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Barack ganz nah

7. Mai 2009

Ob er sich mit seinem pakistanischen Kollegen trifft oder mit seinem Hund spielt: Was auch immer der amerikanische Präsident tut, die Welt ist begierig, davon zu erfahren. Die Pool-Reporter machen’s möglich.

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Bild: DW

Pool-Reporter heißen diejenigen Journalisten, die für einen bestimmten Zeitraum die Augen und Ohren der anderen sind. Denn an einer Pressekonferenz des Präsidenten können problemlos hunderte Journalisten teilnehmen. Doch wenn Barack Obama zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt seine Frau Michelle zu einem intimen Dinner ausführt, können mehrere dutzend Neugierige doch irgendwie stören.

So sind es also immer eine handvoll Journalisten, die stellvertretend für alle ganz nah ran dürfen. Und ihre Berichte dann – inzwischen meist per BlackBerry – sofort an die wartenden Kollegen verteilen. Dabei versteht sich von selbst, dass sie sich bemühen, auf jede Kleinigkeit zu achten und alles möglichst penibel zu beschreiben.

Willkommene Abwechslung

Fernschreiber Christina Bergmann

Ich lese diese "Pool-Berichte" immer mit großer Begeisterung. Besonders, wenn es um Dinner bei Kerzenschein, einen Ausflug zum Hamburger-Restaurant oder das Spielhaus der Obama-Töchter geht. Sind sie doch eine willkommene Abwechslung zu den Problemen der neuen US-Politik für Pakistan, den rechtlichen Konsequenzen der Chrysler-Insolvenz oder den haarsträubenden Details der Folteranweisungen der früheren US-Regierung.

Wie entspannend ist es zu erfahren, dass Barack mit seiner Michelle am letzten Samstag Abend noch ein bisschen händchenhaltend durch den Garten des Weißen Hauses schlenderte, nachdem beide vom gemeinsamen Abendessen zurückgekommen waren: "Sie gingen langsam den Weg hinunter, der von der Residenz wegführte. Sie kamen an dem Spielplatz mit den Schaukeln für die Kinder vorbei und verschwanden für ein paar Minuten aus unserer Sicht in Richtung des Gartens, den Mrs. Obama angelegt hat." Seufz. Was sie da wohl gemacht haben… Aber das konnten auch die Pool-Reporter nicht sagen. Irgendwo muss ja mal Schluss sein mit der Informationspflicht.

Der "Burger"-Präsident

Dafür war die Episode "Barack und Joe gehen auswärts essen" detailliert bis zum scharfen Senf, nach dem der Präsident im Burger-Restaurant "Ray’s Hell Burger" gefragt hat, als er mit seinem Vize Biden das traditionelle gemeinsame Mittagessen dorthin verlegte. Offensichtlich war allerdings die Aussprache des Präsidenten nicht die beste – oder die "Pooler" standen zu weit weg: "Ich habe gehört", so der minutiöse Bericht, "wie er einen "basic cheeseburger, medium well" bestellte. Aber jemand anders meinte, er habe einen "Schweizer Pilzburger" bestellt.

Fürs Protokoll: Die Filmaufnahmen, die später in allen Fernsehsendern zu sehen waren, belegten eindeutig: Barack Obama aß einen ganz normalen Cheeseburger. Alles andere würde ja auch gar nicht zu dem "Mann aus dem Volk" passen, der er ja nach diesem Auftritt eindeutig ist. Da könnte er ja gleich wieder den im Vorwahlkampf viel verspotteten Rucola-Salat ordern.

Wen interessiert das alles denn eigentlich, fragen Sie? Und was hat das mit den wirklichen Problemen des Präsidenten und der großen Politik zu tun? Gar nichts. Aber Sie haben diesen Bericht ja auch bis zum Ende gelesen.

Autorin: Christina Bergmann, Washington

Redaktion: Dirk Eckert