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Putschist unter Druck

Jana Pareigis / Klaudia Pape 4. März 2009

Vor 20 Jahren putschte er sich an die Macht im Sudan. Seitdem herrscht Omar al-Baschir über das seit Jahrzehnten von Bürgerkrieg und ethnischen Spannungen zerrissene Land.

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Sudans Präsident Omar al-BaschirBild: AP

Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir ist durch und durch Soldat. Der Bauernsohn schloss sich bereits mit 16 Jahren der sudanesischen Armee an und besuchte eine Militärakademie. Einen Hochschulabschluss hat er nicht.

In den 1980er Jahren kämpfte Al-Baschir gegen die Rebellen im Südsudan. Dabei musste er vor allem die strategisch wichtigen Ölfelder schützen. Heute, als Präsident, garantiert ihm das Öl nicht nur einen steten Fluss an Petrodollars, sondern auch die schützende Hand Chinas im UN-Sicherheitsrat. China ist der Hauptabnehmer sudanesischen Öls und sein größter Waffenlieferant.

Unblutig an die Macht geputscht

Sudan Öl Ölförderung Heglig Ölfeld
Die Ölvorräte im Land sichern Al-Baschirs Macht abBild: AP

1989 hatte sich Omar al-Baschir an der Spitze einer Gruppe von Offizieren an die Macht des größten afrikanischen Flächenstaates geputscht. Vier Jahre nach dem Putsch löste er die Junta auf und ist seitdem ziviler Präsident des Sudan. Unter ihm wurde im Land die islamische Gesetzgebung eingeführt. Mit seinem fundamentalistischen Islam brachte Baschir nicht nur die Christen und Animisten im Süden gegen sich auf, sondern auch die arabische Elite im Norden.

Viele Jahre hätten im Land allerdings noch andere die Strippen gezogen, meint der britische Sudan-Experte Alex de Waal. Die wichtigsten politischen Entscheidungen habe Islamistenführer Hassan al-Turabi getroffen. Bashir sei erst seit ein paar Jahren wirklich der starke Mann im Sudan.

De Waal beschreibt Al-Baschir als stolzen, emotionalen und in vieler Hinsticht sehr einfachen Menschen: "Er ist kein kultivierter Denker; er ist kein talentierter oder einfallsreicher Führer. Er ist jemand, der ins Rampenlicht gedrängt und jetzt von führenden Persönlichkeiten des Regimes gestützt wird", meint de Waal.

Völkermord in Darfur

Sudan, Kinder in einem Flüchtlingslager in Darfur
Flüchtlingskinder aus DarfurBild: picture-alliance/dpa

Al-Baschirs Rückhalt in der Bevölkerung ist hingegen gering. So beendete er zwar den Bürgerkrieg zwischen dem Nord- und Südsudan; dafür begann er 2003 mit der brutalen Niederschlagung von Aufständischen in der westlichen Provinz Darfur - auch mit Hilfe von Milizen. Rund 300.000 Menschen starben nach UN-Angaben bereits durch den Konflikt. Mehr als 2,5 Millionen sind geflohen. Der Präsident weigerte sich trotzdem jahrelang, der Stationierung einer gemeinsamen Friedenstruppe aus UN und Afrikanischer Union zuzustimmen.

Der 65-jährige Präsident will vor allem die Einheit Sudans - und dafür ist ihm fast jedes Mittel recht.