und kann um weitere vier Jahre verlängert werden. Betrieben werden sollen die Bahnen um die Städte Norrköping und Linköping von der schwedischen Tochter der DB Regio.

In Deutschland sieht sich DB Regio einem immer stärkeren Wettbewerb mit ausländischen Konkurrenten ausgesetzt, hält aber immer noch einen Marktanteil von über 80 Prozent. Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg sagte, mit dem Erfolg in Schweden sei ein Schritt für die weitere Internationalisierung des Geschäfts getan. In dem skandinavischen Land ist die Bahn aktuell noch in zwei weiteren Nahverkehrsausschreibungen im Rennen. Daneben seien Polen und Italien interessante Märkte, in denen auch ein Zugang möglich ist. Homburg betonte, es gehe grundsätzlich um Engagements, die wirtschaftlich beherrschbar sind. Das Debakel bei der Berliner S-Bahn, die hunderte Wagen wegen Wartungsmängeln aus dem Verkehr ziehen musste, habe bisher keinen negativen Einfluss auf die Wahrnehmung der Deutschen Bahn in solchen Verfahren gehabt. Bei Gesprächen werde dies als ein "isoliertes Problem" mit speziellen Ursachen gesehen.

Sicherheit soll erhöht werden

Ein Mann kontrolliert Überwachungs-Mnitore (Foto: AP)
Die Videoüberwachung Nahverkehr soll ausgebaut werdenBild: AP

Zudem soll in die Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr investiert werden. Die Verkehrsminister der Länder wollen die Sicherheit in Bussen und Bahnen mit mehr Videoüberwachung erhöhen. Außerdem soll es mehr Sicherheitspersonal geben, um Gewalt zu verhindern. Das sagte der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Thüringens Minister Christian Carius, in Heidelberg zum Abschluss des Treffens der verkehrsminister. "Es geht um das subjektive Sicherheitsempfinden." Die Minister forderten den Bund zu Gesprächen mit der Deutschen Bahn auf. Die Länder wollen mit den Verkehrsverbünden sprechen. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech will diese bereits im Vergabeverfahren zu einer stärkeren Videoüberwachung verpflichten.

Außerdem wollen die Länder einen Vorschlag Bayerns aufgreifen: Polizisten in Uniform sollen den öffentlichen Nahverkehr künftig kostenlos nutzen können. Carius erwartet, dass sich die Innenminister bei ihrer Frühjahrskonferenz mit Details zur Umsetzung befassen. Bayern hat nach Angaben von Innenminister Joachim Herrmann gute Erfahrungen mit der Regelung gemacht: Polizisten in Uniform, die in seinem Land kostenlos die Bahn benutzen dürfen, seien bereits in rund 1000 Fällen eingeschritten. Zudem waren sich die Verkehrsminister einig, dass es beim Ausbau der Infrastruktur keine neidische Ost-West-Debatte geben darf. Entscheidend sei allein der Bedarf. Nach der Wiedervereinigung seien völlig zu Recht zunächst verstärkt Gelder in die neuen Bundesländer geflossen, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Dadurch sei im Westen ein gewisser Nachholbedarf entstanden. Auf Dauer müsse die Verteilung "ohne Ansehen der Himmelsrichtungen" erfolgen, betonte Ramsauer.

Ramsauer will in Elektromobilität investieren

Ramsauer im Portrait (Foto: dpa)
Peter Ramsauer ist der Nachfolger von Wolfgang Tiefensee als VerkehrsministerBild: AP

Zudem will die Bundesregierung den Ausbau der Elektromobilität fördern. Peter Ramsauer stellte klar, dass in zehn Jahren rund eine Million Elektro-Autos auf deutschen Straßen fahren sollten. Raumsauer zufolge werden in den kommenden Jahren in das alternative Antriebskonzept zwei Milliarden Euro investiert. Zugleich räumte der CSU-Politiker ein, dass es noch zahlreiche offene Fragen gebe. Unter anderem müsse die Speicherkapazität der Batterien erhöht werden.

Autor: Marcus Bölz (mit dpa, AP)
Redaktion: Anna Kuhn-Osius