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Bassajew bekennt sich

17. September 2004

Der tschetschenische Terrorist Schamil Bassajew hat sich nach Angaben einer Rebellen-Website zur Geiselnahme in Beslan bekannt. Er gilt als Drahtzieher diverser Anschläge in Russland.

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Schamil Bassajew (Archivfoto)Bild: AP


Die "erfolgreiche Kampfoperation" in Beslan Anfang September habe eines seiner Selbstmord-Kommandos durchgeführt, berichtete die Quelle (www.kavkazcenter.com) am Freitag (17.9.) unter Berufung auf eine angeblich von Bassajew verfasste Mail. "Die Operation ... in der Stadt Beslan (wurde ausgeführt) vom zweiten Märtyrer-Bataillon unter dem Befehl von Oberst Orstchojew", hieß es in der mit dem Kampfnamen Bassajews, Abdallah Schamil, unterzeichneten Interneterklärung.

Verantwortung auch für andere Terrorakte

Bassajew gab außerdem Moskau die Schuld für die mehr als 330 Todesopfer in Beslan. Die Geiselnehmer hätten den Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien gefordert, zumindest jedoch den Rücktritt Putins, erklärte Bassajew. Doch der Kreml habe die Erstürmung der Schule "um seiner imperialen Ambitionen und der Sicherung seines Throns willen" angeordnet. Den blutigen Ausgang des Geiseldramas vor zwei Wochen nannte Bassajew eine "schreckliche Tragödie". Insgesamt hielten die Extremisten in der Schule mehr als 1.100 Menschen zwei Tage lang ohne Wasser und Lebensmittel fest.

Bassajew erklärte weiter, die von ihm geführte Gruppe Rijadus-Salichin sei außerdem verantwortlich für die Bombenanschläge an einer Bushaltestelle sowie vor einer U-Bahn-Station in Moskau und für die Entführung und den Absturz zweier russischer Passagierflugzeuge. Insgesamt kamen bei der Serie von Terroranschlägen innerhalb von eineinhalb Wochen mehr als 430 Menschen ums Leben. In dem Schreiben bot Bassajew dem russischen Präsidenten Wladimir Putin "Sicherheit als Gegenleistung für Unabhängigkeit" an. Falls Russland seine Truppen aus Tschetschenien abziehe, "können wir garantieren, dass alle russischen Muslime Abstand nehmen vom bewaffneten Kampf gegen die Russische Föderation".

Putins Kampf gegen die Terroristen

Nach der Tragödie von Beslan hat Putin ein hartes Durchgreifen gegen Extremisten im Kaukasus angeordnet. Verhandlungen mit den Rebellenführern über eine Unabhängigkeit der russischen Provinz lehnt er ab und wirft den Separatistenführern vor, Teil einer "terroristischen Internationale" zu sein. Der Kreml hat schon vor dem Auftauchen des Bekennerschreibens Bassajew sowie den früheren tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow für die Geiselnahme in Beslan verantwortlich gemacht. Die russische Regierung hat ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf die beiden ausgesetzt.

Maschadow hatte eine Beteiligung an der Geiselnahme von Beslan in den vergangenen Wochen mehrfach durch einen Sprecher in London dementieren lassen und die Tat verurteilt. Bassajew ist der meistgesuchte Mann Russlands und hat sich seit Beginn des ersten Tschetschenien-Krieges Mitte der 1990er Jahre zu zahlreichen Anschlägen, Geiselnahmen und Überfällen bekannt. Bereits bei früheren Terrorakten wie der Geiselnahme im Moskauer Musicaltheater "Nordost" vor zwei Jahren oder Bombenanschlägen mit Dutzenden von Toten waren im Internet Bekennerschreiben Bassajews veröffentlicht worden. Die Web-Site des Kavkas-Zentrums, auf der die Erklärung veröffentlicht wurde, gilt als Sprachrohr Bassajews. (arn)