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Baubeginn für Holocaust-Mahnmal in Berlin

31. Oktober 2001

Zehn Jahre lang wurde heftigst darüber debattiert, ob überhaupt und wenn ja wie und falls nicht wie dann ... Jetzt endlich haben in Berlin die Bauarbeiten für das nationale Holocaust-Mahnmal begonnen.

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Außergewöhnliches Konzept für ein außergewöhnliches DenkmalBild: AP

Das deutsche Holocaust-Mahnmal wird im Herzen Berlins zwischen dem Brandenburger Tor und dem Potsdamer Platz entstehen. In unmittelbarer Nähe zur früheren Reichskanzlei Adolf Hitlers und dem "Führerbunker" soll das Denkmal nach seiner Fertigstellung im Jahre 2004 an das Schicksal der Millionen jüdischer Opfer im Nationalsozialismus erinnern.

Der erste Spatenstich war bereits für den Januar 2000 geplant gewesen, dem 55. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Anhaltende Debatten über die Art der Gestaltung und die Kosten hatten den Baubeginn jedoch immer weiter aufgeschoben. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der beim Start der Bauarbeiten am 30. Oktober dabei war, hatte sich für eine schnellstmögliche Realisierung eingesetzt. Letztlich schuf der Bundestag mit der Überweisung der ersten sieben Millionen im November 2000 Fakten.

Die Finanzierung des Denkmals in Höhe von 50 Millionen Mark sei gesichert. "Niemand sollte das in Zweifel ziehen", unterstrich Thierse jetzt noch einmal. Die Tiefbauarbeiten auf dem 19.000 Quadratmeter großem Gelände können beginnen, sobald eventuell noch verbliebene Kriegsmunition aus dem Zweiten Weltkrieg entfernt worden ist.

Stelenfeld als Ort der Erinnerung

Errichtet wird das Stelenfeld des international renommierten New Yorker Architekten Peter Eisenman. Sein Entwurf hatte sich erst im zweiten Wettbewerb um die Mahnmal-Gestaltung durchgesetzt. Der ursprünglich favorisierte Entwurf - eine 100 mal 100 Meter große "Grabplatte" mit 4,5 Millionen eingravierten Namen jüdischer Opfer - war auf zu viel Kritik gestoßen.

Eisenmans Mahnmal gestaltet sich nach mehreren überarbeiteten Fassungen als ein begehbares Labyrinth aus 2.700 Stelen. Beim Durchschreiten der Reihen mit unterschiedlich hohen Pfeilern, die auf scheinbar schwankendem Boden stehen, soll ein "Gefühl der Unsicherheit" ausgelöst werden.

Opfer aus der Statistik bergen

Ein unterirdisches Informationszentrum, in dem der Leidensweg der Juden nachgezeichnet ist, soll das Mahnmal ergänzen. In acht Meter unter der Erde liegenden Räumen werden die Stätten der Vernichtung und Einzelschicksale der Verfolgten dokumentiert, um die unfassbare, abstrakte Dimension des Holocausts zu konkretisieren. Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem wird dafür ihre Datenbank mit allen bekannten Namen der ermordeten Juden zur Verfügung stellen.

Schon jetzt rechnet die Mahnmal-Stiftung, die den Bau initiiert hat, mit 300.000 Besuchern im Jahr.

Historische Verantwortung Deutschlands

Lea Rosh sagte, heute verstehe sie, wie schwierig es für ein Volk sei, sich zu einem Verbrechen zu bekennen. "Mit größerem Abstand zu den Ereignissen wird aber die Zustimmung zum Mahnmal wachsen". Die bekannte Publizistin hatte den Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden vor dem Mauerfall 1989 gegründet und die Idee über Jahre hinweg leidenschaftlich verfolgt - mit Erfolg: Im Beschluss des Bundestages vom 25. Juni 1999 wurde die Einbindung eines Holocaust-Mahnmals in das neue Parlaments- und Regierungsviertel Berlins als Bekenntnis der Deutschen zur historischen Verantwortung fest geschrieben.