1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Beethoven is Pop

27. März 2002

Grimmig entschlossener Blick, Stift und Partitur wie eine Waffe in der Hand. Porträts zeigen Beethoven als Heroen der Musikgeschichte. Vor 175 Jahren starb der berühmte Komponist, die Pop-Ikone der Klassik.

https://p.dw.com/p/220x
Beethoven-Denkmal in BonnBild: Internationales Beethovenfest Bonn

Die Prägnanz seiner musikalischen Motive und die vollendete Form seiner Kompositionen machten ihn populär verwertbar - von der Sender-Erkennungsmelodie bis zur Werbeuntermalung. Beethoven ist auch nach 175 Jahren ein populärer Star. Gleichzeitig lösen Fragen der Interpretation heute noch Streitigkeiten aus und bestätigen so den genialistischen Geist des musikalischen Aufklärers.

Eine "ganz ungebändigte Persönlichkeit"

Sein ungezügeltes Temperament ist häufig beschrieben worden. Nichtsdestotrotz wurde der in Bonn geborene Komponist in der Wiener Salongesellschaft rasch zu einem häufig und gern gesehenen Gast. Mitunter fühlte das Genie sich von Neid und Missgunst der Kollgegen verfolgt. Goethe sah in seinem Zeitgenossen eine "ganz ungebändigte Persönlichkeit", schätzte aber das Werk des jüngeren Künstlers. Unruhige politische Verhältnisse als Folge der Französischen Revolution erschwerten den Kontakt unter Künstlern und Intellektuellen. Dennoch verbreitete sich Beethovens Ruf in ganz Mitteleuropa.

Der König der "Klassiker"

Porträt von Ludwig van Beethoven
Bild: AP

Mit seiner Kanonisierung zum "Klassiker" im 19. Jahrhundert wurden Beethovens Werke zum zentralen Bestandteil des Konzertrepertoires und zum Vorbild für viele Komponisten. Vor allem seine 9 Sinfonien, 16 Streichquartette und 32 Klaviersonaten schufen einen formalen wie kompositorischen Standard, an dem sich die Komponisten künftig zu messen hatten.

"Seid umschlungen Millionen"

Die berühmteste seiner Sinfonien ist die Neunte, deren geradezu legendäres "Tatatataaa" überall auf der Welt geschmettert wird, besonders aber in Japan. Nirgendwo erklingt die "Ode an die Freude" häufiger als am letzten Tag des Jahres im fernen Japan. Mehr als 100 Mal wird die "Dai Ku" , wie die Neunte Symphonie" auf Japanisch heißt, von Chören mit bis zu 10.000 Sängern in deutscher Sprache aufgeführt. Dabei handelt es sich nur um professionelle Orchester.

"Die Neunte gehört schon zu Japans Kulturlandschaft", sagt Taiichiro Oguri, Leiter der Konzertabteilung der Musashino Musikakademie in Tokio, Japans größter Musikhochschule. Praktisch jeder kennt sie. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete sich die Sinfonie wellenartig. Sie wurde zur seelischen Erbauung aus den Trümmern des verlorenen Krieges gespielt. Heute wird Beethovens Klassiker sogar in Karaoke-Bars geschmettert.

"Ludwig! Ich verehre Sie!"

Nach Angaben des Musikkonzerns EMI in Köln gehört Ludwig van Beethoven 175 Jahre nach seinem Tod zu den "Top 5" der klassischen Komponisten. Im nahen Bonn zieht es jährlich mehr als 90.000 Touristen aus aller Welt in das Geburtshaus des berühmten Sohnes. "Ludwig! Ich verehre Sie!" steht auf Französisch im Besucherbuch des Beethoven-Hauses. Die Dauerausstellung zeigt mehr als 150 Objekte, unter anderem Beethovens letzter Flügel, seine Hörrohre, dazu Briefe und handschriftliche Partituren.

Stolz ist das Museum vor allem auf den Besitz der Lebend- und Totenmaske, einer Bronzebüste und zahlreicher Porträts des Musikers. Sie zeigen ihn, so wie ihn auch Andy Warhol 1985 porträtiert hatte: grimmig, ernst, nicht im Ansatz ein Lächeln. (cg)