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Bayreuther Festspiele nach den Attentaten

Rick Fulker 25. Juli 2016

Hüfthohe Zäune, zahlreiche Polizisten und erstmals kein Schaulaufen auf dem roten Teppich. Bei den diesjährigen Festspielen in Bayreuth ist so einiges anders. Was genau, erzählt Stammgast und DW-Reporter Rick Fulker.

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Deutschland: Szene aus der Parsifal-Inszenierung der Bayreuther Festspiele 2016 (Foto: Bayreuther Festspiele/E. Nawrath)
Bild: Bayreuther Festspiele/E. Nawrath

Auf Bildern der Proben war vor dem Bayreuther Festspielhaus ein Zaun zu sehen. Dann kursierten Gerüchte, das gesamte Gelände sei in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen eingezäunt. Doch das stimmt so nicht. Die Straße, die zum berühmten Grünen Hügel mit dem Festspielhaus führt, ist für den Verkehr geöffnet. Lediglich vor und während der Eröffnungsaufführung von Richard Wagners "Parsifal" am Montagabend wird sie gesperrt.

Wie in den Jahren zuvor, ist aber trotzdem längst nicht alles. Aufgrund der jüngsten Gewalttaten in Deutschland finden die 105. Bayreuther Festspiele unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Trauerflor und strenge Kontrollen in Bayreuth

Ein großes Polizeiaufgebot sichert das Festivalgelände ab. Am Festspielhaus sind patrouillierende Einsatzkräfte zu sehen. Die Taschen von Besuchern und Zaungästen werden kontrolliert. Eine Polizeisprecherin sagte, die diesjährige Stimmung sei kein Vergleich zu den vergangenen Jahren. Die Flaggen entlang der Auffahrt zum Festspielhaus beweisen es einmal mehr: Sie sind in diesem Jahr mit Trauerflor versehen.

Aus Respekt vor den Opfern des Münchner Amoklaufs fiel das traditionelle Schaulaufen von Stars, Sternchen und Polit-Prominenz auf dem roten Teppich aus. Kein Klatsch und Tratsch also über festliche Kleider und gewagte Outfits am Eröffnungstag. Das hat es in der jüngeren Geschichte der Festspiele noch nie gegeben. Peter Emmerich, Pressesprecher der Wagner-Festspiele, kann sich jedenfalls nicht an einen ähnlichen Vorfall erinnern.

Deutschland von Gewalt erschüttert

Erst am Sonntagabend hat es den letzten Anschlag gegeben als es in der rund 40.000 Einwohnerstadt Ansbach, nur 135 Kilometer von Bayreuth entfernt, eine Explosion bei einem Musikfestival gegeben hat. Zwölf Menschen wurden verletzt. In der Folge hat Bayreuth die Sicherheitsmaßnahmen in diesem Jahr verstärkt. Das bekommen auch wir Journalisten deutlich zu spüren.

Deutschland Festspielhaus in Bayreuth. (Foto:DW/R. Fulker)
Absperrung vor der Hinterbühne und Eingang zum Pressebüro des Bayreuther FestspielhausesBild: DW/R. Fulker

Ich bin es gewohnt, am Rande der Festspiele Interviews zu führen. Seit 1989 war ich, abgesehen von zwei Unterbrechungen, bei allen Festspielen dabei. Der Interviewraum ist immer noch am selben Ort. Aber man gelangt jetzt anders dorthin - nicht durch den eigentlichen Presseeingang, sondern durch einen Seiteneingang. Als ich im Pressebüro meinen Ausweis vorzeigte, ein Formular ausfüllte und auf meine Interviewpartner wartete, ließ mich der ebenfalls anwesende Sicherheitsbeamte keine Sekunde aus den Augen.

Die vertraute Atmosphäre, die hier auf dem Grünen Hügel einst herrschte, das Gefühl, unter Freunden zu sein, wurde zugunsten von Sicherheitsmaßnahmen geopfert. Vielleicht zur Erleichterung vieler Menschen in diesem Land, das insgesamt vier Gewalttaten innerhalb einer Woche wegzustecken hat: Eine Axtattacke in einem Zug nahe Würzburg, den Amoklauf in München, einen Messerangriff in Reutlingen sowie eine Explosion auf einem Musikfestival in Ansbach. Ob all das Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Aufführungen haben wird, wird sich im Laufe des Festivals zeigen.