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Bayern

Jutta Wasserrab

Lederhosen, Weißwürste, das Schloss Neuschwanstein und schneebedeckte Alpen: Wer Bayern beschreiben will, kommt schnell auf diese Attribute. Aber ist das wirklich alles?

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Der Königssee im Berchtesgadener Land
Der Königssee im Berchtesgadener LandBild: AP

Hässliche Einfallstraßen, Großstadt-Tristesse und betonverbaute Vorstädte gibt es in Bayern wie anderswo in Deutschland. Aber es gibt ebenso unberührte Natur wie in keinem anderen Bundesland. Das Alpenpanorama mit Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, und die Felskulisse der Fränkischen Schweiz prägen Bayerns Gesicht ebenso wie die Flussauen um Donau und Main und Oberbayerns Seenplatte mit Chiemsee, Tegernsee, Königs-, Ammer- und Starnbergersee.

Hochdeutsch ja - aber lieber Dialekt

Mit Laptop und Lederhose in den Biergarten
Mit Laptop und Lederhose in den BiergartenBild: AP

Bayern ist das Bundesland, in dem es die meisten landwirtschaftlichen Betriebe gibt. Mehr als 300.000 Menschen arbeiten noch in der Landwirtschaft. Auf dem Land sind die Dorfgemeinschaften mit ihrer von alters her gewachsenen Struktur oft noch intakt, und auch wenn das Interesse bei den Jüngeren nachlässt - noch immer gehören Tracht und Volksmusik zum Dorfleben dazu. Außerdem ist in keinem Bundesland die Lust am Dialekt so unbändig wie unter den Bayern. Und Lust am Dialekt heißt: Lust an differenzierter Sprache, an Bayerisch, Schwäbisch, Fränkisch.

Lederhose ja - aber dazu ein Laptop

Doch als hinterwäldlerische Träger von Dirndl und Krachlederner ohne Hochdeutsch-Kenntnisse wollen sich die Bayern nicht sehen. Laptop und Lederhose - den Slogan verwendet Bayern mittlerweile gerne zur Selbstvermarktung, denn er suggeriert, dass in jüngster Zeit fest verwurzelte Tradition zusammen mit moderner Spitzentechnik eine harmonische Beziehung eingegangen sind. Tatsächlich arbeiten mehr als zwölf Prozent aller Beschäftigten im Freistaat in der Hochtechnologie - ein Spitzenwert im europäischen Vergleich. Namen wie Siemens, EADS oder BMW stehen für hochmoderne Entwicklungen. Trotzdem ist Bayern auch Agrarstaat geblieben. Immer noch wird mehr als die Hälfte seiner Fläche landwirtschaftlich genutzt, immer noch ist Bayern der größte Nahrungsmittel-Produzent in Deutschland. Und noch immer drückt die Land- und nicht die Stadtbevölkerung Bayern den politischen Stempel auf.

Wählen ja - aber immer die Gleichen

Bayern

Tiefschwarz wird in Bayern gewählt - also konservativ. Nach 1945 gab es bis jetzt nur einen einzigen Ministerpräsidenten in Bayern, der nicht der christlich-konservativen CSU, sondern der sozialdemokratischen SPD angehörte: Wilhelm Hoegner. Seit 1954 hat es die SPD aber zu keinem nennenswerten Stimmanteil mehr gebracht. Und so wird den Bayern nachgesagt, dass ihr Land eigentlich immer eine Monarchie geblieben ist - und das, obwohl der letzte bayerische König 1918 abdanken musste.