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Barcelona eine Nummer zu groß für Stuttgart

17. März 2010

Die Sensation ist ausgeblieben: Ohne schlecht Fußball zu spielen, bekommt der VfB Stuttgart beim 0:4 in Barcelona deutlich seine Grenzen aufgezeigt.

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Stuttgarter Spieler gehen mit hängenden Köpfen über den Platz (Foto: AP)
Hängende Köpfe bei den StuttgarternBild: AP

Hinten erstmal sicher stehen, so lautete die Devise des VfB Stuttgart gegen den schier übermächtigen Titelverteidiger aus Barcelona. Die Schwaben agierten zunächst sehr geschickt, nahmen die Gegner mit weit vor dem Tor stehender Viererkette früh auf und machten die Räume eng. Barcelona, das ohne den verletzten Mittelfeldstrategen Xavi und den formschwachen Sturmtank Zlatan Ibrahimovic auflief, war von Beginn an druckvoll und drängte auf ein frühes Tor. VfB-Keeper Jens Lehmann, der trotz seiner langen Karriere zum ersten Mal überhaupt im Estadio Camp Nou spielen durfte, zeigte bei einem frühen Schussversuch von Henry eine kleine Unsicherheit und sorgte für die erste Ecke. Danach entwickelte sich vor 80.000 Zuschauern ein munteres und temporeiches Spiel mit klarem, optischem Übergewicht auf katalanischer Seite, das sich bald auch in Zahlen ausdrückte.

Jubel Lionel Messi (Foto: AP)
40 Meter mit dem Ball am Fuß gelaufen, vier Gegner stehen gelassen und getroffen - Lionel MessiBild: AP

Messi zog in unnachahmlicher Art nach innen, wo ihn auch vier Stuttgarter Verteidiger nicht daran hindern konnten, aus 18 Metern zum 1:0 in den Winkel zu treffen (13. Minute). Ähnlich passiv wie bei Messis Tor zeigte sich die Stuttgarter Abwehr auch in der 22. Minute: Zwei schnelle Pässe genügten und Pedro hatte frei im Strafraum keine Mühe zum 2:0 abzuschließen. Das Ergebnis spielte Barcelona in die Karten. Die Katalanen verlegten sich darauf, den Vorsprung zu verwalten. Der VfB versuchte oftmals etwas umständlich aber immer vergeblich gegen die dicht stehende Defensive Barças durchzukommen. Die Partie verflachte, mit 2:0 für die Hausherren ging es in die Pause.

Lehmann provoziert

Nach dem Seitenwechsel kam bei den Stuttgartern Gebhardt für Celozzi, sonst änderte sich nichts: Der VfB versuchte weiter unermüdlich, Chancen zu erarbeiten, doch der Gegner war zu überlegen. Barcelona stand tief, eroberte viele Bälle und versuchte die schnellen Angreifer Messi und Henry in Kontersituationen zu bringen. Eine Viertelstunde dauerte es, bis zum nächsten Beweis für die Extraklasse des Titelverteidigers. Pedro setzte sich auf dem rechten Flügel durch und flankte, Alves legte mit der Hacke auf, Messi drehte sich einmal um die eigene Achse und schloss aus 19 Metern per Flachschuss unhaltbar zum 3:0 ab (60.). Spätestens jetzt war die Entscheidung gefallen.

Jens Lehmann lamentiert (Foto: AP)
Für Lehmann war es das letzte EuropapokalspielBild: AP

Die Spieler des VfB ergaben sich nun ihrem Schicksal und ließen Barça freier gewähren als noch zuvor. Messi hatte eine gute Kopfballchance (68.), scheiterte aber an Lehmann, der wohl das letzte Champions-League-Spiel seiner Karriere gemacht hat. Der 40-Jährige blieb sich aber auch bei seinem letzten Auftritt in der Königsklasse in soweit treu, dass er - obwohl bereits früh mit gelb bestraft - das Publikum mit Spielverzögerungen gegen sich aufbrachte und fortan bei jeder Aktion ein gellendes Pfeifkonzert erntete. Ähnlich laut, wie die Pfiffe gegen Lehmann, war allerdings der Jubel, als der eingewechselte Bojan mit einem erfolgreich abgeschlossenen Konter den 4:0-Endstand herstellte.

Deutlicher Klassenunterschied

"Mit dem dritten Tor war das Spiel entschieden", sagte VfB-Trainer Christian Gross nach der Partie, für den Lionel Messi den Unterschied ausmachte. "Er ist schnell, flink und extrem schwierig zu stoppen", lobte der Schweizer. Im Hinspiel habe man ein überragendes Spiel geliefert, aber im Rückspiel zwingende Abschlüsse vermissen lassen. "Sie waren einfach eine Klasse besser."

"Jeder muss das Spiel seines Lebens abliefern", hatte VfB-Sportdirektor Horst Heldt vor der Partie gefordert. Weil aber keiner seiner Spieler - auch bedingt durch die Leistung des Gegners - dazu im Stande war, blieb die insgeheim erhoffte Sensation schließlich aus. Der VfB Stuttgart hat - zumindest bis zum 0:3 - kein schlechtes Spiel gemacht, hatte der individuellen und mannschaftlichen Qualität der Katalanen aber letztlich nicht genug entgegen zu setzen.

Im zweiten Achtelfinalspiel des Abends setze sich Girondins Bordeaux gegen Olympiakos Piräus durch. Nach dem 1:0-Auswärtssieg im Hinspiel machten die Franzosen im Rückspiel mit einem 2:1 (1:0) vor heimischem Publikum alles klar.

Für das Viertelfinale der Champions League sind damit die folgenden acht Vereine qualifiziert: Bayern München, Inter Mailand, Manchester United, Olympique Lyon, ZSKA Moskau, der FC Arsenal, Girondins Bordeaux und der FC Barcelona.

Autor: Andreas Ziemons
Redaktion: Arnulf Boettcher