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Batya Gur: Und Feuer fiel vom Himmel

Klaudia Prevezanos15. April 2006

Eine Serie von grausamen Morden erschüttert den israelischen Fernsehsender Kanal 1. Inspektor Ochajon stößt auf ein dunkles Geflecht von Beziehungen und Leidenschaften.

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Jede Hauptstadt sollte seinen eigenen Inspektor haben. In Jerusalem ermittelt seit seinem ersten Fall "Denn am Sabbat sollst du ruhen" Inspektor Michael Ochajon. Nun ist er wieder da in dem neuen Roman von Batya Gur: "Und Feuer fiel vom Himmel". Die biblischen deutschen Titel der sechs Ochajon-Fälle mag man nicht unbedingt schön finden, Wiedererkennungswert haben sie sicherlich.

Buchcover: Batya Gur - Und Feuer fiel vom Himmel

Leider kommt der intellektuelle und äußerst attraktive Chefermittler dieses Mal vor lauter Teamwork gar nicht so richtig zur Geltung neben seinen ganzen Kollegen und sonstigen Gehilfen. Und zwar weder als Inspektor noch als Mensch mit vertracktem Privatleben (allein erziehender Vater).

Hot Spot Fernsehen

Dieser Fall bedient sich eines in der Krimiszene äußert beliebten Schauplatzes: Mord in den Medien. Ach was Mord - Morde! Im staatlichen Fernsehsender. Drei Tote gibt es in der ersten Hälfte des Buches. Ein vierter folgt später. Bei den Medien ist halt viel los, scheint sich die Autorin gedacht zu haben. Doch auch das tägliche Durcheinander bei Kanal 1 scheint etwas dick aufgetragen zu sein. Allerdings hält es den Leser in Atem.

Das erste Mordopfer ist Tirza Rubin, eine langjährige und beliebte Mitarbeiterin des Senders. Niemand kann etwas Schlechtes über sie sagen. Nicht einmal ihr Ehemann Arie Rubin, den sie verlassen hat, um mit seinem besten Freund Benni Mejuchas zusammen zu leben. Der Freundschaft der beiden Männer hat das aber nicht geschadet - angeblich. Erst sieht ihr Tod zudem wie ein tragischer Unfall aus. Als sich herausstellt, dass wohl doch jemand nachgeholfen hat, stirbt Matti Cohen, der Mann, der Tirza als vermutlich letzter lebend gesehen hat. Die Polizei bekommt erstmal ziemliche Schwierigkeiten, denn der Zeuge bricht bei der Befragung im Polizeipräsidium zusammen. Kurz darauf ist er tot. Auch hier sieht es zunächst nach einem Unglück aus.

Die Lösung liegt in der Geschichte

Inspektor Ochajon und sein Team ermitteln in viele Richtungen, der Täter scheint aus dem Sender zu stammen, sicher ist das aber nicht. Der nächste Mord geschieht unbemerkt, als fast alle Tatverdächtigen in der Nähe sind - am hellen Tage und quasi im Nebenzimmer.

Mit Details wird der Leser daran erinnert, dass Ochajon in Israel ermittelt. Rubin und Benni waren Soldaten im Jom-Kippur-Krieg, das jüdische Chanukka-Fest steht vor der Tür, einigen Männern verrutscht ihre Kipa - das jüdische Käppchen - und orthodoxe Juden machen Druck auf den Sender, der über einen Korruptionsskandal berichtet. Die Lösung des Falles ist dann doch unerwartet eng mit der Geschichte des Staates Israel verbunden. Verbrechen der Vergangenheit drängen sich in die Gegenwart der Beteiligten. Aber auch wenn man darüber nicht viel weiß, wird man das Ende des Buches verstehen können und zu schätzen wissen.

Wer den leicht melancholischen Ochajon schon kennt, sollte auch diesen Roman lesen. Wer ihn noch kennen lernen möchte, sollte das nicht versäumen. Allerdings wird "Und Feuer fiel vom Himmel" der Abschied des Jerusalemer Inspektors sein. Die Autorin Batya Gur ist 2005 in Jerusalem gestorben.


Batya Gur
Und Feuer fiel vom Himmel
Goldmann, 2006
ISBN 3-442-30837-2
EUR 21.90