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Befehlsverweigerer sind unerwünscht

Bettina Marx7. März 2004

In Israel werden alle jungen Frauen und Männer zum Militärdienst zwangsverpflichtet. Wer sich weigert, wandert ins Gefängnis. Trotzdem lehnen einige den Griff zur Waffe ab - andere dagegen greifen umso beherzter zu.

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Der Krieg bestimmt den Alltag beim Militärdienst in IsraelBild: AP

Im letzten Jahr haben israelische Elitesoldaten mit ihrer Befehlsverweigerung, Luftangriffe auf palästinensische Bevölkerungszentren zu fliegen, international Schlagzeilen gemacht. Neben diesen Elitesoldaten gibt es auch junge Wehrpflichtige, die den Militärdienst für Israel aus politischen oder ideologischen Gründen komplett ablehnen. Doch auch wenn die Zahl der Wehrdienstverweigerer nach Schätzungen vieler Fachleute zunimmt, hat die israelische Armee keine Nachwuchssorgen. Nach wie vor stellen die meisten Schulabgänger die Wehrpflicht nicht in Frage. Viele von ihnen melden sich sogar freiwillig für den gefährlichen Dienst in den Kampfeinheiten.

Eine von Ihnen ist die siebzehnjährige Shani Ben Simon. Sie ist klein, zierlich und bildhübsch und ihr Karrierewunsch scheint so gar nicht zu ihrem äußeren Erscheinungsbild zu passen. Sie möchte einer der ersten weiblichen Kapitäne bei der Marine werden. Aber sie mache das nicht, um zu beweisen, dass eine Frau so etwas machen kann. "Ich mache das, weil ich das für mich will." Shani wohnt in Raanana, einer kleinen Stadt nördlich von Tel Aviv. Sie bereitet sich gerade auf ihr Abitur vor und anschließend wird sie, wie die meisten ihrer Altersgenossen ihren Militärdienst absolvieren.

Weg aus der Sackgasse

In Israel gilt die Wehrpflicht für Männer und Frauen. Und trotz der schwierigen politischen Situation im Nahen Osten folgen die meisten jungen Leute dem Einberufungsbefehl willig. Auch Shanis Klassenkamerad Ron Shamir stellt die Wehrpflicht in Israel nicht in Frage. "Wir befinden uns in einer Sackgasse mit den Palästinensern, wir sind in einer Lage, in der eigentlich keiner sein will. Aber ich verstehe das schwere Problem, das wir haben und ich glaube, ich muss mein Bestes geben, um meinem Volk zu helfen, damit wir hier besser leben können."

Am liebsten möchte Ron in das Musikcorps, denn seit zehn Jahren spielt er Saxophon. Wenn das nicht klappt, dann will er am liebsten ein Fighter werden, ein Kämpfer. So wie Daniel Benn aus der Gemeinschaftssiedlung Moshav Dvora in der Nähe von Afula. Seit anderthalb Jahren dient der 21-jährige in einer Artillerie-Einheit, die in der Nähe der palästinensischen Stadt Kalkilija stationiert ist.

Dienst aus Überzeugung?

Die kleine Militärbasis ist äußerst spartanisch eingerichtet. Ein paar Baracken stehen hier auf staubigem Boden, die jungen Soldaten schlafen in Doppelstockbetten, die in winzigen Räumen stehen. Doch Daniel stören die beengten Verhältnisse nicht. Er ist zufrieden mit seinem Dienst in der israelischen Armee, denn er macht das, was er immer tun wollte. "Ich habe das Gefühl, dass der Staat mir viel gegeben hat. Er hat mich beschützt, bis ich achtzehn war und dann war die Zeit für mich gekommen, etwas zurückzugeben."

Doch nicht alle jungen Israelis sind so überzeugt vom Militärdienst wie Daniel. Nach Schätzungen von Fachleuten nimmt die Wehrdienstverweigerung zu. Erst kürzlich wurden fünf junge Männer zu Haftstrafen verurteilt, weil sie den Dienst aus politischen Gründen ablehnten.