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Wall Street und die Eurozone

Jens Korte, New York19. Juni 2012

Nach den Wahlen in Griechenland ist das befürchtete Chaos an den Aktienmärkten zunächst ausgeblieben. Euphorie will aber auch nicht aufkommen, erst recht nicht an der Wall Street.

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Wall Street sign and flag background in New York City #22586741
Wall Street New York Schild WegweiserBild: Fotolia/Stuart Monk

Griechenland hat überlebt, nur um an einem anderen Tag unter zu gehen. Das schrieb am Tag nach der Wahl in Griechenland die Nachrichtenagentur Bloomberg. Aufgeschoben aber nicht aufgehoben, so lautete auch der Tenor im Finanzdistrikt von New York. Er komme sich vor wie ein amerikanischer Tourist auf Europreise, so Nicholas Colas, Chefstratege der Convergex Group in New York: "Das ist wie mit den Europa-Pauschalreisen, die die Amerikaner so lieben. Sieben Länder in sieben Tagen. Die Kapitalmärkte sind einfach besorgt über die Tour durch die europäischen Hauptstädte, weil noch gar nichts gelöst ist."

Mehr Spielraum für die Fed

In den vergangenen Tagen machte in der Finanzpresse das Wort Chaos die Runde. Sämtliche Zentralbanken der Welt gaben sich im Vorfeld kämpferisch. Von der Bank of Japan, über die Bank of England, die Schweizerische Nationalbank oder andere Zentralbanken in Europa – alle redeten über koordinierte Aktionen, wenn Griechenland die Finanzmärkte ins Chaos stürzen sollte. Das ist nun nicht passiert. Louis Sulsenti arbeitet seit rund 25 Jahren auf dem Börsenparkett. Mit dem grundsätzlich nicht schlechten Wahlausgang sei ein sofortiges, massives Eingreifen der Zentralbanken nun unwahrscheinlicher: "Was macht jetzt etwa die Notenbank? Eventuell wird sich die Fed nun etwas mehr Zeit lassen."

"Euro wird nicht auseinanderbrechen"

So richtig glücklich schien an der Wall Street niemand zu sein. Händler Stephen Guilfoyle, der übrigens auch noch bei den US-Marines aktiv im Einsatz ist, gab sich auf dem Parkett wenig überrascht: "Es hat sich bereits vergangene Woche abgezeichnet, dass die Konservativen in Griechenland das Rennen machen. Entsprechend sind das nun Gewinnmitnahmen."

Fast 650 Punkte ist der Dow Jones Index alleine in den letzten zwei Wochen gestiegen. Doch Stephen Guilfoyle verweist auch auf die Probleme in Spanien und Italien. Das hält den Optimismus auf dem Parkett auf Sparflamme. Die Wahl hat zumindest Zeit gekauft. Und an den Kollaps der Eurozone will ohnehin niemand denken. "Der Euro wird nicht auseinanderbrechen", sagt Stephen Guilfoyle. "Ein oder zwei Länder werden eventuell ausscheiden. Mehr aber nicht." Die Europatour geht bis dahin weiter. Und in Bezug auf Griechenland stellt sich die Wall Street immer öfter die Frage, ob ein Ende mit Schrecken nicht besser als ein Schrecken ohne Ende ist.