Basels nachtaktive Narren
Im Rheinland ist der Karneval zu Ende, im schweizerischen Basel ist er gerade erst losgegangen - in völliger Dunkelheit um vier Uhr morgens. Der "Morgestraich" ist ein Laternenumzug mit ungewöhnlichen Kostümen.
72 Stunden Ausnahmezustand
"Die drei scheenschte Dääg" - die drei schönsten Tage, so nennen die Basler ihre Fasnacht. Weil sie die 40-tägige Fastenzeit anders berechnen als die katholische Kirche, beginnt der Karneval später. Außerdem sind Saufgelage und Kamelle-Regen verpönt. Auftakt ist der "Morgestraich" - ein Laternenumzug in völliger Dunkelheit durch die Innenstadt.
Die Innenstadt bleibt dunkel
Sobald in Basel der Vier-Uhr-Schlag der Kirche St. Martin erklingt, wird es finster. Die Straßenbeleuchtung geht aus und alle Händler und Bürger sind angehalten, Schaufenster und sonstige Lichter auszuschalten. Nur dann wirken die Laternen so eindrucksvoll. Zum Start des Umzugs erklingt dann von Trommlern und Piccolo-Spielern die Melodie des "Morgestraichs".
Narrenfreiheit beim Umzug
Während des "Morgestraichs" gibt es feste Regeln. Zum Beispiel müssten alle, die mitziehen, Kostüme und eine Maske tragen. Wer nicht mitzieht, soll sich dagegen gar nicht verkleiden. Eine weitere Regel: Es gibt keine feste Route. Die Narren dürfen selbst entscheiden, wohin es sie in der Dunkelheit zieht.
Die Laterne auf dem Kopf
Tausende Menschen verfolgen jedes Jahr den Laternenzug in aller Frühe. Dafür bekommen sie einiges geboten: Rund 200 große Laternen tragen die Narren durch die Stadt - und noch viel mehr kleine. Wer keine Hände frei hat, um eine Laterne zu halten, muss sich anders behelfen. Zum "Morgestraich" sind als Musiker nur Trommler und Piccolo-Spieler zugelassen - und die tragen die Laterne als Kopfschmuck.
Immer die "Larve" mit dabei
Die Masken nennen die Baseler Narren "Larven". Ursprung ist das lateinische Wort "larva", das Gespenst bedeutet. Diese Masken werden entweder von den Narren selbst oder von Künstlern in sogenannten Larvenateliers hergestellt. Aus Kostengründen werden die Masken ebenso wie die Kostüme wiederverwendet - aber jedes Jahr dem aktuellen Motto angepasst.
Jeder, wie er mag
Für den Morgenstreich heißt die Kleiderordnung "Charivari" - das bedeutet, dass jedes Mitglied einer Gruppe - in Basel "Clique" genannt - ganz unabhängig vom jeweiligen Motto ("Sujet") ein Kostüm und eine Larve seiner Wahl anziehen darf. Deshalb gibt es immer ein Durcheinander aller Farben und Maskenformen.
"Mer mache dicht"
Das Motto der diesjährigen Basler Fasnacht lautet "Mer mache dicht" ("Wir machen dicht"). Das spielt in erster Linie darauf an, dass mehrere Traditionsgeschäfte in der Stadt wegen billigerer Konkurrenz aus Deutschland zugemacht haben. Aber auch die Debatte über geschlossene Grenzen macht eine Clique zum Thema.
Immer aktuell, immer persiflierend
Die großen Laternen der Fasnachtsvereine beschäftigen sich immer mit einem aktuellen Thema, das die Clique selbst auswählt. Wichtig bei den Sujets ist, dass sie persifliert, also grotesk und satirisch überzeichnet dargestellt werden - zum Beispiel mit einer kitschigen herzförmigen Laterne, die zwei küssende Männer zeigt.
Grande Finale
Wenn es Tag wird, endet der "Morgestraich". Die Narren machen ein paar Stunden Pause, um am Nachmittag bei dem großen Umzug, dem sogenannten Cortège, mitzuziehen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag dann trommeln, pfeifen und musizieren die Basler zum letzten Mal. Um vier Uhr morgens, nach genau 72 Stunden, ist "Ändstraich" - und Schluss mit dem närrischen Treiben.