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Bankentreff im Zeichen der Krise

Steve Slater, Kathrin Jones, Reuters5. Juni 2012

Rund 800 Spitzenbanker, Notenbanker und Politiker treffen sich ab Mittwoch in Kopenhagen zur Frühjahrstagung des Internationalen Bankenverbandes IIF. Doch für eine Nabelschau hat die mächtige Lobby keine Zeit.

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Das Wort "Bank" in Stein gemeißelt (Foto: Pefkos/ fotolia)
Geld Bank SymbolbildBild: Fotolia/Pefkos

Bleibt Griechenland im Euro oder kommt der "Grexit", der Austritt aus der Gemeinschaftswährung? Kann Spanien seine maroden Banken aus eigener Kraft retten oder braucht es doch die Hilfe der europäischen Partner? Diese und andere Fragen zeigen: Die Euro-Schuldenkrise ist 2012 mit voller Wucht zurück. Und sie dürfte die diesjährige Frühjahrstagung des Internationalen Bankenverbandes IIF dominieren - mehr als das Dauerstreitthema Regulierung oder die Frage nach dem richtigen Risikomanagement in Zeiten sinkender Renditen.

Über 800 Top-Banker, Politiker, Notenbanker und Volkswirte beraten von Mittwoch bis Freitag in Kopenhagen darüber, wie die Staatsschuldenkrise von der Krise der Banken entkoppelt werden kann. Sie wollen ein Signal an die 20 größten Industrienationen (G20) senden, die eine Woche später in Mexiko zusammenkommen.

Neues Thema: Bankenunion

Experten fordern seit längerem, die Probleme der Banken müssten an der Wurzel gepackt werden. Die Institute dürften sich nicht zu sehr auf die Liquiditätsspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) verlassen, denn irgendwann müsse das Geld wieder zurückfließen. Doch vor dem IIF-Treffen gibt es schon wieder neuen Zündstoff: Die von der EU-Kommission vorgeschlagene "Bankenunion" - eine gemeinsame Aufsicht und Absicherung der Spareinlagen in Europa - stößt bei den deutschen Banken auf Widerstand.

Sie befürchten eine Vergemeinschaftung von Risiken und dürften ihrem Ärger wohl einmal mehr in der dänischen Hauptstadt Luft machen, auch wenn prominente Gäste wie Commerzbank-Chef Martin Blessing oder Bankenverbands-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer nicht selbst auf dem Podium sitzen, sondern sich eher am Rande der Tagung mit ihren Kollegen austauschen werden.

Letzte Show für Ackermann

Zu den wichtigsten Rednern zählen stattdessen IIF-Geschäftsführer Charles Dallara, EU-Währungskommissar Olli Rehn, EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier und Vertreter von BNP Paribas, Societe Generale, Credit Suisse und anderen europäischen Großbanken. Auch die US-Banken sind zugegen, ebenso wie die Chefs der umstrittenen großen angelsächsischen Ratingagenturen.

Die beiden neuen Vorstandschefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, sind dagegen in Kopenhagen nicht dabei. Sie überlassen die Bühne zum letzten Mal ihrem Vorgänger Josef Ackermann. Der Schweizer, der in der vergangenen Woche das Ruder bei Deutschlands größtem Geldhaus an das neue Führungsduo abgegeben hat, tritt nun auch als Präsident des IIF ab. Ackermann macht Platz für HSBC-Chairman Douglas Flint.

Ackermann stand seit 2003 an der Spitze der mächtigen Lobby-Organisation, die mehr als 400 Finanzinstitute weltweit vertritt. Als IIF-Präsident hatte er unter anderem den Schuldenschnitt für Griechenland mit ausgehandelt. Falls eine nachhaltige Lösung für die Euro-Krise gefunden wird, könnten dem neuen IIF-Chef Flint ähnlich zähe Verhandlungen mit anderen Schuldenstaaten erspart bleiben. Der Schotte hat ohnehin ein anderes Lieblingsthema: Er setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Finanzmarktregulierung international besser abgestimmt wird.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank AG, Josef Ackermann (Foto: dapd)
Letzte große Show: Josef AckermannnBild: dapd