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Begegnungen im Land der Millionen Klaviere

Matthias von Hein28. Februar 2006

In China scheint alles zu boomen - auch die westliche klassische Musik. Begegnungen von Musikern aus beiden Ländern sollen nun das gemeinsame Musizieren fördern.

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139 Klaviere auf einer Bühne in Hangzhou (2004)Bild: dpa
Ein Mädchen spielt im Musikunterricht Geige
Ein Mädchen spielt an der Privatschule "South Ocean International School" in Qingdao.Bild: dpa

In Chinas boomender Südprovinz Guangdong steht die Pianofabrik "Pearl River" - es ist die Größte der Welt; im März 2006 wird die Auslieferung des einmillionsten Klavieres gefeiert werden. Aber in China werden Klaviere nicht nur gebaut, sondern auch gespielt: Junge chinesische Virtuosen wie Lang Lang feiern Erfolge in den Konzertsälen der Welt. Das war nicht immer so. Erst mit der Wirtschaftsöffnung in den 1980er Jahren hat auch westliche Musik Einzug in chinesische Konzertsäle gehalten.

Einzelkind ans Instrument

Im Mozart-Jahr 2006 steht der klassische Komponist ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Chinesen. Das Interesse an klassischer Musik in China ist riesig. Und wer es sich leisten kann, lässt sein Einzelkind ein westliches Instrument erlernen. Die Begeisterung für europäische Musik in China blieb auch dem Deutschen Musikrat, dem größten nationalen Musikdachverband, nicht verborgen.

Der chinesische Pianist Lang Lang
Der chinesische Pianist Lang LangBild: dpa

Dessen Präsident Martin Krüger reiste unlängst zu einer ersten Kontaktaufnahme nach China. Ein Land, dessen Musikleben im Herbst 2005 ganz im Zeichen deutscher Musik stand: Im Oktober war zum ersten Mal in China Richard Wagners monumentaler "Ring des Nibelungen" mit allen vier Teilen uraufgeführt worden - vom Staatstheater Nürnberg. Das Rundfunksinfonieorchester Stuttgart hatte beim "Beijing Music Festival" gespielt - ebenso die Berliner Sinfoniker, die daneben auch in Schanghai auftraten. Krüger erlebte die Gespräche zwischen dem deutschen und dem chinesischen Musikrat bezüglich eines Austauschprogrammes als fruchtbar: "Was wir jetzt andenken, ist nicht neu. Das Besondere ist, dass es auf nationaler und offizieller Ebene geschehen wird." Erstmals kamen die beiden Institutionen hoch offiziell zusammen - wichtig in China, wie Krüger erfahren hat: "Protokollarische Fragen spielen in China eine große Rolle."

Eine Adresse in China

So bekommt jetzt auch der Deutsche Musikrat eine Adresse in China. Der in Deutschland ausgebildete Musiker Yang Lin wird künftig in Peking die Schnittstelle zwischen deutschem und chinesischem Musikleben bilden.

Die vereinbarte Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen deutschem und chinesischem Musikrat soll sich konkret vor allem in Begegnungen zwischen Musikern aus beiden Ländern niederschlagen. Vereinbart wurden mehrere musterhafte Projekte: Dazu gehört ein gemeinsames deutsch-chinesisches Ensemble. Das soll bei repräsentativen Anlässen aufspielen. Krüger denkt da zum Beispiel an die Eröffnung des chinesischen Kulturzentrums in Berlin.

Gemeinsames Orchester

Für das bevorstehende deutsch-chinesische Kulturjahr 2007 soll zudem ein gemeinsames Jugendsinfonieorchester ins Leben gerufen werden. Und auch für den Bereich der traditionellen Musik sind vermehrt Begegnungen geplant. Dabei will der deutsche Musikrat das Rad nicht neu erfinden. Krüger sieht die Rolle des Musikrates ganz pragmatisch: "Tatsächlich könnte man sagen, dass sich in den angedachten Projekten etwas bündeln würde, das auf anderen Ebenen in unmittelbarer Begegnung an verschiedenen Stellen schon geschieht. Und zwar im Laienbereich ganz genauso wie im semiprofessionellen oder professionellen Bereich."