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Bastionen der Linken gefallen

13. November 2002

- Die Kommunalwahlen in Polen verändern die politische Landschaft im Staat beträchtlich

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Warschau, 13.11.2002, ZYCIE, poln.

Die Wahlen der Stadtpräsidenten (Oberbürgermeister - MD) haben zu einer sichtbaren Veränderung der politischen Landschaft Polens geführt. In Städten, die jahrelang als Domäne der Linken betrachtet wurden, siegten die Kandidaten der Opposition, in Krakau und Rzeszow wiederum, die als Bastion der Rechten galten, trugen die Kandidaten der SLD (Bündnis der Demokratischen Linken - MD) den Sieg davon. Generell gesehen waren die Kandidaten der SLD-UP (UP: Arbeitsunion - MD) in den meisten Städten die Verlierer. Für die größte Überraschung sorgte der Vorsitzende von ZChN (Christlich-Nationale Allianz - MD) Jerzy Kropowinski, der in Lodz, wo Leszek Miller seine Stammwählerschaft hat, den bisherigen Stadtpräsidenten Krzysztof Jagiello von der SLD-UP ablöste. Jagiello hatte in der letzten Wahlkampfphase die Unterstützung Millers gewinnen können. Dennoch verlor er.

Weniger überraschend ist der Sieg von Maian Jurczyk in Szczecin (Stettin - MD), wo der legendäre Führer der "Solidarnosc" bereits in der ersten Runde führte.

Für Überraschung sorgte dafür zweifellos Krakau. Knappe 1500 Stimmen entschieden über den Sieg des Kandidaten der Linken, Jacek Majchrowski, über Jozef Lassota, einen der "Übriggebliebenen" von der Freiheitsunion UW. In der ersten Runde hatte Lassota die Stimmenmehrheit für sich gewinnen können. In der zweiten hingegen gelang es ihm nicht, die besiegten Mitte-Rechts-Kandidaten auf seine Seite zu ziehen.

Ein ungewöhnliches Kunststück vollbrachte dagegen in Bydgoszcz (Bromberg - MD) Konstanty Dombrowicz. Der Kandidat der Bürgerplattform erhielt in der ersten Runde knappe 20 Prozent der Stimmen, sein Rivale von der Linken hingegen über 44 Prozent. In der zweiten Wahlrunde stimmten alle sechs Kandidaten, die eine Niederlage erlitten hatten, für Dombrowicz. Insgesamt votierten 44 Prozent aller Bürger von Bydgoszcz für ihn, und das war für seinen Sieg entscheidend.

Mit minimalem Abstand, nämlich mit 422 Stimmen, gewann die Wahlen in Zielona Gora (Grünberg - MD) Bozena Ronowicz, die für die Mitte-Rechtsparteien angetreten war. Die Kandidatin der Rechten besiegte den bisherigen Stadtpräsidenten Zygmunt Listowski, den die SLD-UP unterstützte.

Mit einer Mehrheit von knapp 2 500 Stimmen siegte in Kielce der Mitte-Rechts-Kandidat Wojciech Lubawski über den bisherigen Präsidenten Wlodzimierz Stepien von der SLD-UP. Stepien war im Wahlkampf unter anderem von Präsident Aleksander Kwasniewski unterstützt worden. 1200 Stimmen entschieden über den Sieg des ehemaligen AWS-Abgeordneten (AWS: Wahlaktion Solidarnosc - MD), Wladyslaw Skrzypek, im traditionell "roten" Wloclawek. Er gewann in der 2. Wahlrunde vor dem bisherigen Stadtpräsidenten Stanislaw Wawrzonkoski (SLD-UP) das Rennen. In Thorn gewann der Kandidat der Linken, Michal Zaleski. In der zweiten Runde ließ er den von der Bürgerunion protegierten UW-Abgeordneten Jan Wyrowinski hinter sich. Sein Sieg kann sich für die Thorner SLD jedoch eher als Problem denn als Sieg erweisen, da Zaleski mit den lokalen Strukturen des Bündnisses im Clinch liegt. (...)

Einen eindeutigen Sieg trug die Linke in Ermland-Masuren davon. In Olsztyn (Allenstein - MD), Elblag (Elbing - MD) und Elk wurden die Favoriten der SLD-UP zu Stadtpräsidenten gewählt: Czeslaw Malkowski, Henryk Slonina und Janusz Nowakowski.

Keine Überraschungen gab es hingegen in Gdansk (Danzig - MD) und Wroclaw (Breslau - MD). Vorhersagegemäß siegten hier die Kandidaten der Rechten. In Wroclaw konnte der von PO-PiS (Bürgerunion - Recht und Gerechtigkeit - MD) unterstützte Rafal Dutkiewicz mit 64 Prozent den Sieg für sich verbuchen. Er gewann problemlos gegen die Kandidatin der Linken Lidia Geriger de Oedenburg. In Gdansk wurde (mit 72,3 Prozent) der der Bürgerunion nahe stehende Pawel Adamowicz gewählt. Sein Gegner, der von der SLD-UP favorisierte Chefredakteur des "Glos Wybrzeza", Marek Formela, erhielt 27.7 Prozent der Wählerstimmen.

In Lublin wurde Andrzej Pruszkowski vom rechtsgerichteten Komitee "Recht und Familie" zum Stadtpräsidenten wieder gewählt. Er erzielte in der zweiten Wahlrunde 64,48 Prozent der Stimmen und machte vor dem einstigen Vizewoiwoden von Lublin, Wieslaw Brodowski von der SL-UP (35,52 Prozent), das Rennen. Eine Niederlage erlitt die Rechte hingegen in Rzeszow. Ihr Kandidat Andrzej Szlachta (der bisherige Stadtpräsident) siegte vor Tadeusz Ferenc, den die SLD-UP empfohlen hatte. (...) (TS)