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Banken in Europa fehlen 115 Milliarden Euro

8. Dezember 2011

Der Stresstest der europäischen Bankenaufsicht EBA deckt die finanziellen Lücken der Banken im Währungsraum auf. Das Verfahren, das die europäischen Staats- und Regierungschef in Auftrag gaben, steht aber in der Kritik.

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Frankfurter Skyline (Foto: dapd)
Auch die Deutsche Bank in Frankfurt fiel beim Test durchBild: dapd

Der Stresstest sollte die Banken in Europa sicherer machen. Doch das Ergebnis, das die europäische Bankenaufsicht EBA am Donnerstag (08.12.2011) in London vorlegte, scheint die Verunsicherung eher zu vergrößern. Demnach klafft bei den europäischen Banken eine Lücke von fast 115 Milliarden Euro, in Deutschland bezifferten die Kontrolleure den Fehlbetrag mit 13,1 Milliarden Euro.

Deutsche Bank und Commerzbank schneiden schlecht ab

Sechs Banken erhielten in Deutschland die rote Karte: die Deutsche Bank, die Commerzbank, die DZ Bank sowie die Landesbanken NordLB, Helaba und WestLB. Dabei entfallen fast zwei Drittel des ermittelten Fehlbetrages auf die Deutsche Bank und die Commerzbank. Insgesamt hatten sich 13 deutsche Kredithäuser an dem Test beteiligt.

Europaweit fehlen den Kreditinstituten laut EBA 114,7 Milliarden Euro. Auf griechische Banken entfielen davon 30 Milliarden Euro, auf spanische Institute 26,17 Milliarden Euro und auf italienische 15,4 Milliarden Euro.

Euroscheine (Foto: dpa)
Hier sind 38 Millionen Euro zu sehen - also nur ein Bruchteil des Fehlbetrages der europäischen BankenBild: picture-alliance/dpa

Eigenkapitalquote von neun Prozent

Bei ihrer Prüfung untersuchte die EBA, wie viel frisches Kapital die Institute brauchen, wenn sie zum Beispiel alle Staatsanleihen in ihren Büchern zum aktuellen Marktpreis bewerten. Da dieser Preis derzeit stark schwankt, sollen die Banken zur Pufferung solcher Risiken eine Eigenkapitalquote von neun Prozent vorhalten. Diese Vorgabe hatten die EU-Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfel Ende Oktober den Banken mitgegeben, zu erfüllen bis Ende Juni 2012.

Auf welche Weise die Geldinstitute die Kapitalaufstockung erfüllen, ist derzeit noch unklar. Eigentlich sollten sie ihre Pläne dazu bis zum 25. Dezember vorlegen. Nun wird ihnen nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters eine Fristverlängerung bis zum 20. Januar gewährt.

Schwere Entscheidungen für die Banken

Martin Faust (Foto: privat)
Martin Faust von der Frankfurt School of Finance sieht die Kapitalaufstockung der Banken skeptischBild: Martin Faust

Für die Kapitalaufstockung bleiben den Banken im Prinzip zwei Möglichkeiten: Entweder sie stocken ihr Kapital dadurch auf, dass sie ihren Aktionären neue Aktien anbieten – die Chancen, dass diese zugreifen, stehen aber angesichts der derzeitigen Zurückhaltung der Investoren wegen der Schuldenkrise relativ schlecht. Oder sie verringern die Ausschüttung von Dividenden.

Eine Alternative könnte auch der Verkauf von ganzen Geschäftsbereichen sein. Das sieht Martin Faust von der Frankfurt School of Finance durchaus kritisch. Er sagte dem Internetportal Spiegel Online, dass sich die Banken durch die Aufsicht gezwungen sähen, sich aus Geschäften zurück zu ziehen, die durchaus sinnvoll seien.

Kritik aus den Verbänden

Die deutsche Bankenlobby zeigte sich verärgert über den Stresstest. Er hätte mehr Unsicherheit als Gewissheit gebracht, erklärten der deutsche Bankenverband BdB und der Verband der öffentlichen Banken VÖB. "Das von der EBA gewählte Verfahren für die Durchführung des Banken-Stresstests ist inkonsistent (uneinheitlich) und insofern ärgerlich", sagte VÖB-Hauptgeschäftsführer Hans Reckers. Für künftige Stresstests müsse die EBA die Kriterien vorher festlegen und dürfe diese im laufenden Prozess nicht mehr ändern.

Autorin: Sabine Faber (dpa,rtr,afp)

Redaktion: Rolf Breuch