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Portrait von DFB-Kapitän Michael Ballck

17. Mai 2010

Seit sechs Jahren ist Michael Ballack der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Einen internationalen Titel hat er aber weder mit dem DFB-Team, noch mit seinen bisherigen Vereinen gewonnen. Das wurmt.

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Ballack nach seinem Siegtreffer gegen Südkorea bei der Weltmeisterschaft 2002.
Ballack beim TorjubelBild: AP

Dass Michael Ballack in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist, wissen viele Fußball-Fans. Dass sein Spitzname "Balla" war, womöglich auch. Dass der heutige Nationalmannschaftskapitän aber beinahe eine andere Sportlerkarriere eingeschlagen hätte, ist wohl nur den wenigsten bekannt. Im Kindergarten wurde Michael Ballack routinemäßig von Sportärzten vermessen und beurteilt. Die Prognose: Er hat das Zeug, ein exzellenter Eisschnellläufer zu werden. Doch schnell wurde klar, Ballack bevorzugt nicht das Eis, sondern den Rasen. Beidfüssig, ballversiert, und vor dem Tor brandgefährlich – diese Attribute zeichneten Michael Ballack schon als jungen Bub aus. "Da gab es Spiele, da haben wir 20:0 gewonnen und da hat der Michael zehn Tore geschossen. Er war seinen Mitspielern etwa drei bis vier Jahre voraus", erzählt sein damaliger Jugendtrainer Stefan Hänisch. Zwei Jahre nach seinem ersten Profivertrag, wechselte Michael Ballack 1997 zum 1. FC Kaiserslautern. Überraschend gewann der Mittelfeldspieler mit dem Bundesliga-Aufsteiger in seiner ersten Saison die Meisterschaft. Zwei Jahre später unterschrieb er einen Vertrag bei Leverkusen. Dort entwickelte sich Ballack zu einem Führungsspieler.

Respekt erarbeitet

Zwei Fassadenkletterer fügen im Oktober 2005 an der Wand eines Hotels in Hamburg die Stoffbahnen eines haushohen Posters mit dem Konterfei von Fußballnationalspieler Michael Ballack zusammen. Das Plakat eines Sportartikelherstellers wirbt für die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Foto: Patrick Lux dpa/lno
Ballack als WerbestarBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Einen Titel aber konnte er mit diesem Team nicht gewinnen. Dafür musste Ballack zum ersten Mal erfahren, wie es ist, einen Titel knapp zu verpassen: Im Jahr 2000 benötigte Leverkusen am letzten Spieltag gegen Außenseiter Unterhaching nur ein Unentschieden, um Meister zu werden. Aber durch ein unglückliches Eigentor von Ballack verlor Leverkusen das Spiel und damit auch den Titel. Auch im Finale der Champions League 2002 musste Ballack mit seinem Team als Verlierer vom Platz gehen, dasselbe passierte im DFB-Pokal.Während Ballack bei der EM 2000 in den Niederlanden und Belgien kaum zum Einsatz kam, hatte er sich bis zur WM 2002 in Japan und Südkorea zum Stammspieler entwickelt. Unvergessen sein taktisches Foul im Halbfinale, das eine große Torchance verhinderte – ihm aber die zweite gelbe Karte bescherte, so dass er im Finale gesperrt war. Wenige Minuten nach dem Foul schoss Ballack Deutschland ins Endspiel, an dem er nicht teilnehmen durfte. "Ein WM-Finale zu spielen ist das Größte, was ein Fußballer erreichen kann. Deshalb ist es sehr traurig für mich", meinte Ballack damals. Fügte aber fast trotzig hinzu: "Ich muss das irgendwie wegstecken."

Bitterste Niederlage seiner Karriere

Ballack nach dem verlorenen Champions League Finale 2008
Regen und TränenBild: picture-alliance/ Sven Simon

Die europäischen Top-Vereine wollten Ballack verpflichten, doch der damals 26-Jährige entschied sich, zum FC Bayern München zu gehen. Mit dem deutschen Rekordmeister schaffte er dreimal das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal. Mittlerweile war Ballack nach der enttäuschenden EM 2004 in Portugal zum neuen Mannschaftskapitän der deutschen Nationalmannschaft ernannt worden. Bei der WM 2006 im eigenen Land erreichte sein Team zwar nicht das Endspiel, aber immerhin einen achtbaren dritten Platz. Jetzt aber wollte Ballack endlich auch mal einen internationalen Titel gewinnen. Deshalb entschied er sich, zu einem ausländischen Klub zu wechseln. Beim FC Chelsea sah er die besten Perspektiven. Zwar hat Ballack mit seinem derzeitigen Verein schon einige nationale Titel errungen, aber keinen internationalen. Besonders frustrierend die wohl bitterste Niederlage in seiner Karriere: Im Champions League Finale 2008 unterlag er mit seinem FC Chelsea Manchester United im Elfmeterschießen. Bei strömenden Regen waren seine Tränen deutlich zu erkennen. Im Nachhinein sagt Ballack: "Für einen zweiten Platz muss man sich nicht schämen."

Dienstälteste Spieler

Ballack bekommt eine Stunde im Bogenschießen. (AP Photo/Markus Gilliar, Pool)
Ballack: den internationalen Titel im VisierBild: AP

Auch bei der Europameisterschaft 2008 sollte es nicht sein mit dem Titel. Zwar stand Deutschland im Finale – auch dank des fulminanten Treffers von Ballack gegen Österreich in der Vorrunde – aber es reichte erneut nicht. Spanien war die bessere Mannschaft und wurde verdient Europameister. So vieles hat Michael Ballack schon erreicht in seiner Fußball-Karriere. Nur eben einen internationalen Titel, den er sich so sehnlichst wünscht, den hat er noch nicht gewonnen. Viele Chancen wird Ballack wohl nicht mehr bekommen. Er ist jetzt 34 Jahre alt und mit mehr als zehn Jahren in der Nationalmannschaft der dienstälteste Spieler. Er ist von den derzeit aktiven Spielern der mit den meisten Länderspielen und mit zehn verwandelten Elfmetern der beste Strafstoßschütze in der Geschichte der Nationalmannschaft.

Autorin: Sarah Faupel

Redaktion: Wolfgang van Kann