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Porträt FC Bayern

18. August 2010

Wenn man die Fans und die Experten vor der Saison nach ihrem Meistertipp fragt, dann kommt seit Jahren meist eine Antwort - Bayern München. Und das ist auch diesmal nicht anders. Klar, nach einer Saison der Superlative.

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Gewohnte Pose: Kapitän Mark van Bommel mit dem DFB-Pokal nach dem 4:0 am 15. Mai 2010 im Endspiel gegen Werder Bremen (Bild: AP/Michael Sohn)
Gewohnte Pose: Kapitän Mark van Bommel mit dem DFB-PokalBild: AP
Arjen Robben rauft sich die Haare nach dem verlorenen Champions League-Endspiel gegen Inter Mailand (Bild: AP/Victor R. Caivano)
Triple verpasst: Robben nach dem Finale in MadridBild: AP

Es mag schon etwas paradox wirken, wenn man das Porträt über den erfolgreichsten deutschen Fußballverein mit einer Niederlage beginnt. Die Mannschaft des FC Bayern hätte in der vergangenen Saison unsterblich werden können. Die Meisterschaft hatte sie gewonnen, mit teilweise überragenden Spielen. Den Pokal hatte das Team geholt – nach dem vielleicht einseitigsten Finale der Geschichte und einem 4:0 gegen Werder Bremen. Fehlte also nur noch die Krönung: das erste Triple in der Vereinsgeschichte.

Aber im Endspiel der Champions League musste sich das Team von Trainer Louis van Gaal der Überlegenheit von Inter Mailand beugen: "Wir haben verdient verloren, denke ich. Da müssen wir in einer sehr guten Verfassung sein gegen Inter, und das waren wir heute nicht“, musste der Niederländer anschließend anerkennen. So dominant wie im Frühjahr 2010 ist ein FC Bayern wohl noch nie zuvor aufgetreten. Trotz seiner 22 deutschen Meistertitel, trotz seiner 15 Pokalsiege, trotz seiner vier Landesmeister- oder Champions League-Triumphe. Aber auch wenn es diesmal nicht klappte mit der Krone Europas, die Münchener haben viele Sympathien gewonnen in letzten Saison.

FC Bayern alias FC Hoeneß

Uli Hoeneß in seinen drei Funktionen beim FC Bayern: Als Spieler, als Manager und als Präsident (Montage: picture-alliance/DW)
Uli Hoeneß - dynamisch als Spieler, nachdenklich als Manager, altersweise als Präsident?Bild: picture-alliance/dpa/DW

Einer, der ständig polarisiert, ist Uli Hoeneß. Zunächst, ab 1970, Spieler bei den Bayern, dann über 30 Jahre Manager und seit letztem Herbst Präsident des Vereins. Als er ins Funktionärsleben einstieg, war Bayern fast pleite. Heute regiert er einen der reichsten Clubs der Welt. "Ich habe immer versucht, dem FC Bayern zu dienen. Ich habe immer versucht, diesen Verein voranzubringen. Ich glaube, wenn ich dieses Gesamtwerk Bayern München heute anschaue, ist mir das nicht schlecht gelungen", sagte Hoeneß, als er an die Vereinsspitze gewählt wurde. Und wer will ihm widersprechen?

Der legendäre Torwart Sepp Maier bezeichnete den FC Bayern sogar mal als FC Hoeneß. Inzwischen hat mit Christian Nerlinger ein ehemaliger Bayern-Profi Hoeneß´ Managerposten übernommen und mit der Verpflichtung von Arjen Robben gleich einen Coup auf dem Transfermarkt gelandet. Zusammen mit Franck Ribery, Bastian Schweinsteiger, Mark van Bommel und Philipp Lahm ist er das Herzstück der "neuen" Bayern. Vor dieser Saison mussten sich die Bayern nicht großartig verstärken, sie holten lediglich einige ausgeliehene Profis zurück, wie Nationalspieler Toni Kroos.

Ein Niederländer als perfekter Bayer

FC Bayern Präsident Uli Hoeness, (li.), Spieler Arjen Robben, Mitte, der FC Bayern-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, 2. von rechts und Cheftrainer Louis van Gaal (re.), feiern auf dem Balkon des Rathauses in München am 23. Mai 2010, gemeinsam mit den Fans den Gewinn der Deutschen Meisterschaft und den des DFB-Pokals. (Bild: apn/Uwe Lein)
Das passt: Hoeneß, Robben, Rummenigge, van GaalBild: AP

Auf der Trainerbank hat man nach dem misslungenen Experiment mit Jürgen Klinsmann nun auch die Ideallösung gefunden: Louis van Gaal lebt den Verein: "Mir san mir – wir sind wir – und ich bin ich. Selbstbewusst, arrogant, dominant, ehrlich, arbeitsam, innovativ – aber auch warm und familiär.“ Van Gaal traf gleich nach seiner Verpflichtung den Ton der Münchener.

Die Laudatio auf den FC Bayern gebührt allerdings einem, der nie für den Verein gespielt hat. Günther Netzer, selbst Weltmeister und vielleicht der beste Spielmacher, den Deutschland je hatte: "Zu jeder Zeit war das mit enormer Qualität, mit enormer Klasse behaftet," schwärmt der ehemalige Real-Profi, "was die Präsidenten betraf, was die Führung betraf, was die Spieler betraf. Sie haben aus dem FC Bayern einen Verein gemacht, der einzigartig für Deutschland steht und ein Weltclub geworden ist.“

Fehlt nur noch das Triple. Vielleicht klappt es ja in der neuen Saison.

Autor: Tobias Oelmaier
Redaktion: Wolfgang van Kann