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Bayer goes New York

Michael Knigge24. Januar 2002

Nach dem Krisenjahr 2001 kann es für den deutschen Chemie- und Pharmariesen Bayer eigentlich nur aufwärts gehen. Mit dem Gang an die New Yorker Börse will der Konzern seine Neuausrichtung vorantreiben.

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Unter dem Kürzel BAY werden Bayer-Aktien in New York gehandeltBild: Bilderbox

Der achte August 2001 wird Bayer-Chef Manfred Schneider noch lange in Erinnerung bleiben. An diesem Tag nahm das Leverkusener Unternehmen mit dem Cholesterinsenker Lipobay/Baycol eines seiner umsatzstärksten Medikament wegen gefährlicher Nebenwirkungen vom Markt. Die Reaktion von Börse und Medien kam prompt: Der Kurs der Bayer-Aktie brach ein und der Konzern machte weltweit Negativ-Schlagzeilen.

Der 24. Januar 2002 wird Vorstandschef Schneider ebenfalls lange in Erinnerung bleiben. Er stand auf der Terrasse des New York Stock Exchange und läutete mit einem Lächeln den ersten Handelstag der Bayer-Aktien an der Wall Street ein. Die Bilder werden, zumindest in Deutschland, in den Nachrichtensendungen gezeigt und dem Kurs der Bayer-Aktien schadete das Listing an der New Yorker Börse auch nicht.

Partnersuche und Öffentlichkeitsarbeit

Mit der Handelsaufnahme an der Wall Street verfolgt Bayer nach eigenen Angaben mehrere Ziele. Der Chemie- und Pharma-Konzern erhält dadurch einen direkten Zugang zum amerikanischen Kapitalmarkt und kann seine Aktien als Währung für mögliche Übernahmen in den USA einsetzen. Außerdem erhofft sich Bayer durch den Börsengang verstärkte Aufmerksamkeit von US-Anlegern, die ausländische Aktien traditionell eher skeptisch betrachten. Das Ziel: Das Aktienkapital, das amerikanische Investoren am Leverkusener Unternehmen halten, zu erhöhen. Derzeit sind US-Anleger der Gesellschaft zufolge mit rund acht Prozent an der Bayer AG beteiligt.

Börsengang mit Verzug

Der Gang an die New Yorker Börse erfolgt mit Verspätung. Ursprünglich sollten Bayer-Aktien schon seit September an der Weltleitbörse gehandelt werden. Dann kam der Lipobay/Baycol-Skandal und die Pläne wurden auf Eis gelegt – Schadensbegrenzung lautete das Motto der nächsten Monate.

Umstrukturierung des Konzerns

Als Konsequenz aus dem Debakel um das Blockbuster-Medikament kündigte das Unternehmen eine von den Märkten lange geforderte Umstrukturierung an: Bayer wird künftig als Holding fungieren, unter deren Dach die vier Hauptgeschäftsbereiche angesiedelt werden. Die Sparten Gesundheit, Pflanzenschutz, Chemie und Kunststoffe sollen in Aktiengesellschaften umgewandelt und damit selbstständig geführt werden. Die Umwandlung soll nach Unternehmensangaben bis 2003 abgeschlossen werden.

Durch die Holding-Struktur will Bayer für die Geschäftsbereiche mehr Handlungsspielraum schaffen. Insbesondere die Suche nach internationalen Partnern soll durch die Selbstständigkeit der Sparten erleichtert werden. Während es Bayer durch den Kauf von Aventis-CropScience gelang seine Pflanzenschutzsparte kräftig auszubauen, sind die Leverkusener in den anderen Bereichen noch nicht fündig geworden. Die nächste Runde der Partnersuche läutet Bayer-Chef Schneider am Donnerstag in New York ein.