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Bangkok überstellt "Händler des Todes" an USA

20. August 2010

Ein Berufungsgericht in Bangkok hat die Überstellung des berüchtigten Waffenhändlers Viktor Bout an die USA angeordnet. Dort könnte dem Russen eine lebenslange Haft drohen. Er belieferte auch El Kaida und die Taliban.

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Viktor Bout auf dem Weg zu einem Gerichtstermin im vergangegen Jahr in Bangkok - eskortiert von zwei thailändischen Polizisten (Foto: AP)
Bout auf dem Weg zu einem Gerichtstermin im vergangenen Jahr in BangkokBild: AP

Mit der Entscheidung hob das thailändische Berufungsgericht am Freitag (20.08.2010) das Urteil einer Vorinstanz vom vergangenen Jahr auf, als die Auslieferung Viktor Bouts abgelehnt worden war. "Bout bleibt in Haft, um an die USA überstellt zu werden", sagte Richter Jitakorn Patanasiri in Bangkok. "Dieser Fall ist nicht politisch, es ist eine strafrechtliche Angelegenheit." Daraufhin verließ Bout den Gerichtssaal in Bangkok wortlos und in Handschellen. Seine Tochter brach in Tränen aus, seine Frau kritisierte das Urteil als "ungerecht".

Der weltweit gesuchte Waffenhändler war im März 2008 von US-Agenten in einem Hotel in Bangkok gefasst worden, seitdem sitzt er in einem Hochsicherheitsgefängnis ein. Die Agenten hatten sich als Vertreter der kolumbianischen FARC-Rebellen ausgegeben und Bout vorgegaukelt, Waffen kaufen zu wollen. Er soll nach Angaben der Ermittler auf das Geschäft eingegangen sein.

Auch Waffen für El Kaida und Taliban?

Liberias Ex-Diktator Carles Taylor vor dem Sondertribunal in Den Haag zum Bürgerkrieg in Sierra Leone
Auch sie bekamen militärisches Gerät des Russen: der frühere Staatschef von Liberia, Taylor...Bild: AP

Die US-Behörden werfen dem 43-Jährigen vor, in großem Stil Waffen nach Afrika, Afghanistan und Südamerika geliefert zu haben. Unter anderem soll der frühere Pilot der sowjetischen Luftwaffe die Taliban in Afghanistan, das Terrornetzwerk El Kaida, besagte FARC-Rebellen wie auch Liberias früheren Staatschef Charles Taylor mit Waffen versorgt haben. Mit Bouts Militärgerät habe Taylor auch die Rebellen im Nachbarland Sierra Leone ausgestattet und dafür den Russen mit sogenannten Blutdiamanten entlohnt, lauten weitere Vorwürfe der USA. Wegen seiner Verwicklung in den Bürgerkrieg in Sierra Leone muss sich Taylor derzeit vor einem Sondertribunal in Den Haag verantworten. Ihm werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow bedauerte übrigens ohne Zögern die Entscheidung der thailändischen Justiz. Diese sei "ungerecht" und politisch motiviert, sagte Lawrow nach Meldungen russischer Nachrichtenagenturen. Moskau werde weiterhin alles in seiner Macht stehende tun, damit Bout in seine Heimat zurückkehren könne. Der thailändische Regierungschef Abhisit Vejjajiva betonte allerdings die Unabhängigkeit der Justiz seines Landes. Thailand habe sich nicht auf die Seite der USA geschlagen, sagte Abhisit nach dem Urteil.

USA machten ordentlich Druck

Angehörige der kolumbianischen Rebellenorganisation "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) bei einem Einsatz 2001 (Foto: dpa)
...und die marxistischen FARC-Rebellen in KolumbienBild: dpa

Das US-Außenministerium hatte nach eigenen Angaben den thailändischen Botschafter in Washington einberufen und deutlich gemacht, dass der Fall Bout für die USA "höchste Priorität" habe. US-Abgeordnete warnten, eine erneute Ablehnung der Auslieferung des Waffenschiebers könnte die Beziehungen zwischen beiden Ländern beeinträchtigen. Washington sieht in Bout einen der umtriebigsten Waffenhändler der Welt. Der Russe wies dagegen stets jede Schuld von sich und gab an, ein legales Speditionsunternehmen betrieben zu haben.

Im Falle einer Verurteilung könnte Bout noch einen lebenslangen Gefängnisaufenthalt vor sich haben. Dabei ist er schon in die (Film-)geschichte eingegangen. Sein zweifelhaftes Tun war zumindest teilweise die Vorlage für den Hollywood-Film "Lord of War". Darin spielt Nicolas Cage die Hauptrolle - natürlich die eines skrupellosen Waffenhändlers.

Autor: Stephan Stickelmann (apn, afp, dpa, rtr)
Redaktion: Naima el Moussaoui