Bedrohliches Artensterben
Tier- und Pflanzenarten sterben etwa hundert mal schneller aus als noch vor einigen Jahrhunderten, so eine Studie. Auch die Menschheit könnte zu den baldigen Opfern zählen.
100 Mal schneller
Der Amerikanische Schwarzbär ist eine von mehr als 22.000 bedrohten Arten. Im zurückliegenden Jahrhundert war die Rate des Artensterbens mehr als 100 Mal höher als sie es ohne menschliche Aktivität gewesen wäre, warnen Wissenschaftler verschiedener amerikanischer Universitäten in einer gemeinsam veröffentlichten Studie. Der WWF geht davon aus, dass Tag für Tag 70 Arten aussterben.
Die Rote Liste wird länger und länger
Die Weltnaturschutzunion IUCN warnt: 41 Prozent aller Amphibien- und 26 Prozent aller Säugetierarten sind vom Aussterben bedroht. Dieser Titicaca-Riesenfrosch lebt nur im Titicacasee auf dem Hochplateau der Anden in Peru und Bolivien. In den frühen 1970er-Jahren war der Boden des Sees mit Millionen solcher Frösche besiedelt. Heute sind sie aus vielen Teilen des Sees fast völlig verschwunden.
Verschmutze Umwelt, gerodete Wälder
Die Gründe für das beschleunigte Artensterben sind größtenteils menschgemacht: Sie liegen unter anderem in der Klimaerwärmung, der Umweltverschmutzung und der Abholzung der Wälder. In den vergangenen 40 Jahren wurden jede Minute durchschnittlich 2000 Bäume gefällt, heißt es in einer anderen Studie.
Kaum entdeckt, schon ausgestorben
In der aktuellen Studie verglichen die Wissenschaftler die Rate des Artensterbens der heutigen Zeit mit den Raten früherer Epochen vor der Industrialisierung. Der Dodo (Bild) war bereits 100 Jahre nach seiner Entdeckung auf Mauritius ausgestorben - im Jahr 1690. Schuld am Ende des flugunfähigen Vogels waren eingeschleppte Ratten und Haustiere.
Fossilien als Vergleichswerte
Für ihre Analyse werteten die Forscher unter anderem Fossilien aus, die das Aussterben von Wirbeltier-Arten dokumentieren. Die Befunde sind grobe Schätzwerte - was auf der Erde in den 4,5 Milliarden Jahren ihres Bestehens exakt passierte, ist nicht präzise zu bestimmen. In den früheren Phasen starben pro Jahrhundert lediglich zwei von 10.000 Wirbelarten aus - zum Beispiel dieses Urpferd.
Bedrohte Ökosysteme
Mit den Arten gehen wichtige Funktionen der Ökosysteme verloren, etwa die Bestäubung von Pflanzen. Bei der momentanen Geschwindigkeit des Artensterbens werden wir Menschen innerhalb von drei Generationen auf viele Vorteile der Biodiversität verzichten müssen, so die Autoren der Studie. "Wir sägen den Ast ab, auf dem wir sitzen", sagt einer von ihnen, Paul Ehrlich von der Stanford University.
Gefahr für die Menschheit
Wenn nichts unternommen werde, "würde unsere Spezies vermutlich zu einem frühen Zeitpunkt verschwinden", sagt der Hauptautor der Studie, Gerardo Ceballos von der Universidad Nacional Autónoma de Mexico. Sollten zum Beispiel die Bienen aussterben, hätte das gravierende Folgen für die Getreideproduktion - eine Hungersnot wäre die Folge. Schon jetzt ist das Bienensterben ein weltweites Problem.
Schnelles Gegensteuern nötig
Die Autoren verbinden ihre Befunde mit einem eindringlichen Appell: Die Menschheit müsse ihre Bemühungen zum Erhalt bedrohter Arten "schnell erheblich verstärken". Insbesondere müssten der Verlust des natürlichen Lebensraums, die Ausbeutung der Natur und der Klimawandel angegangen werden. Ohne Gegensteuern würde es "Millionen Jahre" dauern, bis sich der Planet erhole.